Vienna House Easy by Wnydham Frankfurt Airport | 65451 Kelsterbach
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Vienna House Easy by Wnydham Frankfurt Airport | 65451 Kelsterbach
Es gibt diese Abende in Frankfurt. Das Licht der Skyline zittert im Apfelwein – und der Oberkellner steuert durch den Gastraum, als wären die Tische Schachfiguren, die er mit einem halben Blick sortiert. Manche halten das für Routine. Wer aber genauer hinschaut, merkt schnell: Hier wird mehr beherrscht als der klassische Plattenservice. Oberkellner jonglieren mit Erwartungen, Stimmungen, Konflikten und – ja – manchmal auch mit Eitelkeiten. Wer neu einsteigt oder frischen Wind sucht, sollte wissen, worauf er sich hier wirklich einlässt.
Frankfurt ist nicht nur Bankenmetropole und Flughafen, sondern auch ein gastronomischer Drahtseilakt. Touristen, Businessgäste, Stammkundschaft aus Sachsenhausen, Banker, die alles wollen – und zwar sofort. Oberkellner müssen diesen Spagat beherrschen: Englisch, Deutsch, Französisch – Smalltalk auf drei Bühnen, damit jeder Tisch sich besonders fühlt. Im Bahnhofsviertel andere Töne als im Westend; ganz zu schweigen von den unerbittlichen Erwartungen im Fine Dining rund um Opernplatz oder Alte Oper. Manchmal frage ich mich, ob man da nicht eher Dirigent als Bedienung ist.
Von außen betrachtet wirkt der Oberkellner oft wie der freundlich-geschmiegte Gastgeber. Die eigentliche Kunst liegt jedoch im Managen hinter den Kulissen. Dienstpläne, Wareneinsatz, Eskalationen mit der Küche, hektische Kollegen, die plötzlich "krank" sind (wer’s im Dezember kennt, weiß, dass das kein Vorurteil ist). Hier braucht es Rückgrat, Überblick und die Fähigkeit, auch nach einer Zwölf-Stunden-Schicht freundlich zu nicken, wenn wieder mal jemand fragt, ob der Espresso „wirklich so teuer“ sein muss. Oberkellner führen, moderieren Streit, sind Stimme des Chefs und hadern mitunter selbst am stärksten daran, den Überblick zu behalten.
Finanziell? Gut, reden wir Klartext. In Frankfurt liegt das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.500 € und 2.900 € – in den Spitzenhäusern (mit passender Erfahrung und Sprachen) geht’s rauf auf 3.100 € bis 3.600 €. Reines Gehalt, versteht sich – das Thema Trinkgeld ist die sprichwörtliche Wundertüte. Mal prasselt es, mal tropft’s nur. Interessanterweise entstehen da sowohl am Mainufer als auch am Römerberg ganz eigentümliche Dynamiken: Das internationale Publikum ist oft spendabler, im Traditionslokal zählt mehr das freundliche Wort als die große Scheinegabe.
Die Gastronomie in Frankfurt – und speziell der Beruf des Oberkellners – steht nicht erst seit Corona im Wechselbad. Digitale Kassen, neue Reservierungssysteme, Gäste, die per App bestellen und sich trotzdem die alte Schule wünschen. Das klingt nach Aufbruch, ist aber oft Krampf und Chance zugleich. Wer sich weiterentwickeln will, findet in der Stadt allerlei Kurse: moderne Getränkekunde, Kommunikationstrainings, Interkulturelles. Und trotzdem: Vieles bleibt learning by doing.
Wer heute überlegt, als Oberkellner in Frankfurt einzusteigen oder den Schritt zu wagen, dem sei gesagt: Man ist nie nur Verwalter von Speisekarten. Es geht um Atmosphäre. Um ehrlichen Respekt. Man wird, ob man will oder nicht, zum kleinen Mikrokosmos-Manager. Tage, die glänzen – und Abende, an denen man sich fragt, warum man sich das irgendwie schon wieder antut. Vielleicht, weil die Menschen, der Trubel, das Pulsierende in Frankfurt einen immer wieder herausfordern – und manchmal auch ein wenig stolz machen.
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