Evangelische Stiftung Alsterdorf - klaarnoord gGmbH | Bargfeld-Stegen
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Evangelische Stiftung Alsterdorf - klaarnoord gGmbH | Bargfeld-Stegen
Es gibt Berufe, die riecht man schon, bevor man sie sieht – Pferdepfleger in Kiel gehört zweifelsfrei dazu. Wer morgens im leichten Nieselregen den Klappstall öffnet, spürt sofort: Hier sind die Uhren anders gestellt. In Kiel, wo das Meer nie wirklich weit ist und der Wind so seine eigene Expertise in Sachen Stimmungslage entwickelt hat, zeigt sich der Job des Pferdepflegers mit einem eigenen, norddeutsch-spröden Charme. Vieles dreht sich um Verlässlichkeit, Robustheit und ein manchmal überraschend komplexes Zusammenspiel zwischen Tier, Mensch und Umwelt.
Hand aufs Herz: Wer glaubt, ein Pferdepfleger schaufelt den lieben langen Tag lediglich Stroh von links nach rechts, hat sich ordentlich verschätzt. Natürlich – Stallarbeit gehört dazu. Und wie. Aber da ist eben auch dieses Gespür für das Pferd, diese oft wortlose Kommunikation, die einen nach ein paar Monaten schon mitten in der Herde zum Teil des betrieblichen Organismus macht. Klar, die Arbeit ist körperlich fordernd; von pünktlichem Füttern bis zur Hufpflege, vom Düngen der Koppel bis zur Ersten Hilfe bei Koliken. Routine? Gibt’s selten, weil jedes Tier ein eigenes kleines Kapitel ist. Das lernt man spätestens an Tagen, an denen ein schüchterner Friese gar nicht raus mag oder der alte Wallach mal wieder tricksreich die halbe Box zerlegt.
Was in Kiel anders läuft, fällt oft erst auf den zweiten Blick auf. Die Nähe zu renommierten Reitsportvereinen, zahlreiche Gestüte zwischen Ostsee und Hinterland – und, nicht zu vergessen, das maritime Klima, das, salopp gesagt, nicht nur Pferde wetterfest macht. Zu den Besonderheiten gehört die Vielfalt: Trabrennbahnen, Islandpferdehöfe, Therapiezentren, Reitställe mit ganzjährig laufendem Familienbetrieb. Für Einsteiger wie für erfahrene Fachkräfte ist der Kieler Raum ein Markt der Möglichkeiten – aber eben auch der Gegensätze. Gerade im Reittourismus spürt man den jahreszeitlich schwankenden Arbeitsdruck, was Flexibilität verlangt. Oder nennen wir es mal: eine entspannt-skurrile Fähigkeit zur Improvisation, wenn im Hochsommer plötzlich alle Segler in den Stall strömen, „nur mal kurz“ Reiten wollen.
Tacheles: Das Gehalt. Es schwankt. Einsteiger starten oft im Bereich von 2.200 € bis 2.500 €. Wer nach einiger Zeit mehr Verantwortung übernimmt – etwa in Ausbildung oder als leitende Kraft auf einem größeren Betrieb – kann auch bei 2.700 € oder 3.000 € landen. Reich macht das nicht. Aber wer rechnet schon so, wenn der Morgenduft nach Heu und Pferd irgendwie süchtig macht? Manchmal fragt man sich, ob nicht vielleicht Wertschätzung und Teamgeist hier die wichtigeren Währungen sind. Die Kieler Betriebe geraten zunehmend in den Fokus, weil gut ausgebildete Pflegekräfte rar werden; Fachkräftemangel bleibt kein Schlagwort, manchmal fühlt er sich an wie ein Windstoß von der Förde – plötzlich und ziemlich ernst.
Stichwort Entwicklung: Wer denkt, als Pferdepfleger bleibe man beim Hufkratzer stehen, täuscht sich. In Kiel sind Fortbildungen zum Thema Tiergesundheit, Fütterungsmanagement oder moderne Stalltechnik keine exotische Nische mehr. Digitalisierung schleicht auch hier an die Stalltüren: Sensoren am Sattel, digitale Gesundheitsdokumentation, Workshop-Tage im Reitverein. Wer offen bleibt, kann wachsen – fachlich und vielleicht sogar ein bisschen menschlich. Aber, und das sei dazu gesagt, mancher Fachkollege denkt bei „Digitalisierung“ noch an elektrische Schubkarren. Warum auch nicht: Hauptsache, das Pferd bleibt entspannt.
Vielleicht ist Pferdepflege in Kiel ein Beruf, der wie kaum ein anderer von innerer Haltung lebt. Ja, die Arbeit ist physisch herausfordernd – aber sie belohnt mit Momenten, in denen man spürt, wie sich das ganze Chaos zwischen Wind, Wetter und Wiehern ganz kurz sortiert, fast schön wird. Wer in diesen Job hineingeht – sei es neugierig, wechselbereit oder voller Zweifel – sollte nicht nach Perfektion suchen. Sondern nach Bedeutung im Alltag. Und manchmal, das will ich ehrlich sagen, reicht es aus, wenn am Ende eines langen Tages ein Pferd einfach zufrieden kaut. Mehr kann Arbeit kaum leisten.
Das könnte Sie auch interessieren