Seeßle Fußgesund GmbH | 80331 München
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Wer heute als Orthopädieschuhmachermeister in Braunschweig arbeitet, lebt ein Berufsbild, das in der Öffentlichkeit meist bei „Einlagen für Opa“ stehenbleibt. Wer aber genauer hinschaut, merkt schnell: Zwischen historisch anmutender Werkbank und digitalem 3D-Scan steckt ein Spannungsfeld, das an Vielseitigkeit kaum zu überbieten ist. Und ehrlich – manchmal frage ich mich, ob wir hier nicht zu den letzten echten Brückenbauern gehören, die Medizin, Mechanik und Handwerkskunst so miteinander verweben, wie es sonst keiner mehr tut. Das klingt pathetisch? Vielleicht. Aber ein Hauch Stolz schwingt eben mit (und das kommt selten von ungefähr).
Auch im Jahr 2024 bleibt der Beruf alles andere als ein Selbstläufer. Die Kundschaft kommt längst nicht nur mit klassischen Fußproblemen, sondern mit komplexen Anforderungen: Sportler, Kinderschuhe, Diabetiker, Menschen mit seltenen orthopädischen Indikationen. Hier in Braunschweig – irgendwo zwischen Forschungshochschul-Atmosphäre und bodenständigen Handwerkswerten – prallen Ansprüche aufeinander. Ein Beispiel aus dem Alltag: Morgens vermisst man das Fußskelett einer Marathonläuferin mit dem digitalen Scanner, kurz danach tüftelt man an einem filigranen orthopädischen Schuh für einen Jungen mit spastischer Lähmung. Kreativität? Absolut gefragt. Routine? Nur wenn sie flexibel bleibt.
Finanziell ist der Beruf kein Goldesel, aber solide. Einstiegsgehälter zwischen 2.800 € und 3.100 € sind in Braunschweig realistisch, mit Erfahrung und Spezialisierung kann das durchaus in Richtung 3.600 € anwachsen. Aber: Wer die Wochenarbeitszeit nachrechnet, merkt, dass die Leidenschaft zur Materie manchmal höher entlohnt wird als das Monatsgehalt. Viele Arbeitgeber in familiengeführten Betrieben achten mittlerweile stärker auf vernünftige Arbeitszeiten und Weiterbildung, aber Luft nach oben bleibt.
Die technische Ausstattung in Braunschweiger Betrieben ist – nun, sagen wir: heterogen. Einige Werkstätten setzen auf den 3D-Drucker, Laserfräser und softwaregestützte Messungen, andere halten an klassischen Maschinen fest (und auch das braucht Fingerspitzengefühl!). Für Werksneulinge und Umsteiger: Keine Angst vor dem Technikwechsel. Wer neugierig bleibt, findet praxisnahe Fortbildungen in der Region, teils auch im Zusammenspiel mit Forschungsinstituten. Es ist diese Melange, die den Beruf hier besonders macht: Moderne Medizintechnik, aber mit dem alterstrotzigen Stolz einer jahrhundertealten Zunft.
Was viele unterschätzen: Orthopädieschuhmacher sind ständig „zwischen den Fronten“. Einerseits ist der Kontakt zu Ärzten, Pflegepersonal und Kostenträgern tägliches Brot – und eine Nervenprobe für kommunikativ weniger Begabte. Andererseits kämpft man mit Vorurteilen: zu handwerklich, zu wenig angesehen, technisch weniger spannend als „echte“ Ingenieursberufe. Dabei liegt gerade darin eine fast anarchische Freiheit. Niemand wird hier zur Nummer – kein Kunde, kein Kollege. Und: Gerade die demografische Entwicklung in Braunschweig sorgt für eine stabile Nachfrage, während der Nachwuchs fehlt. Wer jetzt einsteigt oder wechselt, findet eher Lücken als Hürden vor. Das gibt es wirklich nicht überall.
Vielleicht bin ich zu parteiisch, zu kritisch, zu verwoben mit meinem eigenen Werdegang. Aber jedes Paar Maßschuhe, das ein Kind wieder laufen lässt oder einer älteren Dame den Alltag erleichtert, macht den Stolz wach, den viele im Bürojob nie kennenlernen. Kein Beruf für Eitle oder Geduldlose, vielleicht auch keiner für Zahlenakrobaten – aber einer, der jeden Tag gewinnt, was in kaum einer Werkstatt auf die Goldwaage passt: Geschichten, Begegnungen und das leise Gefühl, ein altes Handwerk immer wieder neu zu erfinden.
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