Sauerland Stern Hotel | 29614 Willingen
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Cafe Del Sol | Mülheim (Ruhr)
Topgolf Deutschland | 46045 Oberhausen
Rheinhotel Dreesen | 53111 Bonn
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„Sie wünschen?“ – Wer glaubt, dass man als Oberkellner in einem Satz auf den Punkt gebracht ist, war vermutlich nie mit glühenden Füßen und wachem Kopf mitten im Abendgeschäft unterwegs. In Hagen, einer Stadt, die für ihre bodenständige Gastronomie und das ständig wechselnde Gesicht zwischen Tradition und Aufbruch steht, ist der Beruf weder graues Mittelmaß noch Bühne für Allüren – sondern vor allem eins: verdammt vielfältig.
Oberkellner – klingt fast ehrfurchtgebietend, nach edlen Restaurants und weißen Handschuhen. Die Realität in Hagen? Oft ein gekonnter Spagat zwischen gestandener Führungskraft und stiller Alltagsheld – mit Krawatte oder ohne, mal in rustikaler Brauhausatmosphäre, mal im gehobenen Hotelrestaurant, manchmal auch in Veranstaltungs- oder Cateringbetrieben. Wer neu reinkommt, merkt rasch: Hier entscheidet nicht nur das Stilgefühl beim Weinservice, sondern Fingerspitzengefühl im Team und Durchsetzungsvermögen auf der Fläche.
Was viele unterschätzen: Als Oberkellner verantwortlich zu sein, heißt nicht Dienst nach Vorschrift, sondern die Fähigkeit, einen Laden wirklich am Laufen zu halten – und das in mehr als einer Hinsicht. Personalsteuerung, Schichtplanung, Wareneinsatzkontrolle, Beschwerdemanagement, Gastgebermentalität, Qualitätsprüfung … die Liste zieht sich. In Hagen, wo vielerorts noch Stammkundschaft das Sagen hat und man den „Herrn Schmidt“ eben lieber nicht dreimal auf seinen Kaffee warten lässt, kommt eine soziale Komponente dazu, die kein Lehrbuch abbildet.
Wer frisch ins Berufsfeld einsteigt – und das beobachte ich immer wieder – ringt anfangs oft mit dem Balanceakt zwischen fachlicher Autorität und unaufgeregter Kollegialität. An einem lauen Freitagabend, wenn sich auf der Terrasse die Gläser stapeln, muss man nicht nur souverän, sondern auch gelassen und verbindlich bleiben. Dass Fehler gelegentlich passieren? Geschenkt. Die Kunst besteht darin, sie aus dem Ablauf herauszufiltern, bevor sie überhaupt jemand bemerkt.
Jetzt werden einige hellhörig: Was bleibt denn am Monatsende? Das Gehalt für Oberkellner in Hagen siedelt sich heute realistisch meist zwischen 2.500 € und 3.200 € an, mit klarer Luft nach oben, sobald man in gehobeneren Häusern oder Hotels landet. Klar, Tarifgebundenheit ist (gerade im Nordwesten NRWs) eher die Ausnahme, Trinkgelder sind – vorsichtig ausgedrückt – volatil. Nüchtern betrachtet, kann ich feststellen: Wer Initiative ergreift und Verantwortung übernimmt, hebt sich schnell vom Durchschnitt ab und wird selten schlecht honoriert. Nur – keinen sollte überraschen, dass zwölfstündige Schichten eher Regel als Ausnahme sind, auch wenn der moderne Arbeitsmarkt anderes verspricht.
Hagen selbst bringt als Gastronomiestandort Eigenheiten mit, die so in kaum einer anderen Stadt Nordrhein-Westfalens greifen. Einerseits ist das Publikum, insbesondere in den klassischen Restaurants und den zahlreichen Eventlocations, erstaunlich wandlungsfähig – zwischen Bergen, Ruhrgebiet und südwestfälischer Prägung prallt hier vieles zusammen. Wer hier Oberkellner ist, braucht den Sinn für schwankende Gästeströme auf Messen, für Biker-Treffs und Hochzeiten im Grünen genauso wie für Corporate-Dinners und Schnitzelabende nach dem Handballspiel.
Bleibt noch die Frage: Ist Stillstand wirklich ein Problem? Viele Kollegen in Hagen setzen bewusst auf fachliche Weiterbildungen – vom Sommelier-Kurs bis zu digitalen Warenwirtschafts-Schulungen. Manchmal, ganz ehrlich, frage ich mich, wer das überhaupt alles in der Freizeit stemmen soll. Aber: Wer hier nicht häufiger mal über den Tellerrand schaut, bleibt mittelfristig auf der Stelle kleben. Gerade in einer Region, in der Gastronomie noch als Begegnungsraum funktioniert, kann Know-how im Eventmanagement oder digitale Prozesskenntnis das entscheidende Quäntchen Vorsprung bringen.
Unterm Strich: Wer Oberkellner in Hagen wird (oder es werden will), muss bereit sein, laufend die Rolle(n) zu wechseln – Gastgeber, Teamleiter, Krisenmanager, manchmal Psychologe. Und, vielleicht das Wichtigste: Den eigenen Stil finden. Nicht immer stromlinienförmig, selten spektakulär, aber fast immer überraschend echt.
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