Hotel Bareiss | 72270 Baiersbronn
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Hotel Bareiss im Schwarzwald | 72270 Baiersbronn
Hotel Bareiss | 72270 Baiersbronn
Hotel Bareiss im Schwarzwald | 72270 Baiersbronn
Wer hier im Breisgau als Oberkellner durchstarten will, steht mit einem Bein in uralter Handwerkstradition und mit dem anderen mitten in einer Szene, die ohne große Vorwarnung zwischen entspanntem Münsterblick und nervösem Messepublikum wechselt. Freiburg ist kein Touristentrick wie Rothenburg (sorry, Rothenburg) – und sicher auch kein anonymer Großstadtdschungel. Die Gastro-Szene brodelt. Mal leise, mal laut, mal mit diesem feinen badischen Lächeln, das nie so ganz verrät, ob es wirklich echt ist.
Ein Oberkellner – in Freiburg, wohlgemerkt, nicht irgendwo an der Nordseeküste – ist mehr als nur der „Chef im Service“. Ja, er oder sie muss das Team koordinieren, läuft aber eben auch selbst noch ständig zwischen Kasse, Küche und Gästen. Das liest sich vielleicht nach Routine, aber spätestens wenn der SC spielt oder ein Seminargruppen-Boot voller Wissbegieriger ins Restaurant einrollt, weiß man: Hier zählt Schlagfertigkeit mehr als Fachlexikon.
Hand aufs Herz – der Unterschied zum Serviceleiter in anderen Städten? Schon der Mentalitätsmix. In Freiburg trifft die sprichwörtliche badische Gemütlichkeit auf ziemlich hohe Erwartungen. Klar, das Publikum: zahlende Gäste, tagende Wissenschaftler, gestresste Eltern, abends dann die ewigen Stammgäste am Stammtisch – alle wollen Aufmerksamkeit, alle haben Hunger (auf Essen und Erlebnis). Wer Oberkellner wird, sollte Freude am Jonglieren haben, und zwar mit Menschen: Kollegen, Gästen, Küchencrew, manchmal auch mit sich selbst, wenn die Stimmung kippt.
Ein typischer Arbeitstag? Gibt’s nicht. Mal bleibt das Team klein, mal explodiert die Gästezahl. Ich sage es so: Wer sich vor unvorhergesehenen Situationen fürchtet, sollte besser im Lager Bierkisten stapeln als als Oberkellner agieren. Denn die Führungsrolle wird einem nicht geschenkt. Man steht gefühlt „mitten im Saft“ – macht Dienstpläne, steuert den Wareneinsatz, leistet Qualitätskontrolle. Manchmal fragt man sich: Bin ich jetzt Gastgeber, Konfliktmanager, Psychologe oder bloß der, der immer zum letzten Kaffee ruft?
Geld redet nicht, sagen viele – aber keiner arbeitet gratis. Das Gehaltsniveau? In Freiburg liegt es, gemessen an anderen Städten, im guten Mittelfeld: Die meisten Oberkellner bewegen sich zwischen 2.700 € und 3.400 €, Spitzenpersonal kann auch darüber hinauskommen, vor allem in renommierten Häusern rund um den Münsterplatz oder in den Hotellerie-Schwergewichten. Ob das für Freiburger Mietspiegel reicht? Kommt auf die eigenen Ansprüche und die Zusatzleistungen an. Und: Wer Trinkgeld als „Taschengeld“ betrachtet, hat entweder zu viel Demut oder macht irgendetwas falsch. In guten Wochen kann das, ehrlich gesagt, ein ziemlicher Motivator sein.
Regionale Besonderheiten gibt es auch in puncto Weiterbildung. Die klassischen Angebote zur Qualifizierung – etwa Zusatzlehrgänge für Wein- oder Käsekompetenz – werden in Freiburg gern mit einer Prise Lokalkolorit versehen. Ein bisschen Kaiserstuhl, etwas badische Küche, ein Hauch französischer Savoir-vivre. Wer offen ist, findet hier mehr als Standardkost. Nur: Wer glaubt, ein Zertifikatskurs im Schwarzwald sei ein Selbstläufer, erlebt oft die Realität alter Prägung – man kennt sich, man misst sich, man nimmt Neuzugänge erstmal kritisch ins Visier. Apropos: Nach wie vor sitzt in manchen Traditionshäusern die Handschrift des ehemaligen Chefs tief. Muss man mögen, muss man nehmen, oder aktiv verändern.
Lehrbücher helfen, aber auf dem Papier wird niemand zum Oberkellner im echten Sinn. Was viele unterschätzen: Am Ende zählt die Haltung. Nicht jeder Gast ist leicht, nicht jeder Tag planbar – erst recht nicht in dieser Stadt, die zwischen nachhaltigem Foodtrend und studentischem Feierrausch schwankt. Hier schult man Nerven wie Feinmotorik: Ein falscher Blick, eine fehlgeschlagene Weinempfehlung – schon spürt man, wie schnell Wertschätzung kippen kann.
Persönlich gesprochen: Mich erstaunt immer wieder, wie gerade in Freiburg alte Muster (Respekt, Disziplin, Hierarchie) und neue Ideen (Teamkultur, Nachhaltigkeit, agile Abläufe) nebeneinander stehen – oder stolpern müssen, wenn keiner moderiert. Wer „nur führen“ will, wird scheitern, ebenso wie die, die glauben, Service heißt „Tablett tragen“. Falsch. Service ist Beziehungsarbeit. Und die lernt man nur mitten im Chaos, nicht im Kursraum.
Ist Oberkellner in Freiburg ein Traumjob? Kommt darauf an, wen man fragt. Die einen schwärmen von kollegialem Miteinander auf der Terrasse, Laubblätterpool im Herbst und langen Sommernächten voller Humor und Hektik. Die anderen verdrehen die Augen bei jedem Satz über Dienstplan-Esoterik und das nie endende Balancieren zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Was bleibt? Wer Freude am Führen, Planen, Mit-anpacken und (ja!) am Aushalten von Eigenwilligkeiten hat, wird selten enttäuscht. Freiburg bietet hier eine Bühne, die zu eigenständigem Handeln einlädt, mal freundlich, mal fordernd – immer aber auf der Höhe einer Branche, die sich jeden Tag neu erfinden muss. Ein Spaziergang? Mit Sicherheit nicht. Aber Stillstand gibt’s hier ohnehin nicht – da ist Freiburg dem Rest des Landes mal wieder einen kleinen Sprung voraus.
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