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Connext Communication GmbH | 33098 Paderborn
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Wer in Kassel morgens in die kalte Küche eines italienischen Restaurants tritt und vor dem noch schlaftrunkenen Herd steht, spürt schnell – hier schlägt das Herz nicht mit dem Takt der Industrie, sondern mit der Handarbeit. Pizzabäcker sein, das klingt manchmal banaler, als es am Ende ist. Aber wie realistisch ist dieser Beruf für Menschen, die frisch durchstarten oder das Arbeitshandbuch gerade nochmal umschreiben wollen?
Ich sage es offen: Wer Pizza machen auf „Knopfdruck“ für einen Nebenjob hält, hat sich vermutlich noch nie die gegerbten Hände eines erfahrenen Pizzaiolos angeschaut. In Kassel kommt dazu ein gewisser Hang zum Pragmatismus – und eine Kundschaft, deren Geschmackstreue manchmal widersprüchlicher ist als das Wetter Ende März. Klassischer Teig von Hand? Ja, das wird geschätzt. Aber glutenfrei, Bio und vegan schwingen inzwischen genauso mit. Oder wie mir neulich ein Kochkollege sagte: „Heute kannst du nicht mal ’ne Quattro Stagioni machen, ohne dass mindestens drei Extrawünsche vom Tisch kommen.“ Willkommen im richtigen Leben.
Wenn ich auf die Pizzerienlandschaft in Kassel schaue, überrascht mich die Mischung aus ambitionierter Handwerkskunst und technischem Pragmatismus. Klar, ein paar Betriebe schwören auf den altgedienten Holzofen – das gibt Aroma und Charakter. In anderen Küchen brummt längst der Hybrid-Ofen, digital getaktet. Wenig Raum für nostalgische Träumereien, ehrlich gesagt. Es geht um Effizienz – und ums Überleben in einer Stadt, wo die Gastro-Szene zwar wächst, aber Stammkundschaft nicht vom Himmel fällt. Wer neu einsteigt, braucht mehr als flinke Hände: Temperaturmanagement, Zutatenkunde, Umgang mit modernen Küchengeräten, und – wichtiger als man denkt – ein Gefühl für das soziale Klima im Team. Das geht nicht in jeder Schicht glatt. Ja, das sage ich so direkt.
Die nackten Zahlen? Für Berufseinsteiger liegt das Monatsgehalt in Kassel meist zwischen 2.200 € und 2.600 €. Wer Erfahrung und vielleicht noch ein bisschen Kreativität mitbringt, kann durchaus 2.800 € bis 3.200 € erreichen. Klingt nicht nach Reichtum, aber das Pizzabäcker-Handwerk hier bemüht sich – zumindest in Betrieben, die Fachkräfte schätzen – um solide Bedingungen. Und Weiterentwicklungen? Ja, die gibt’s. Manche Kolleg:innen übernehmen nach ein paar Jahren Verantwortung für den gesamten Küchenbetrieb oder wechseln in spezialisierte Pizza-Konzeptläden, wo Experimentierfreude mehr zählt als reine Fließbandarbeit. Ich kenne jemanden, der inzwischen sogar eigene Backkurse anbietet – in Kassel, wohlgemerkt, nicht in Neapel. Das hätte ich vor zehn Jahren auch nicht gedacht.
Womit rechnet eigentlich niemand, wenn er hier als Pizzabäcker anfängt? Vielleicht mit dem überraschenden gesellschaftlichen Stellenwert, den das Handwerk mittlerweile hat – auch weil immer mehr Menschen Wert auf Qualität und Herkunft legen. Kassel ist zwar kein Trendhotspot, aber die regionale Foodie-Szene wird anspruchsvoller. Manchmal gerät man ins Schwitzen, weil die Kasse drückt und der Kollege ausfällt, manchmal gibt’s auch Applaus von Gästen, wenn der Teig auf der Zunge zergeht. Ist das romantisch? Kaum. Aber ich habe gelernt: Wer sich in Kassel als Pizzabäcker behauptet, entwickelt mehr als bloß Routine. Hier braucht man Geduld, Humor und eine ordentliche Portion eigenen Dickschädel. Ohne den läuft auf Dauer weder der Ofen noch das Geschäft.
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