Seeßle Fußgesund GmbH | 80331 München
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Seeßle Fußgesund GmbH | 85435 Erding
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Manchmal frage ich mich, warum ausgerechnet der Geruch von Leder in Heidelbergstraße oder Ostring so verlässlich Erinnerungen weckt – an Werkstätten, in denen mehr geschraubt als geschnitzt wird, wo das Radio leise dudelt und ein engagiertes „Das machen wir schon!“ über jedem Problem schwebt. Aber Dreh- und Angelpunkt bleibt etwas anderes: der Beruf als Orthopädieschuhmachermeister. Klingt nach Tradition? Ist es auch – und noch viel mehr.
Handwerk, Technik, Medizin – hier trifft alles aufeinander. Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden, landen nicht selten zwischen zwei Welten: Einerseits gibt es die ehrwürdige Maßarbeit, bei der jedes Kilo zu viel am Material ein echtes Problem ist, andererseits kommen laufend neue Techniken, Scanner, fast schon Roboter ins Spiel. In Bochum, dieser Stadt, die manch einer als robust, andere als herzlich-bodenständig beschreibt, sind es besonders kleine Betriebe, manchmal Familienunternehmen in zweiter oder dritter Generation. Die Kundschaft reicht vom ambitionierten Rentner mit Fersensporn bis zum Fußballer mit Spezialanspruch – manchmal begegnet man sogar jungen Menschen, deren Gangbild schon vor dem 30. Geburtstag „modernisiert“ werden muss.
Wer glaubt, dass der Beruf ein Zufluchtsort für Technikverweigerer ist, liegt ziemlich daneben. Klar, das handwerkliche Know-how, der Umgang mit Werkzeug, Nähen, Schleifen, Kleben – alles täglich Brot. Aber wer den Unterschied zwischen 3D-Scanner und Gipsabdruck nicht kennt, verschenkt Chancen. Fast alle von uns kommen irgendwann damit in Berührung – zumindest, wenn sich der Betrieb nicht komplett dem analogen Charme verschrieben hat. Trotzdem, und das ist kein Witz: Ohne Empathie geht nichts. Wer nicht mit unterschiedlichsten Menschen reden kann, manchmal auch einfach nur zuhört und zwischen Zehenprothese und orthopädischem Maßschuh höflich den Boden wischt, wird auf Dauer nicht glücklich. Eigene Meinung: Fachwissen lässt sich lernen, echte Geduld nicht.
Mal ehrlich: Der Bedarf an Fachkräften – auch an Meistern – ist in Bochum groß. Wer gut ausgebildet ist, geht selten lange leer aus. Allerdings – und das hören manche nicht gerne – gibt es durchaus strukturelle Hürden. Gerade wenn Betriebe familiengeführt sind, verschiebt sich der Altersdurchschnitt ziemlich schnell nach oben. Berufseinsteigerinnen und Wechselwillige kommen da schon mal ins Grübeln: „Bin ich hier das Küken auf der Stange?“ Wer den Sprung wagt, könnte das Arbeitsklima maßgeblich beeinflussen – vorausgesetzt, man bringt neben Fachkenntnis auch einen Schuss Humor mit.
Das Gehalt? Kein Thema für Festtagstafeln, aber auch kein Grund zum Davonlaufen. Die Spanne in Bochum liegt meist zwischen 2.800 € und 3.600 € – je nach Erfahrung, Überstundenbereitschaft und Vereinbarungen, die selten exakt im Tarifbuch nachlesbar sind. Wer noch tiefer einsteigt, pendelt mitunter knapp über der 2.500 €-Marke, gerade in kleineren Werkstätten. Praktisch: Wer Verantwortung übernimmt oder eigene Spezialgebiete entdeckt (Stichwort Diabetiker-Versorgung oder Kinderorthopädie), kann sein Einkommen punktuell steigern. Ein Patentrezept? Gibt es nicht.
Was viele unterschätzen: Die Ruhrgebietsmentalität spielt eine Rolle. Die Kundschaft erwartet nicht nur nützliche Einlagen, sondern auch eine gehörige Portion Pragmatismus. Es weht ein anderer Wind als in süddeutschen Maßmanufakturen – weniger Schnörkel, mehr Herz. Gleichzeitig ziehen medizinische Versorgungszentren und interdisziplinäre Kooperationen immer mehr an Bedeutung. Wer crossmedial denkt und den Dialog mit Medizinerinnen sucht, bleibt vor Ort am Puls. Weiterbildungsmöglichkeiten? Klar, gibt’s – von diabetesspezifischen Anpassungen bis hin zu neuen Fertigungsmethoden, auch mal als Wochenendseminar in Essen oder Dortmund.
Vielleicht bin ich altmodisch, vielleicht auch nicht: Aber manchmal glaube ich, dass sich der Beruf in Bochum gar nicht so schnell „wegdigitalisieren“ lässt, wie manche Tech-Optimisten beschwören. Solange Menschen laufen – und das tun sie hier bekanntlich viel – braucht es jemanden, der mehr sieht als Zahlenkolonnen und Maschinenprotokolle. Vielleicht ist das der eigentliche Luxus dieses Berufs: Man weiß am Ende des Tages, für wen und wofür man gearbeitet hat.
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