meydent - Dres. Meyer & Kollegen | 26122 Oldenburg
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
meydent - Dres. Meyer & Kollegen | 26122 Oldenburg
Der Titel klingt schon nach sauber gestapelten Formularen und akkurater Ablage. Verwaltung, Organisation, Kommunikation – irgendwo dazwischen steckt das Berufsbild Praxismanager in der Zahnarztpraxis. Aber wenn ich mir das hier in Bremen so anschaue, dann ist das in Wahrheit weit mehr – ein rollierendes Spielfeld zwischen Teamcoach, Prozesslenker und lokaler Allzweckwaffe. Und ehrlich: Mit ein bisschen Kalenderpflege und Rechnungen begleichen ist es längst nicht getan. Bremische Gelassenheit hin oder her.
Erstmal zum Handfesten: Die Praxismanagerin, der Praxismanager – das sind keineswegs nur „die da im Büro“. Wer den Laden am Laufen hält, jongliert täglich mit Termindruck, vielstimmigen Kolleginnen, gestressten Patienten und Chefin/nen, die wie die sprichwörtliche Katze mal Streicheleinheiten, mal klare Anweisungen brauchen. Mal wird der Brandschutzplan gecheckt, dann ein Azubi eingebremst und zwischendrin noch ein neuer Datenschutzprozess umgesetzt. Kein Witz: Es gibt Tage, an denen man sich fast wie der Sheriff auf dem Marktplatz Fesenfeld fühlt – samt Gesetzesbuch, Klemmbrett und Durchblick, wenn’s ruppig wird.
Klar, Bremen ist keine Millionenstadt, aber die Praxen sind oft ausgesprochen unterschiedlich aufgestellt: vom hochmodernen MVZ-Konstrukt am Europahafen bis zur alteingesessenen Ein-Zimmer-Praxis in Findorff. Und wehe, man denkt, der Alltag sei überall gleich – von wegen. Gerade in städtischen Gegenden wie Schwachhausen mischen sich Patientenerwartungen: Die einen wollen beratungspflichtige Zusatzleistungen, die anderen fragen noch nach dem alten Überweisungsschein. Praxismanagement heißt hier: den Spagat hinlegen, ohne sich selbst zu zerreißen.
Was erwartet Neulinge? Eine solide kaufmännische oder zahnmedizinische Ausbildung bildet die Basis, aber wer nicht schnell lernt, auch aus dem Stegreif zu improvisieren, wird selten zur festen Größe. Krude Akten? Alltag. Digitalisierungsschub durch neue Abrechnungssoftware? Kommt sicher. Der Gesetzgeber? Schraubt beinahe jährlich an Verträgen, Datenschutz und Strukturen. Was viele unterschätzen: Man jongliert oft nicht nur mit Zahlen, sondern mit riesigen Portionen Empathie und Pragmatismus. Zahlen lesen können ist das Eine; wenn die Ärztin um zwanzig Uhr erschöpft durchs Büro trottet und fünf offene Baustellen auf den Tisch klatscht, ist analytisches Denken gefragt – aber manchmal hilft nur ein trockener Spruch und der nächste Kaffee.
Geld. Muss man drüber reden. In Bremen rangiert das Gehalt meist zwischen 2.700 € und 3.400 €, wobei vereinzelt deutlich mehr möglich ist – je nach Größe der Praxis und Qualifikation. Die Spreizung? Nicht selten. Wer im Hightech-Betrieb mit Personalverantwortung anheuert, kratzt durchaus an der 3.800 €-Marke, während kleinere Praxen oft zurückhaltender vergüten. Fortbildungen – etwa im Bereich Praxismanagement, Abrechnung oder IT – sind fast schon Pflicht. Ob das alleine reicht, um mit den steigenden Anforderungen, vor allem beim Digitalen, mitzuhalten? Manchmal zweifle ich. Perspektivisch aber: Wer sich nicht permanent auf neue Routinen, wechselnde Vorschriften und situativen Teamstress einlässt, bleibt schnell nur Verwalter – dabei schreit das Berufsfeld geradezu nach Anpacker-Typen mit Contenance und einem Gespür für die kleinen Nöte des Alltags.
Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt ein ideales Profil für diese Rolle gibt. Wer’s zu ordentlich, zu abwartend oder zu wenig menschenorientiert angeht, wird wenig Freude und noch weniger Wirksamkeit erleben. Wer aber bereit ist, das administrative Chaos als tägliche Herausforderung zu nehmen – mit Herz, Verstand und einer gewissen bremischen Gelassenheit –, der findet im Praxismanagement eine Bühne, auf der es selten langweilig wird. Oder, um es norddeutsch zu sagen: Unten am Weserufer weht zwar meist ein rauer Wind. Aber wer einen kühlen Kopf und den Mut zur Improvisation mitbringt, wird nicht so schnell untergehen.
Das könnte Sie auch interessieren