Cafe Del Sol | Mülheim (Ruhr)
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Topgolf Deutschland | 46045 Oberhausen
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Reden wir nicht drum herum – Oberkellner, das klingt für manche noch immer nach weißer Jacke, vollem Tablett und einer Prise Respekt. Doch gerade, wenn man frisch einsteigt oder das Metier wechseln möchte, merkt man schnell: Die Dinge sind vielleicht beweglicher, als die steife Uniform vermuten lässt. Münster, dieses eigenwillige Ensemble aus Fahrrädern, Tradition und studentischem Treiben, ist dabei ein ziemlich besonderes Pflaster für einen Job, der Professionalität verlangt – und gleichzeitig eine Kunst des Augenmaßes ist. Letztlich ist die Aufgabe komplexer als das bloße Jonglieren mit Tellern und Bonblöcken: Hier führt man ein Team und ist Bindeglied zwischen Küche, Gästen und Betriebsleitung – das nur als Einstieg in den Zirkus.
Ganz ehrlich: Wer den Oberkellner als bloßen Chefkellner sieht, hat vermutlich nie eine Hochzeit im Kreuzviertel mit 120 Gästen begleitet. Oder einen Biergartenabend in Hiltrup, wenn draußen alle Tische belegt sind – vom Professor bis zum Junggesellenabschied. Hier entscheidet oft das richtige Wort, der fokussierte Blick und, ganz unspektakulär, der Griff nach dem Kellnerschlüssel statt zum Stift. Selbst Führungskräfte aus anderen Branchen wundern sich manchmal, wie schnell hier Organisationstalent, Konfliktfähigkeit und das berühmte Improvisationstalent gefragt sind. Klar kann man Prozesse planen, aber sechs Extrawünsche in zehn Minuten? Routine – jedenfalls auf dem Papier. In der Praxis schwimmt man zuweilen mächtig gegen den Strom. Und der kommt in Münster gerne mal aus allen Richtungen.
Werfen wir einen Blick auf das große Geld – oder eben auf das, was im Restaurant- und Hotelfach realistisch geboten wird. Ein Einstieg liegt aktuell meist zwischen 2.500 € und 2.900 €; wer besonders gefragt oder in einem renommierten Haus arbeitet, landet mit Erfahrung auch bei 3.200 € bis 3.700 €. Zusatzzahlungen? Trinkgelder und gelegentliche Boni, abhängig von Lage, Auslastung, auch Saison. Mehr ist selten. Und ja, Münster kennt Preissensibilität: Die lockere Atmosphäre kaschiert manchmal, wie hart kalkuliert wird. Andererseits bietet die Stadt, gerade dank ihrer vielfältigen Gastronomielandschaft, solide Chancen auf Durchlässigkeit – sogenannte Seiteneinsteiger mit Herzblut und Überblick wachsen nicht auf Bäumen.
Münster ist nicht München, Berlin oder Hamburg – darauf pochen Einheimische mit einer Mischung aus Stolz und Understatement. Hier zählt weniger die große Show, mehr der feine Ton; Allüren kommen allenfalls bei besonderen Gelegenheiten durch. Was hier auffällt? Die Gäste sind anspruchsvoll, aber selten überheblich. Man serviert oft für Stammkundschaft, für die „das Übliche“ tatsächlich ein Begriff ist. Und dann gibt es diese seltsame Mischung aus Studentenlockernheit und bürgerlicher Erwartung – als müsste man beides gleichzeitig bedienen. Flexibilität ist hier nicht nur Haltungsnote, sondern Existenzvoraussetzung. Ich kenne Kolleginnen, die bei Regen Faltzelte schleppen und im nächsten Moment vor einer Bürgermeisterrunde filetieren. So ist Münster, und so ist dieser Job.
Womit niemand rechnet: Digitalisierung fängt längst im Gastraum an. Moderne Kassensysteme, Allergie-Infos auf dem Tablet, die Vernetzung zwischen Theke und Küche – das alles wandert auch in Münster von der Kür zur Pflicht. Wer schneller tippen als notieren kann, gewinnt; wer nie den Überblick verliert, wird befördert – so einfach, so schwer. Weiterbildungen? Werden noch allzu oft belächelt. Dabei bieten sie oft das Zünglein an der Waage – Weinwissen, betriebswirtschaftlicher Durchblick, Teamführung. Fast schon skurril, wie viele Routiniers hier aus dem Bauch führen. Dennoch: Der Markt belohnt kluge Köpfe, die offen für Veränderung sind. Mal ehrlich – wer einen Sinn für Menschen und Abläufe hat, findet im Oberkellner-Dasein in Münster mehr als einen Job auf Zeit. Vielleicht ist es sogar eine Lebenskunst zwischen Kalkül, Kundennähe und – ganz schnörkellos – dem Hang, ab und zu alles auf den Punkt servieren zu können.
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