ThiesMediCenter GmbH | Raum 25524 Itzehoe, Pinneberg, Hamburg
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Es gibt Berufe, die klingen ein bisschen nach Handwerk von gestern – doch wer in Bremen als Orthopädieschuhmachermeister unterwegs ist, steht mitten im Sturm gegen Gesundheitsprobleme einer alternden Gesellschaft. Übersehen werden? Passiert öfter. Dabei hat kaum jemand so viele Menschen wortwörtlich wieder auf die Füße gestellt wie die Fachkräfte in diesem Beruf. Und das ist längst nicht nur ein Spruch aus zahntechnischen Werbebroschüren – im Gegenteil: Wer einmal dabei war, wie ein maßgefertigter orthopädischer Schuh aus Leder, Bluetooth-Modul und millimetergenauer Frästechnik entsteht, sieht die Zunft mit anderen Augen.
Eine Sache, die ich in Gesprächen immer wieder raushöre: Viele Neueinsteiger sind verblüfft, wie facettenreich der Berufsalltag ist. Klar, handwerkliches Geschick – Nähmaschine, Lederverarbeitung, Schäumen und Stanzen – das bleibt elementar. Aber Bremen hat sich längst von der reinen Schuhreparatur verabschiedet. Hier werden Digitalscanner gezückt, 3D-Druck-Modelle entworfen und sensorgestützte Fußanalysen vorgenommen, direkt im Ladenlokal oder auch mal bei Wind und Wetter unter Bremer Nieselregen. Und mittendrin sitzt der Meister – manchmal mit dem Maßband, mal mit Augenringen, oft mit einer Prise trotzigem Stolz, weil jedes fertige Unikat eben weit mehr ist als nur Hilfsmittel auf Rezept.
Bremen ist keine klassische Industriemetropole, aber der Mix aus mittelständischen Familienbetrieben, spezialisierten Sanitätshäusern und Therapieverbünden verlangt mehr denn je nach gut ausgebildeten Kräften. Da tummeln sich bereits Berufseinsteiger mit engagiertem Blick neben erfahrenen Altmeistern, die das alte „Wie früher war alles besser“ und den Innovationsdrang im selben Gespräch auffahren. Was viele unterschätzen: Die Zahl der Fachkräfte sinkt, der Nachwuchs bleibt aus, nicht wenige Betriebe arbeiten schon am Limit. Umso gefragter: Menschen mit Haltung, die bereit sind, Verantwortung für Patienten und das Team zu übernehmen – aber auch ihre eigenen Ideen und, ja, auch mal Widerworte mitbringen.
Beim Gehalt lässt sich kein Märchen erzählen. Für Berufseinsteiger liegen die Einstiegsgehälter in Bremen meist zwischen 2.400 € und 2.700 €. Mit wachsender Erfahrung, Zusatzqualifikationen – etwa im Bereich orthopädischer Innenschuhe oder digitaler Fertigung – und Leitung kleiner Teams sind durchaus 3.000 € bis 3.600 € drin. Selbstständige mit eigenem Laden? Das schwankt stark. Manche kommen auf 4.000 € oder mehr, andere kämpfen, dass zum Monatsende nicht nur das Werkzeug geölt ist. Und doch: Viele bleiben wegen der Mischung, die es draußen kaum noch gibt – handwerklicher Stolz, direkter Patientenkontakt, das Gefühl, schlicht gebraucht zu werden. Kann man nicht in Zahlen pressen, aber fragen Sie mal jemanden, der nach einer erfolgreichen Versorgung wieder schmerzfrei laufen kann …
Vielleicht bildet Bremen ja gerade deshalb so eine eigene Werkstattkultur aus. Zwischen Kiez am Ostertorsteinweg, traditionellen Handelsvierteln und wachsender Medizintechnikszene hat sich eine Nische etabliert, die stur bleibt und doch modern aufrüstet. Digitalisierung? Kommt schleppend, aber sie kommt: 3D-Fußscanner, Online-Terminierung, sogar biomechanische Modelle, die eigentlich aus der Flugtechnik stammen, finden sich zunehmend in den Arbeitsalltag eingewoben. Die Kunst besteht darin, das Traditionelle zu mögen, ohne im Staub der Vergangenheit stecken zu bleiben. Ein Spagat, den nicht jeder liebt – aber, ehrlich, darauf kommt’s an: Wer Lust auf echtes Handwerk mit Zukunft hat, einen kühlen Kopf bei Technikfragen behält und nicht gleich die Nerven verliert, wenn’s beim Sanitätshaus im Viertel mal wieder um mehrere Kassenabrechnungen und Patientenwünsche der Kategorie „Geht nicht? Gibt’s nicht!“ geht – der findet in Bremen eine Bühne, die so schnell nicht abgebaut wird.
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