Seeßle Fußgesund GmbH | 85435 Erding
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Ipp Orthopädie-Schuhtechnik GmbH | 41812 Erkelenz
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Manchmal frage ich mich, wann es eigentlich passiert ist, dass ich im Gespräch über meinen Beruf das Wort „Schnittstelle“ häufiger benutze als „Hammer“ oder „Säge“. Früher dachte ich, Orthopädietechnik sei vor allem Werkbank, feine Hände, feiner Humor, vielleicht auch mal eine Hornbrille. Heute, in Aachen – irgendwo zwischen RWTH-Gelände und immer noch recht bodenständigen Vierteln – fühlt sich dieser Beruf an wie ein Balanceakt zwischen Tradition und Aufbruch. Für Berufseinsteiger und erfahrene Kolleginnen auf Sinnsuche jedenfalls ist es eine Mischung, an der man nicht leicht vorbeikommt.
Der Charme der Orthopädietechnik – und ich neige zu leiser Ironie, das gebe ich zu – besteht darin, dass eine Zeile CAD-Software genauso zum Werkzeugkasten gehört wie der Gipsabdruck oder das Lederpatch aus der Hand der alten Meisterin. Die Kunden kommen mit ganz unterschiedlichen Anliegen: Prothesen, Orthesen, Einlagen – jede Anfertigung ein Unikat, jeder Gang ins Beratungsgespräch Wundertüte. Und jetzt mal ehrlich: Wer ernsthaft glaubt, man käme mit Fließbanddenken durch den Tag, hat sich geschnitten. Es sind die individuellen Lösungen, für die wir in Aachen bekannt sind. Liegt es am Wissenschaftsstandort? Vielleicht. Liegt es an der rheinischen Sturheit, Neues einfach auszuprobieren? Vermutlich auch.
Was viele unterschätzen: Die Technisierung, die in den letzten Jahren Fahrt aufgenommen hat, ist kein reines Großstadtphänomen. Gerade hier in Aachen, mit seiner Nähe zu Forschung und Entwicklung, trifft die Digitalisierung zielgenau auf unser Handwerk. 3D-Scans zur Vermessung, CNC-Fräsen, die präziseren Sitz versprechen, Softwarebasierte Qualitätssicherung – wer sich da nur auf das Alte verlässt, bleibt auf der Strecke. Das bereitet Nachwuchsleuten durchaus Bauchschmerzen, habe ich den Eindruck. Klar, ein bisschen Unsicherheit schwingt immer mit: Kann ich mithalten? Muss ich jeden technischen Trend mitmachen? Meine pragmatische Antwort nach Jahren im Job: Offenheit, ja – aber nicht zum Selbstzweck. Am Ende entscheidet nicht die schönste Datenwolke, sondern immer noch der Blick auf den Menschen.
Vom romantischen Bild des Helferhandwerks allein wird in Aachen niemand satt. Das Gehaltsniveau? Einstiegsgehälter für Orthopädietechnikermeister liegen derzeit im Raum von 2.800 € bis 3.200 €. Mit ein paar Jahren Erfahrung, Interesse an Fortbildungen und vielleicht einer Prise Verhandlungsgeschick landet man mittelfristig eher bei 3.200 € bis 3.800 €. Grob gesagt – abhängig natürlich von Standort, Betrieb und Individualverhandlung. Lohnt sich das? Nun, handfest gesprochen: Man wird wahrscheinlich nie das ganz große Geld machen, aber solide dastehen und weiß am Feierabend ziemlich sicher, wofür man den Rücken (und das Hirn) krumm macht.
Die Aachener Mischung – Tradition, Wissenschaft, bodenständiges Handwerk und ein kleiner Schuss Eigensinn – ist bemerkenswert. Wer als Berufsanfänger oder Wechselwilliger hier startet, merkt schnell: Die Konkurrenz ist nicht nur der Kollege am Nebentisch. Es geht auch um den eigenen Qualitätsanspruch – und den der Patienten. Apropos, die Demografie. Der Anteil älterer Menschen wächst, orthopädische Versorgung ist gefragt wie nie. Gleichzeitig: Junge Technikbegeisterte schieben Innovation an, Betriebe arbeiten mit Unikliniken und Forschung zusammen. Diese Durchlässigkeit – vom kleinen Sanitätshaus im Aachener Westen bis zum Hochglanz-Labor der Uniklinik – ist regional gesehen alles andere als Standard. Wen das reizt: Willkommen im Club der handwerklichen Grenzgänger.
Bleibt die Frage: Lohnt es sich? Wenn ich abends die Werkstatt verlasse und merke, dass eine Patientin nicht nur besser läuft, sondern mit anderer Haltung geht, sage ich: Ja. Natürlich, es gibt Tage, da flucht man über die Bürokratie, nervt sich über technische Pannen oder fragt sich, warum Gerätschaft XY ausgerechnet heute streikt. Aber wer glaubt, Orthopädietechnik in Aachen sei reine Routine, verkennt das Wesen des Berufs. Es ist ein tägliches Navigieren zwischen Kopf, Hand und Herz. Oder, wie es ein alter Kollege formulierte: „Schöne neue Welt – aber der Gips an den Fingern bleibt.“ Auch dafür, glaube ich, muss man gemacht sein.
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