Cafe Del Sol | Mülheim (Ruhr)
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Topgolf Deutschland | 46045 Oberhausen
Rheinhotel Dreesen | 53111 Bonn
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Wo der Niederrhein so tut, als hätte er italienisches Temperament, begegnet einem seit Jahrzehnten dieselbe Spezies: freundlich, verbindlich, in der Bewegung souverän, aber innerlich stets ein bisschen auf der Hut – der Oberkellner. In Krefeld, wo zwischen Historismus und Neuaufbruch das Kulinarische überraschend lebendig geblieben ist, hat dieser Beruf längst mehr mit Taktik als mit Tablettbalancieren zu tun. Denkt man zumindest, wenn man sich vom Mythos serviler Galanterie nicht einnebeln lässt. Aber eines gleich vorweg: Hier bedienen keine Statisten, sondern häufig Profis mit erstaunlichem Handlungsrepertoire.
Vielleicht denkt mancher an steife Fräcke und das obligate Sektglas zum Empfang, doch das Bild ist veraltet. Was viele unterschätzen: Oberkellner sind Menschenmanager, Kundenflüsterer und Troubleshooter in einem. Sie führen nicht nur ein Service-Team, sondern vermitteln zwischen gestresstem Küchenteam, eigensinnigen Gästen und den unausgesprochenen Erwartungen des Hauses. Tagesgeschäft? Der Inbegriff von Überraschungsei! Vom klassischen à la carte im Café in Bockum bis zu Eventgastronomie mit digital bestelltem Ananascarpaccio in der Krefelder Innenstadt – ein Oberkellner braucht mehr als gute Manieren.
Was im Dorf zählt, taugt in Krefeld selten. Viele Häuser hier setzen traditionell auf solides Serviceniveau, doch immer öfter mischt sich Erneuerungswille ins Personalmanagement. Es gibt Wirtshäuser, in denen das „Du“ zur Stammkundschaft gehört, und Brasserien, in denen eine Prise Kölscher Lässigkeit zu spüren ist. Wer etwa von Düsseldorf herüberwechselt, merkt schnell: In Krefeld ist man ehrlicher, manchmal rauer – eine halbe Portion Respekt muss man sich hier erarbeiten. Ich erinnere mich an einen älteren Küchenchef, der sagte: „Hier kostet Vertrauen Zeit – aber hält dann überraschend lang.“ Fluktuation? Klar. Doch stabile Teams sind oft wie kleine Familien – wenn man’s geschickt anstellt.
Kein Geheimnis: Der Verdienst war nie die große Lockung. Zwischen 2.800 € und 3.400 € liegen die meisten Gehälter derzeit, mit etwas Luft nach oben in den gehobeneren Adressen – falls denn Kontinuität und Weiterbildung dazukommen. Fragt man langgediente Fachkräfte, hört man oft: „Geld ist okay – wichtig ist das Klima.“ Wer als Einsteiger auf schnellen Reichtum setzt, wird enttäuscht sein. Aber: Trinkgelder können, je nach Betrieb und Abend, ein nettes Taschengeld ergeben. Unterschätzt wird oft, wie sehr das eigene Auftreten über den Lohn hinausgeht – bei den Gästen wie im Kollegium. Ein Oberkellner mit Rückgrat ist mehr als Tariflohn oder Trinkgeldkasse: Er (oder sie) setzt das Niveau.
Digitalisierung? Ja. Aber nicht zum Selbstzweck. Manche Betriebe experimentieren mit mobilen Kassensystemen und digitaler Tischreservierung, besonders nach der Pandemie. Die alte Schule murrt, die Jungen finden’s praktisch, die Gäste manchmal zu unpersönlich. Am Ende gilt: Persönlichkeit schlägt Technik. Was bleibt, ist das ewige Improvisieren – gerade in Stoßzeiten, wenn das Handy klingelt, Tischnummern verschwinden und Allergiker-Sonderwünsche auf einmal Hochkonjunktur haben. Manchmal frage ich mich, ob das nicht der wahre Reiz an diesem Beruf ist: Kein Tag wie der andere, kein Gast wie der vorherige. Routine? Gibt’s, aber eben immer nur im Moment. Das ist, Hand aufs Herz, nervenaufreibend und belebend zugleich. Wer’s nicht mag – wird hier nicht glücklich. Aber wer das Spiel aus Nähe, Distanz und Organisation beherrscht, merkt schnell: Wirklich austauschbar sind die guten Oberkellner nie.
Traumjob? Vielleicht nicht für jeden. Aber für Leute, die gern steuern, vertragen, ordnen und ab und zu im Stillen Held des Abends sind – für die ist die Position als Oberkellner in Krefeld keineswegs schlechtes Geschäft. Und irgendwer muss ja dafür sorgen, dass all die Geschichten zwischen Sahneschnitzel und Servicequalität weitererzählt werden. Am Ende des Abends jedenfalls haben Oberkellner meist mehr erlebt als die meisten Büromenschen in einer ganzen Woche. Das muss man wollen. Und ehrlich – ein bisschen stolz kann man da schon sein.
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