Wi-Med Bergmannstrost Unternehmensgruppe | Halle (Saale)
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Braucht es wirklich Fingerspitzengefühl, stählerne Geduld und ein Quäntchen Eigenwilligkeit, um sich als Orthopädieschuhmachermeister in Magdeburg zu behaupten? Diese Frage hat mich mehr als einmal beschäftigt – nicht zuletzt, weil mir bei den ersten Kundengesprächen oft die Gicht geplagte Hand einer Rentnerin und der unergründliche Blick im Gesicht eines Marathonläufers begegnet sind. Zwei Welten, eine Aufgabe: Mobilität erhalten. Und das in einer Stadt, die zwar nicht Berlin ist, aber den Spagat zwischen alter Handwerkstradition und aufstrebender Gesundheitswirtschaft ziemlich gut beherrscht. So jedenfalls mein Eindruck nach einiger Zeit im Metier.
Der klassische Arbeitstag? Irgendwo zwischen Schablonen, CNC-Fräsen und der Frage: Wie moderiere ich den Dialog zwischen Anatomie, Ästhetik und Individualität? Orthopädische Maßschuhe und Einlagen sind längst keine reine Bastelbude-Sache mehr. Wer glaubt, der Meister arbeite nur an der Ledernähmaschine, irrt gewaltig. Natürlich, der Geruch von Klebstoff und Leder gehört dazu wie das berühmte Salz in der Suppe – aber das allein bringt heute keinen Kunden mehr auf die Beine. Moderne Materialkunde, 3D-Scan-Technik, computergesteuerte Maschinen: Wer hier auf der Höhe bleiben will, muss bereit sein, ewig zu lernen.
Kein Geheimnis: Auch in Magdeburg ächzt das Handwerk unter Nachwuchsmangel. Ich habe den Eindruck, dass Berufseinsteigerinnen und Wechsler längst nicht mehr von der bloßen Aussicht auf einen Meistertitel oder den „Duft der Handwerkskunst“ allein angezogen werden – zu Recht. Vieles hat sich gewandelt: Die Arbeitsbedingungen sind flexibler geworden, Überstunden bleiben eher die Ausnahme, zumindest sofern man das eigene Unternehmen nicht als „Heiligtum“ begreift. Was viele unterschätzen: Mit der gestiegenen Nachfrage durch die alternde Bevölkerung – und ja, auch durch sportverrückte Mittdreißiger mit Knieproblemen – ist die Auftragslage stabil, zum Teil sogar über dem, was man städtetypisch erwarten würde. Ein Mittelding aus eingeübtem Traditionsbetrieb und moderner Gesundheitsdienstleistung, irgendwie.
Kommen wir zum Lakmustest für all jene, die nicht nur aus reiner Berufung handeln: Der Verdienst. In Magdeburg liegt das Einstiegsgehalt für Orthopädieschuhmachermeister inzwischen bei etwa 2.800 € und pendelt sich mit Erfahrung im Bereich von 3.000 € bis 3.500 € ein. Top-Verdienste jenseits davon sind eher Ausnahme – meist dann, wenn Selbstständigkeit oder betriebliche Verantwortung ins Spiel kommen. Eigene Beobachtung: Die Kluft zwischen Idealwelt und Lohntüte ist kleiner geworden, aber das Handwerk wird trotzdem nicht überbezahlt. Das kann ernüchtern. Oder motivieren, wenn man Wert auf sinnstiftende Arbeit legt.
Und Magdeburg? Keine bloße Kulisse, sondern Standort mit Charakter: eine Verflechtung aus alteingesessenen Betrieben und junger Gesundheitswirtschaft. Der regionale Austausch mit Kliniken, Orthopäden und Reha-Einrichtungen macht das Berufsfeld überraschend dynamisch – sofern man sich nicht hinter der Werkstatttür verkriecht. Wer Freude an direktem Kontakt, fähigen Händen und der Bereitschaft hat, Technik und Tradition zu verschmelzen, ist hier besser aufgehoben als es der Ruf des Berufs manchmal vermuten lässt. Ist das immer eitel Sonnenschein? Nein. Aber im Ernst: Wer einen Job sucht, in dem man sicht- und spürbare Spuren hinterlässt – der macht als Orthopädieschuhmachermeister in Magdeburg vermutlich weniger falsch, als mancher vielleicht ahnt.
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