DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. | Bonn-Oberkassel
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Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. | 40545 Oberkassel
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. | 53111 Bonn
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Da steht man also: frisch gebackener Pflanzentechnologe, irgendwo zwischen Euphorie und den rauen Winden einer nach wie vor unterschätzten Branche. In Aachen, wo am Stadtrand noch Mais liegt und am anderen Ende die Forschung an Genom-Editierung mit Hightech jongliert wird. Der Beruf? Irgendwo zwischen Pragmatismus und Leidenschaft, gewiss kein Platz für Träumer – aber auch keiner für operative Automaten. Man hantiert mit Zellverbänden, orchestriert Kreuzungsexperimente – und wird dennoch manchmal von der eigenen Unsichtbarkeit überrascht. Wer weiß außerhalb der Branche schon, was ein Pflanzentechnologe eigentlich treibt? Eben.
Das Profil ist eigen. Verfahrenstechnisch, naturwissenschaftlich, schmutzig und steril zugleich. Es gibt Tage, da verbringt man zwölf Stunden im Sterilraum, fingert an exotischen Gräsern herum und glaubt, man hätte nie etwas anderes tun sollen. Im nächsten Moment steht man staunend vor Saatgutchargen, sortiert nach Keimfähigkeit und fragt sich, wie die Welt das alles bitte für selbstverständlich hinnehmen kann. In Aachen hat der Beruf etwas von regionaler Kuriosität – immerhin sitzt hier ein ganzer Cluster von Forschungsinstituten, Saatzuchtunternehmen und agrartechnischen Dienstleistern. Die Mischung: klassisch-westfälischer Fleiß plus Schuss rheinische Experimentierfreude.
Wer glaubt, die Arbeit beschränke sich aufs Gewächshaus oder den Acker, könnte sich in Aachen kaum mehr irren. Die Versuchsparzelle am Stadtrand, klar – aber da gibt es auch die universitär verflochtenen Labore, dazu Technik, bei der so mancher von uns das halbe Handbuch auswendig kennt. Stichwort Digitalisierung: Vollautomatische Klimakammern, Datenlogger, Kameras, die jede Blattverfärbung melden, bevor man selbst das Schild identifiziert hat. Wie viel davon Einzug hält – das hängt oft an Budget und Zyklen, an Projektanträgen, an manchmal politischen Launen. Manchmal fühlt es sich nach Vorreitertum an, dann wieder nach Aufholjagd. Willkommen im Realbetrieb.
Wer einsteigt, staunt nicht schlecht. Die Bezahlung: solide, aber weit entfernt vom Mythos Boombranche. In Aachen ist zwischen 2.400 € und 2.900 € ein typischer Einstieg normal; Fachkräfte mit Erfahrung, Zusatzqualifikation oder Leitungsverantwortung kommen durchaus in die Nähe von 3.100 € bis 3.400 €. Klingt erst einmal nüchtern – aber in einer Stadt, die einerseits studentisch-lässig, andererseits angenehm bodenständig ist, lassen sich für diesen Rahmen oft Perspektiven schaffen, die anderswo ins Träumen geraten würden. Freilich – der Wunsch nach finanzieller Anerkennung ist real. Manche Kollegen witzeln schon darüber, dass die Pflanzenforschung die neue Kulturleistungsgesellschaft sei: Mehr Idealismus als Bonuspunkte.
Regional betrachtet, verändert sich einiges. Während im rheinischen Revier Vorbehalte gegenüber „Laborpflanzen“ nicht selten sind, agieren die Aachener – zumindest in meiner Wahrnehmung – deutlich offener, wenn es um neue Züchtungsverfahren und nachhaltige Anbaukonzepte geht. Das hat auch mit den Hochschulen zu tun, mit diesem beständigen Hin und Her zwischen Theorie, Anwendung, Forschungsdrang und betrieblicher Wirklichkeit. Plötzlich werden „neue, resiliente Sorten“ nicht mehr als Schreckgespenst gesehen, sondern als Notwendigkeit – auf dem Bierdeckel wie im Seminar.
Was unterschätzt wird: die Bandbreite. Wer sich für den Beruf entscheidet, entscheidet sich für Vielseitigkeit – und für Dauerstaunen. Mal steht man bis zu den Ellenbogen im Substrat, dann wälzt man molekularbiologische Protokolle durch, später verhandelt man mit Technikern über Sensorintegration. Der Alltag? Rauer, abwechslungsreicher, dienstleistungsorientierter, als viele denken. Manchmal fragt man sich schon, ob es auf Dauer reicht – aber dann gibt es diese Momente, in denen ein Keimling wächst, wo vorher monatelang nichts fruchtete. Nichts davon ist selbstverständlich. Aber im Aachener Kontext: überraschend oft ein Grund zum Weitermachen.
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