Deutsche Bahn | 66111 Saarbrücken
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Nells Park Hotel | 54290 Trier
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Es gibt Berufe, bei denen das Herz und die Hände im Gleichschritt arbeiten. Der Job als Pizzabäcker zählt für mich dazu – und Trier, ausgerechnet Trier, bildet eine Bühne, wie sie vielseitiger kaum sein könnte. Wer hier an den Pizzaofen tritt, merkt schnell: Das ist kein Job für Halbentschlossene oder Leute, die nur schnelle Kohle suchen. Aber auch kein Hexenwerk. Was viele unterschätzen: Die Balance aus Fingerfertigkeit und Organisationssinn entscheidet am Ende, ob die Gäste wiederkommen – oder eben nie mehr auftauchen. Dazwischen: die Möglichkeiten, sich zu beweisen.
Zu glauben, ein Pizzabäcker mische einfach nur Teig zusammen und schiebe ihn in den Ofen, wäre so, als würde man einen Winzer auf das Keltern reduzieren. In Trier – dieser Stadt mit römischem Erbe, vielen Studierenden und hunderten hungrigen Mäulern ab sieben Uhr abends – prallt italienische Tradition auf deutsche Anpassungskunst. Im Ernst: Wer im Altstadtviertel zur Hauptzeit am Ofen steht, spürt, wie das Tempo anzieht. Bestellen fünf Gruppen gleichzeitig, ist Multitasking angesagt – und zwar jetzt, nicht morgen. Wer da nicht zumindest ein kleiner Taktmeister ist, hat’s schwer.
Ein gutes Dutzend kleiner Handgriffe trennt den ambitionierten Hobbykoch vom Profi: Der Teig will geführt, nicht gedrängt werden; Tomatensauce nur so viel, dass der Boden nicht durchweicht; beim Belegen trennt sich dann endgültig die Spreu vom Weizen. Manche Chefs sagen: „Du musst den Ofen spüren.“ Das klingt wie Küchenlatein, ist aber ein ernstgemeinter Tipp – mal zehn, fünfzehn Pizzen in sechs Minuten? Da hilft kein Rezeptbuch, nur Erfahrung. Am Anfang ist der Respekt groß, später lacht man halb darüber, wie zittrig einem die Hände beim ersten Ansturm wurden. Und ja, man verbrennt sich. Immer mal wieder.
Gesättigt ist der Markt nie, sage ich – auch wenn es ein Dutzend Pizzerien pro Stadtteil gibt. In Trier leben viele Studierende. Die treiben die Nachfrage hoch, doch sie sind auch kritisch. Falscher Schinken für Veggie, zu knusprig, zu weich – schon gibt’s Sternabzug. Pizzerien stehen unter Druck, stets Qualität zu liefern und gleichzeitig flexibel zu sein. Was Trier von anderen Städten unterscheidet? Die Mischung aus internationaler Laufkundschaft, geschichtsträchtigen Kulissen, Touristen im Sommer – und dieser latenten Urlaubssehnsucht. Wer hier Stammkundschaft aufbauen will, muss Typ sein: Authentizität schlägt Standardlächeln, Geschmack bleibt Geschmack. Fällt manchmal schwer, weil die Konkurrenz nie wirklich schläft. Aber gerade das bringt einen weiter.
Geldfragen? Nicht das Lieblingsthema. Aber ohne Zahlen tappt jeder im Dunkeln. In Trier beginnt das Monatseinkommen meist zwischen 2.200 € und 2.500 € – je nach Betrieb, Erfahrung und Schichtbereitschaft. Wer länger dabei ist, abends arbeitet oder Verantwortung übernimmt, landet gern bei 2.600 € bis 3.000 €. Und vereinzelt, bei besonders beliebten Läden oder mit Weiterbildungsambitionen: 3.200 € sind nicht ausgeschlossen. Aber da steckt Verantwortung drin. Flache Hierarchien, dafür der Chef, der selbst mit anpackt. Was das mit Aufstieg zu tun hat? In puncto Fachwissen ziemlich viel: Der Sprung zur Küchenleitung, ein eigenes kleines Team – oder sogar zur Spezialausbildung für Teigspezialitäten etwa. Weiterbildungsmöglichkeiten gibt’s zuhauf, auch in der Region, die ihre Backtradition gerade wiederentdeckt.
Digitale Bestelltools, Hightech-Öfen, Social-Media-Marketing – sogar im Pizzabäckeralltag hat die Digitalisierung kräftig Fahrt aufgenommen. Doch der eigentliche Job bleibt ein Handwerk. Technik erleichtert manche Abläufe (wer jemals einen Holzofen korrekt vorgeheizt hat, weiß eine digitale Temperatursteuerung ganz neu zu schätzen), aber das letzte Quäntchen Geschmack – das ist und bleibt Handarbeit. In Trier wächst das Verständnis dafür wieder: Handgefertigtes wird als Wert erkannt, nicht als Anachronismus abgetan. Das eröffnet neue Chancen. Nicht nur, aber gerade für Leute mit Leidenschaft.
Wer also zwischen zweiter Schicht und Feierabendsalat kurz fragt, ob sich der Einstieg als Pizzabäcker in Trier lohnt – ich sage: Nur, wenn man bereit ist, sich selbst ein Stück weit in den Teig zu kneten. Alles andere wäre Mogelpackung, das mögen die Trierer noch weniger als labberigen Rand.
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