Seeßle Fußgesund GmbH | 85435 Erding
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Wer heute an Oldenburg denkt, hat vielleicht das Bild der schmucken Innenstadt vor Augen, den Hauch von norddeutscher Gelassenheit, vielleicht sogar ein Radfahreridyll. Hinter den Fassaden, etwas abseits der bekannten Pfade, werkeln aber Leute, die mit Geduld, Geschick und mit einer seltsamen Mischung aus Präzision und Kreativität an Lösungen basteln. Orthopädietechnikermeister eben. Klingt sperrig? Ist es manchmal auch. Zumindest nichts, was man mit links oder halbem Verstand tut. Und schon gar nicht als Berufseinsteiger oder Wechsler – „mal eben“ wird hier keiner Meister.
Das Berufsbild in der Region ist ein Kaleidoskop aus Tradition und Innovation – eine „spezielle Mischung“ aus Werkbank und Laptop, Maßband und 3D-Drucker. Gibt es in Oldenburg dafür Platz? Mehr als man denkt! Die Stadt wirkt mit ihren älter werdenden Einwohnern fast wie ein Lehrbuchbeispiel für die Notwendigkeit orthopädischer Versorgungen: Hier eine Prothese nach Oberschenkelamputation, dort eine filigrane Einlagenkonstruktion, einfach weil die Lebensqualität am Ende an solchen Details hängt. Man merkt schnell: Technik ist das eine, Empathie und Fingerspitzengefühl das andere. Ein guter Orthopädietechnikermeister bleibt immer Anwalt seiner Patientinnen und Patienten – niemand will sich seine Lebenswelt durch unförmige oder schlichtweg unbequeme Hilfsmittel einschränken lassen. Und nein, „nur“ Schrauben und Polstern reicht heute nicht mehr aus.
Was mich immer etwas verblüfft: Die Geschwindigkeit, mit der hier neue Technologien Einzug halten. Gerade Oldenburg wirkt manchmal träge, bis dann plötzlich ein Start-up die Marktplätze mit sensorgesteuerten Einlagen überschwemmt und der nächste Betrieb mit digitalen Scanverfahren experimentiert. Kein stilles Handwerk für Eigenbrötler. Wer einsteigen oder wechseln will, merkt schnell, dass Fortbildung zur Pflicht wird – ob Laser-Vermessung, CAD-Konstruktion oder 3D-Printing. Wer sich für alte Muster und standardisierte Abläufe entscheidet, sitzt schneller auf dem Abstellgleis als ihm lieb ist. Das mag schmerzen – ist aber die nüchterne Wahrheit. Was viele auch unterschätzen: Der Alltag ist körperlich wie mental fordernd, teilweise rau, stellenweise aber voller kleiner Erfolgserlebnisse. Denn wenn ein Kind nach monatelangen Anpassungen mit der neuen Prothese läuft, dann bricht schon mal kollektiver Jubel aus. Kein Klischee, sondern gelebte Realität.
Apropos Realität: Das Portemonnaie. In Oldenburg startet ein Orthopädietechnikermeister heute, je nach Betrieb und Qualifikation, grob zwischen 2.800 € und 3.200 €. Mit Erfahrung, Verantwortung und unternehmerischer Ader sind oft 3.500 € bis 3.900 € möglich. Klingt nicht nach goldener Nase, und tatsächlich hat dieser Job mehr mit Überzeugung als mit schnellem Reichtum zu tun. Trotzdem – die finanzielle Entwicklung ist ordentlich: Langfristig gesehen gibt die Branche Stabilität, gerade weil Gesundheit eben nie saisonabhängig ist. Und in den vergangenen Jahren habe ich den Eindruck gewonnen, Betriebe seien in Oldenburg weniger vom Preiskampf zerrieben als anderswo; man gönnt sich, seltsam norddeutsch, die notwendige Professionalität.
Was bleibt? Vielleicht die Einsicht, dass jeder, der heute in diesen Beruf einsteigt, keine perfekte Balance aus Handwerk und Digitalisierung erwarten sollte – die gibt’s nicht. Flexibilität, Lernlust und ein gewisses Maß Gelassenheit beim täglichen Neuanfang sind gefragt. Und, falls ich einen Rat geben darf: Wer den direkten Draht zu echten Menschen sucht, sich nicht von Technikhypes einschüchtern lässt (oder zu sehr darauf setzt), für den ist Oldenburg eine Art Labor zum Ausprobieren. Das schönste Kompliment in diesem Beruf? Wenn man den eigenen Namen mal nicht durch ein Lob für ein Produkt hört, sondern weil jemand sagt: „Seitdem laufe ich wieder gerne durch die Stadt.“ Besser wird’s nicht.
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