Seeßle Fußgesund GmbH | 80331 München
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Was viele unterschätzen: Wer sich als Orthopädieschuhmachermeister in Mülheim an der Ruhr bewegt, steht mit einem Bein fest im traditionellen Handwerk – und mit dem anderen mitten in der digitalen, von schnellen Veränderungen und manchmal auch von etwas schrullig-lokalen Eigenheiten geprägten Gegenwart. Klingt dramatischer, als es ist. Aber unterschätzen sollte man die Besonderheiten nicht, gerade als jemand, der neu einsteigt oder (noch schlimmer) mitten im Berufsleben hinüberwechselt.
Fangen wir mit den Aufgaben an, die sich nach außen hin fast schon romantisch anhören: Maßschuhe fertigen, orthopädische Einlagen entwickeln, Menschen endlich schmerzfreies Laufen ermöglichen, wo vorher nur Humpeln war. Doch das Bild vom ruhigen Meister, der an hölzernem Leisten tüftelt, taugt nur bedingt als Leitmotiv. Praxis? Schweißig, feinfühlig, von Beratung, Präzision, Pragmatismus und technischer Neugier gleichermaßen geprägt. Wer heute in einem Mülheimer Betrieb durchstartet, bekommt es mit Hightech-Scannern, digitalem Fußmesssystem und modernen Werkstoffen zu tun – die Lederwerkbank gibt’s noch, klar, aber die Lasermessung schleicht sich leise daneben, sambisch flexibel. Ehrlich: Ohne technisches Interesse und die Bereitschaft, sich ständig auf Neues einzulassen, wird es zäh.
Mülheim selbst mag auf den ersten Blick kein Nabel dieser Zunft sein, aber ganz so provinziell ist es eben auch nicht. Die Metropolregion Rhein-Ruhr bringt eine Kundschaft mit, die so bunt wie anspruchsvoll ist – von gestressten Berufspendlern bis zu Senioren, die sich mit den Tücken des Altersganges nicht einfach abfinden möchten. Und dann wäre da noch die hohe Durchlässigkeit zum Gesundheitswesen: Kooperationen mit Physiotherapeuten, Orthopäden, Sanitätshäusern. Manchmal fühlt man sich eher wie Schnittstelle denn als Bastler im Kämmerlein. Doch gerade das macht den Beruf für viele attraktiv, die den medizinischen Sinn ihres Tuns spüren wollen. Apropos Sinn: Hand aufs Herz – so mancher Arbeitstag kann lang werden. Wenn die Werkstatt nach Klebstoff riecht und das Telefon unermüdlich klingelt, fragt sich mancher: Was treibt mich hier eigentlich an? Meistens ist es der Moment, wenn die eigene Arbeit jemandem wortwörtlich auf die Beine hilft. Das verliert nie an Reiz.
Bleibt die Sache mit dem Gehalt. Reden wir nicht drumherum: Berufsanfänger starten in Mülheim meist irgendwo zwischen 2.400 € und 2.800 €. Mit ein paar Jahren auf dem Buckel, Zusatzqualifikationen und ein wenig unternehmerischer Schlagseite – ja, selbständige Meisterinnen und Meister verdienen hier durchaus unterschiedlich – kann die Spanne auf 3.000 € bis 3.500 € (mit Ausreißern nach oben) anwachsen. Klingt nüchtern, ist aber im Vergleich zu etlichen anderen Handwerksberufen in der Region solide. Wer allerdings rein um des schnöden Mammons willen den Meistertitel anstrebt, wird, sagen wir mal, eher überraschungsresistent durch den Alltag stapfen. Aber Geld ist ja nicht alles – puh, wie oft habe ich diesen Satz schon halb ernst, halb ironisch in Kollegenrunden ausgesprochen gehört. Ein bisschen stimmt’s eben doch.
Was die Dynamik der Branche angeht: In den letzten Jahren ist deutlich zu spüren, dass sich das Berufsfeld wandelt. Klassisches Handwerk trifft auf neue Absatzwege; das Gesundheitsbewusstsein steigt, und damit auch der Anspruch an individuelle Passgenauigkeit. In Mülheim? Da liegen Licht und Schatten manchmal eng beieinander – mal schwankt die Auftragslage saisonal, mal bringt ein medizinischer Trend plötzlich neue Kundenschichten ins Haus. Flexible Köpfe sind hier gefragt – und auch welche, die sich nicht von gelegentlichem Gerede über den “aussterbenden” Beruf verrückt machen lassen. Wer clever ist, arrangiert sich mit der Digitalisierung, ohne den Draht zum Menschen zu verlieren. Ich selbst glaube, dass es gerade diese Mischung ist, die das Handwerk am Leben hält (und vermutlich noch länger als mancher zugeben mag).
Bleibt am Ende – und das ist keine wohlfeile Floskel – zu sagen: Wer als Einsteiger oder Wechselwilliger in diese Mülheimer Nische einsteigt, braucht Mut zur Lücke, Sinn für Menschen und eine ungekünstelte Lust auf handfeste, manchmal auch handschmutzige Arbeit. Was man zurückbekommt? Ehrliche Anerkennung, den Reiz ständiger Verwandlung und ein Arbeitsumfeld, das nie ganz planbar, aber irgendwie immer lohnend bleibt. Und manchmal, wenn ich spät abends das Licht in der Werkstatt ausmache, denke ich: Genau so hatte ich mir zielgerichtete Unvollkommenheit eigentlich immer vorgestellt.
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