Evangelische Stiftung Alsterdorf - klaarnoord gGmbH | Bargfeld-Stegen
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Evangelische Stiftung Alsterdorf - klaarnoord gGmbH | Bargfeld-Stegen
Ich gestehe: Sobald ich an Hamburg denke, kommt mir erst das Wasser in den Sinn. Die Elbe, das ewige Hafenplätschern, Möwen, die über Container schwirren – und dann, beinahe im nächsten Herzschlag, denke ich an Pferde. Ganz falsch ist das nicht: Kaum eine andere Großstadt in Deutschland verbindet so selbstverständlich Metropole, Tradition und Pferdeleidenschaft. Wer als Pferdepfleger in Hamburg anheuert, landet irgendwo zwischen hanseatischer Bodenständigkeit, dem Duft von Stroh und einem Alltag, der zwischen Stall, Reithalle und Parcours mehr Facetten bietet, als so mancher denkt.
Das Bild vom Pferdepfleger – für viele noch durchsetzt von Stallromantik und friedlichen Schimmeln im Nebel. In der Praxis sieht der Tagesablauf allerdings oft aus wie eine Mischung aus Logistik, Frühschicht und Fitnessstudio mit Open End. Von 6 Uhr morgens an, spätestens, dreht sich alles um Routine und Überblick: Boxen ausmisten, Pferde führen, füttern, tränken, Ausrüstung pflegen, Verletzungen checken. Dazu das feine Gespür für die Stimmung auf dem Hof – mal brummt die Laune, mal knistert die Luft, wenn der Zeitplan kippt oder sich ein Tier querstellt. Wer frisch einsteigt, merkt schnell: Hier braucht’s Hände, die zupacken und einen Kopf, der sich nicht vor Verantwortung duckt. Der Reitstall ist kein Ponyhof, wie es so schön heißt – ich kann diesen Spruch nicht mehr hören, er bleibt aber wahr.
Was Hamburg anders macht? Zum einen: die Struktur der Betriebe. Viele kleinere Ställe, dazu ein paar große Anlagen an den Rändern wie die berühmten Höfe im Südosten oder das traditionsgeladene Klövensteen-Areal. Zwischen Luxus-Pferdepension und Sportförderung tanzt hier alles. Das bedeutet: Der Arbeitsmarkt ist vielfältig, die Anforderungen wechseln teils von Hof zu Hof. In manchen Betrieben wird noch Wert auf klassische Handarbeit gelegt, im nächsten steht bereits die automatische Fütterungsanlage – mit entsprechenden Auswirkungen auf den Job: Man muss neugierig bleiben, technikoffen, aber auch mal improvisieren, wenn ein Gerät ausfällt. Ich sage gern: In Hamburg lernt man, auf plötzlichen Regen vorbereitet zu sein. Im übertragenen Sinn – aber auch wortwörtlich.
Finanziell? Hamburg zieht. Allerdings nicht immer nach oben. Die Löhne bewegen sich meist zwischen 2.100 € und 2.700 € monatlich – klingt erstmal solider als so manches Dorfgehalt, verliert in Anbetracht der Mieten zwischen Altona und Bergedorf jedoch schnell an Glanz. Wer Hand anlegt, lange Tage nicht scheut und für Weiterbildungen offen ist (Beispiel: Pferdewirt Schwerpunkt Service und Haltung, Zusatzzertifikate in Pferdegesundheit), der kann mit ein wenig Glück und Erfahrung auch Richtung 2.900 € bis 3.200 € schielen. Natürlich steht und fällt alles mit Hofgröße, Klientel und der eigenen Bereitschaft, Verantwortung zu wuppen. Was viele unterschätzen: Die wahren Extras gibt’s oft nicht auf dem Gehaltszettel, sondern in Form von Stallwohnung, Essensgeld oder der Möglichkeit, Reitunterricht mitzunehmen.
Hamburg ist im Wandel. Digitalisierung schleicht selbst in die Stallbüros, Gesundheitsmanagement der Tiere wird datengetriebener, die Kundschaft anspruchsvoller. Wer hier besteht, kann Geschichten erzählen: Von Pferden, die lieber Jazz als Mozart mögen, von Chefs, die in Gummistiefeln Verträge aushandeln, von Technik-Pannen, die mit handfestem Engagement gelöst werden. Persönlich sage ich: Wer Flexibilität mitbringt, Alltagsstress nicht scheut und anpackt, findet in Hamburg einen Beruf, der nervt – und begeistert. Es ist ein Stück echter Arbeit, getragen von Verantwortung für Lebewesen. Nicht immer glamourös. Aber in den guten Momenten, wenn ein Pferd am Morgen zufrieden brummt, glänzt kein Bürojob dieser Welt damit um die Wette.
Das könnte Sie auch interessieren