IFA Schöneck Hotel & Ferienpark | Schöneck/Vogtland
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Deutsche Bahn | 90403 Nürnberg
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Wer sich in Bayreuth auf den Weg macht, das Bäckerhandwerk im italienischen Sinne zu erlernen – also: Pizza, Feuer, weißes Mehl in den Falten der Schürze –, der steht nicht selten vor einer Art Kulissenwechsel. Die Wagner-Stadt, stolz auf Oper, Festspiele und fränkische Braukunst, ist nun wahrlich nicht Neapel. Aber hungrig auf Innovation? Das schon. Die Pizzabäcker:innen hier – sagen wir ruhig, sie bewegen sich auf schmalem Grat zwischen Tradition und Experiment, zwischen Dauerstress im Abendgeschäft und dem nicht zu unterschätzenden Anspruch auf echten Geschmack. Schwierig zu erklären? Vielleicht, aber nicht minder faszinierend.
Was viele unterschätzen: Kaum ein Beruf fordert dauerndes Stehen, präzise Handgriffe und zugleich die Fähigkeit, Hektik auszublenden wie dieser. Klar – Pizzateig lässt sich weder durch Überlegung noch durch pure Muskelkraft zähmen. Die Feinheiten lernt man, so ehrlich muss man sein, meistens von anderen. In Bayreuth tickt die Branche zwischen den beiden Polen: alteingesessene Familienbetriebe und junge Läden mit Blick auf Food-Trends, vegane Zutaten oder regionale Lieferketten. Wer hier Fuß fassen will, sollte nicht nur Kneten und Ausziehen des Teigs beherrschen, sondern auch mit Menschen umgehen können – oft in mehreren Sprachen, Smalltalk nicht ausgeschlossen. Doch, das geht auf die Persönlichkeit: Der eine Faustgröße Teig wird einfach nie gleich behandelt, wenn die Küche unter Dampf steht. Ehrlich gesagt – manchmal fragt man sich, warum es in anderen Berufsgruppen weniger selbstverständlich ist, unter Zeitdruck zu funktionieren.
Doch Bayreuth hat seine Eigenarten. Während in anderen Regionen Bayerns die Pizza entweder fett belegt oder hauchdünn erwartet wird, hat man hier den Kompromiss zur Kunst erhoben. Fränkischer Schinken, lokale Ziegenkäse, jetzt neuerdings auch mal ein Bockbier als Teigbasis. Wer es subtil mag, findet genug Raum für Spielereien. Wer lieber klassisch fährt, trifft beim Publikum auf städtisch ausgewachsene Ansprüche: Studierende, Opernpublikum, Touristen. Ein bunter Mix – ärgerlich für jene, die nur Standard abspulen wollen, eine Spielwiese für die, die neugierig sind. Neulich sagte ein Kollege zu mir: „Kein anderes Publikum stellt so viele Fragen zur Pizza wie Bayreuther bei Regenwetter.“ Was da dran ist? Ich habe den Eindruck, die Kundschaft hier weiß, was sie will – und sie hat wenig Geduld für faule Kompromisse.
Wer jetzt fragt, was dabei rauskommt – rein finanziell gesehen, bitte nicht erschrecken: Das Einstiegsgehalt bewegt sich in Bayreuth meist zwischen 2.200 € und 2.600 €, Erfahrungswerte. Mit Spezialisierung, etwa als Ofenmeister oder Thekenallrounder mit Verantwortung, lassen sich 2.800 € bis 3.200 € herausholen. Klingt nicht nach viel? Stimmt, reich wird man damit selten. Aber: Wer sich geschickt anstellt, Zusatzqualifikationen etwa im Bereich glutenfreier Teige oder sogar Social-Media-Marketing mitbringt, der hat bessere Karten. Die Spreizung zeigt sich auch beim Schichtdienst – Besonders am Wochenende und bei Events geht kurzzeitig mehr, aber das schlägt auf die Kraft, nicht nur aufs Portemonnaie.
Was heute als Innovation gilt, war gestern noch undenkbar. Holzofen oder Elektroofen? Manche Gäste schwören auf die eine Variante, doch die Energiekrise hat auch die Pizzabranche nicht verschont. Längst nehmen Pizzaöfen aus dem Bayreuther Umland den Spagat zwischen Tradition und Sparsamkeit. Interessant für alle, die einsteigen wollen: Weiterbildungen stehen mehr im Fokus als noch vor einigen Jahren. Workshops zu allergenfreien Rezepturen, Maschinenkunde (Stichwort: Teigausrollmaschine versus Handarbeit) und sogar Wirtschaftsseminare für Bäcker – alles kein Hexenwerk, aber eben auch kein Selbstläufer. Ich persönlich habe erlebt, dass kleine Betriebe oft mehr bieten als große Ketten. Es lohnt sich, mit offenen Ohren durch die Branche zu gehen. Chancen entstehen dort, wo jemand Lust hat, nicht nur Pizza, sondern auch sich selbst weiterzuentwickeln.
Ohne große Parolen: Der Beruf Pizzabäcker in Bayreuth lebt von Herz, von Ausdauer – und ein bisschen von der Fähigkeit zu improvisieren. Wer die Vielfalt zu schätzen weiß, hat viel zu entdecken. Nein, es ist kein glamouröser Job, aber einer, der immer wieder die Frage stellt: Wie viel Persönliches steckt im Produkt? Und manchmal, wenn der Duft von frischem Teig durch Bayreuths Straßen zieht, kann auch ein langer Arbeitstag mit mehligen Schuhen irgendwie Sinn machen. Oder etwa nicht?
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