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Die Bezeichnung „Praxismanager“ klingt zunächst nach Schreibtisch, Planung und viel Papier. Wer aber einen Fuß in eine Hamburger Zahnarztpraxis setzt, ahnt schnell: Hier agiert niemand im luftleeren Raum. Im Hamburger Stadtbild, zwischen hanseatischer Zurückhaltung und urbanem Aufbruch, sind die Rollen selten eindeutig verteilt. Gerade für neu angekommene Praxismanager:innen oder jene, die sich aus dem klassischen Helfer- oder Abrechnungsbereich nach vorn tasten, gibt es wenig Routine – dafür ordentlich Spielraum, Nervenprobe und, ja, auch Gestaltungslust.
Was die Berufsbezeichnung häufig kaschiert: Die Aufgaben sind nicht auf Organisation und Verwaltung beschränkt. Ich habe mehr als einmal erlebt, dass frischgebackene Praxismanager:innen beim ersten Teammeeting noch an die klassische Zettelwirtschaft glauben und dann recht abrupt feststellen, dass sie stattdessen als Übersetzer:in zwischen Personal, Patienten und Chefärzt:in gebraucht werden. Es reicht eben nicht, ein paar Formulare zu jonglieren. Viel eher gleicht der Job einer Mischung aus Konfliktmanager, Datenschutzprofi, improvisierendem Gastgeber und, wenn die Stimmung kippt, manchmal auch Frustrationstherapeut. Eine blumige Metapher? Vielleicht, aber in Altona oder Winterhude geht es selten nur um reibungslose Abläufe.
Gerade in Hamburg, das muss man neidlos anerkennen, ist die Branche dicht besetzt: Praxen zwischen Tradition und Trend, ambitionierte Ketten und unabhängige Häuser kämpfen nicht nur um Patienten, sondern auch um kluge Köpfe fürs Backoffice. Die Anforderungen? Handfest, aber nie langweilig. Personalplanung, Materialmanagement, Hygienevorgaben, Terminkoordination, QM – und dann der ganz eigene Hamburger Charme im Umgang mit Patienten, die es gewohnt sind, zu vergleichen. Wer glaubt, der Job sei „Verwaltung“ im herkömmlichen Sinn, unterschätzt die sozialen Feinheiten, die zwischen Tür und Labor täglich neu ausgehandelt werden. Das kann überfordern, ja. Aber es ist auch eine Art Teststrecke für Kommunikationstalente. Wer konfliktscheu ist, erlebt spätestens beim dritten Praxisausfall oder bei plötzlichen Krankmeldungen ein Déjà-vu, das nicht einmal ein Digitalisierungsschub wegwischt.
Apropos Digitalisierung: Hamburg entwickelt sich hier quirliger als mancher denkt. Viele Praxen setzen längst nicht mehr nur auf Terminbuchungs-Apps und Abrechnungssoftware, sondern experimentieren mit digitalen Patientenakten, Videoaufklärung und Telekonsilen – oft unter dem launigen Blick einer Behördenwelt, die noch Analogbelege liebt. Wer als Praxismanager oder -managerin der Technik skeptisch begegnet, tut sich keinen Gefallen. Gleichzeitig, das ist die Krux, fehlt es bis heute an einheitlichen Weiterbildungen mit echter Tiefe. Zwar bieten Kammern und private Institute Kurse von Abrechnung bis Leadership, doch der tatsächliche Mehrwert schwankt stark. Tipp aus eigener Erfahrung: Wer sich blind auf das Zertifikat verlässt, der steht oft mit leeren Händen vor einer hochmodernen, aber widerspenstigen Praxissoftware.
Okay, Zahlen zum Schluss – niemand redet gern darüber, aber gefragt wird trotzdem immer: Die Einstiegsgehälter für Praxismanager:innen in Hamburger Zahnarztpraxen bewegen sich, je nach Größe und Anspruch der Praxis, meistens zwischen 2.800 € und 3.400 €. Mit Erfahrung, Zusatzqualifikationen und Mut zur Verantwortung sind auch 3.600 € bis 4.200 € drin, vor allem in größeren MVZ oder Praxen mit ausgefeilter Struktur. Dennoch: Gehalt ohne Belastbarkeit ist wie Hafen ohne Wasser – was viele unterschätzen, ist die ständige Erreichbarkeit (manchmal auch am Wochenende) und der mentale Spagat zwischen Fürsorge und knallharten wirtschaftlichen Vorgaben.
Unterm Strich, das ist meine ehrliche Bilanz, ist der Job als Praxismanager:in am Hamburger Zahnarztstuhl die perfekte Mischung aus Organisation, Kommunikation und gelegentlichem Krisenmanagement. Wer die sprichwörtliche hanseatische Gelassenheit mit einer Prise Selbstironie paaren kann – und keine Angst vor Chaos hat, das nie ganz aus der Tür verschwindet –, findet in diesem Beruf mehr als nur einen sicheren Arbeitsplatz. Man findet eine Bühne, auf der Stillstand selten ist. Und an schlechten Tagen? Da hilft ein Spaziergang an der Elbe oder ein kurzer Blick über das Blankeneser Treppenviertel – und schon wirkt auch das wildeste Terminkarussell ein wenig weniger schwindelerregend.
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