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Es klingt zunächst harmlos, fast administrativ: Praxismanager in der Zahnarztpraxis. Ein bisschen Organisation, etwas Bürokratie, der Draht zur Abrechnungskasse – fertig ist der Job. Doch wer so denkt, sollte sich auf Überraschungen gefasst machen. Der Alltag in Erfurter Praxen fühlt sich oft eher nach einer stillen Generalprobe fürs Improvisationstheater an. Und das meine ich durchaus respektvoll – denn der Begriff „Manager“ bekommt gerade im Gesundheitswesen einen bodenständigen, beinahe altmodisch ehrlichen Klang. Manchmal vermisst man die altväterliche Wärme, während man sich durch Stapel von Kostenvoranschlägen kämpft. Aber vielleicht ist genau das der Reiz.
Es gibt Tage, da gleicht die Zahnarztpraxis einer Mischung aus Hochsicherheitslabor, Familienbetrieb und Servicewüste. Der Praxismanager – oder die Praxismanagerin, meistens sind es tatsächlich Frauen – kennt diesen Wahnsinn aus dem Effeff. Ob es um die lückenlose Dokumentation der Hygienevorschriften geht, die tägliche Schweigepflichtunterweisung (gefühlt) oder die telefonische Soforthilfe für aufgebrachte Patienten mit abgebrochenem Schneidezahn: Man ist Ansprechpartner, Troubleshooter, Zahlenversteher und, weil es niemand anders macht, eben auch mal Chef der Kaffeemaschine. Die Grenzen verschwimmen. Die Mitarbeiterinnen, wie häufig in Erfurt aus der Region stammend, erwarten Klarheit, aber keine Besserwisserei. Was viele unterschätzen: Der eigentliche Job ist, Übersicht zu behalten, wenn alle gerade durchdrehen – und ja, im Notfall auch mal das Toilettenpapier nachzufüllen. Kein Witz.
Mancher denkt, Erfurt sei provinziell. Ich halte das für ein Missverständnis. Die Stadt wächst, nicht immer spektakulär, aber stetig – auch dank Studentenzuzug, Mittelstand und einer Mischung aus alteingesessenen und neuen Zahnarztpraxen. Auffällig ist: Die Anforderungen an Praxismanager sind höher geworden. Digitalisierung ist nicht mehr Selbstzweck, sondern an manchen Tagen Rettungsring: Wer mit Praxissoftware, DSGVO-Anforderungen, eRechnungen und neuen Bildgebungsverfahren jonglieren kann, besitzt einen klaren Vorteil. Routine? Fehlanzeige. Jeden Monat etwas anderes, gefühlt alle sechs Wochen eine neue Abrechnungsrichtlinie. In Erfurt verschärft das den Wettbewerb – diejenigen, die Lernbereitschaft und Durchhaltevermögen mitbringen, sichern sich die besseren Jobs, auch wenn alte Hasen gern das Gegenteil behaupten.
Über Geld reden? Unangenehm. Muss aber sein. Wer als Praxismanager in Erfurt anfängt, landet nach meiner Erfahrung meist bei 2.800 € bis 3.200 € monatlich, mit der Option auf Steigerung bei Zusatzqualifikationen oder Leitungskompetenz. Klingt erst einmal solide. Mit steigender Verantwortung – oder der Fähigkeit, IT-Probleme halbwegs zu lösen – sind durchaus 3.400 € bis 3.800 € drin. Aber, und das ist die Krux: Zwischen formalen Abschlüssen, individueller Belastbarkeit und realer Durchsetzungskraft klaffen gewaltige Lücken. Wer Papiertiger ist, bleibt auf der Strecke. Wer dagegen den Laden zusammenhält, kann – zumindest regional – durchaus verhandeln. In Familienpraxen gibt’s manchmal etwas Sachlohn statt extra Geld, was charmant klingt, aber letztlich die Miete nicht zahlt.
Erfurt ist keine Metropole, doch Stillstand gibt es hier genauso wenig wie im Rest des Landes. Die Universitätsnähe begünstigt zwar ein gewisses Bildungsangebot, speziellere Weiterbildungen (Controlling, Qualitätsmanagement oder Kommunikationspsychologie für den Praxisalltag) werden aber teils nur als Präsenzkurse in größeren Städten angeboten. Wer sich ein bisschen regional vernetzt – ohne in die Falle der ewigen Fortbildungsspirale zu geraten – erweitert nicht nur den eigenen Horizont, sondern macht sich auf dem lokalen Arbeitsmarkt fast unverzichtbar. Das klingt nach Werbebroschüre, ist aber einfach Fakt: Wer immer nur das tut, was er schon kann, wird irgendwann von der eigenen Routine überholt – spätestens wenn das nächste Software-Update alle liebgewonnenen Arbeitsschritte ins digitale Jenseits schickt. Denkt dran: Veränderung geht nicht nur von oben – manchmal reicht auch einfach der erste Schritt aus dem eigenen Komfortbereich.
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