Cafe Del Sol | Mülheim (Ruhr)
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Topgolf Deutschland | 46045 Oberhausen
Rheinhotel Dreesen | 53111 Bonn
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Wer in Düsseldorf als Oberkellner arbeiten will – oder noch zögert, ob er es wagen soll, steht vor einer Entscheidung, die deutlich mehr ist als nur ein Wechsel des Arbeitgebers. Nein, der Sprung auf die „obere Etage“ des Service bedeutet, das Metier noch einmal aus einer neuen Perspektive zu sehen. Zwischen Uferpromenade, Medienhafen und den altehrwürdigen Häusern rund um die Königsallee weht ein anderer Wind als irgendwo im Ruhrgebiet oder an der Nordseeküste. Düsseldorf, das muss man wissen, ist ein eigenes Biotop: international, manchmal versnobbt, aber immer hungrig nach Qualität und Präzision. Diese Stadt stellt Erwartungen – nicht nur an die Küche, sondern vor allem an das Personal, das vorne steht und scheinbar mühelos alles zusammenhält.
Manchmal stelle ich mir vor, ein Oberkellner sei Dirigent und sein Orchester – die Servicebrigade. Aber auch Moderator, Streitschlichter, Showmaster. In Düsseldorf verlangt das Publikum mehr als einen grandiosen Teller oder ein Glas Champagner zur richtigen Zeit. Hier ist der Oberkellner Vermittler zwischen launischem Gast, überfordertem Sous-Chef und einer Restaurantleitung, die oft umsatzorientierter denkt als je zuvor. Klingt nach Stress? Ist es manchmal auch. Aber gerade darin steckt eine Art Nervenkitzel, der die Branche für viele zu mehr als bloßem Broterwerb macht. Wer den Überblick behält, improvisieren und delegieren kann, während das Tonband im Kopf unaufhörlich mitläuft, ist hier richtig.
Spricht man mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen – oder einfach mal mit den Angestellten an der Theke irgendeiner Altstadt-Institution –, kommt ein Thema immer wieder: Wandel. Digitale Kassensysteme? Selbstverständlich. Allergiedatenbanken, mobile Bestellterminals, Live-Feedback via App. Manches davon ist Fluch und Segen zugleich. Oberkellner in Düsseldorf müssen längst nicht nur Beine und Herzlichkeit mitbringen, sondern digitale Kompetenz mindestens im Tagesgeschäft leben. Und der Wandel betrifft nicht nur die Technik: Die Zusammensetzung der Teams wird internationaler, das Gästeprofil bunter. Wer sich da nicht mitentwickelt, bleibt stehen. Stillstand bedeutet Rückstand – besonders in einer Stadt, in der kulinarische Trends schneller kommen, als sie andernorts überhaupt registriert werden.
Es gibt Abende, da schmeckt der Espresso vergoldet, die Gäste klatschen zu selbstverständlichem Service und niemand merkt, wie der Sturm unter der Oberfläche tobt. Dann wieder Momente, in denen drei Kollegen gleichzeitig krank sind, und die amerikanische Reisegruppe im Nebenraum verlangt nach veganer Haute Cuisine – auf japanischem Porzellan, versteht sich. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Nervenstärke, Humor, ein Händchen für Krisenkommunikation. Wer meint, Oberkellner sei nur eine teure Variante des Kellners, der hat das eigentliche Handwerk nicht verstanden. Düsseldorf lehrt einen Demut – und bringt manchmal auch den Bankdirektor zum Verstummen, wenn es darauf ankommt. Größere Triumphe gibt’s selten gratis.
Gehen wir mal an die Zahlen: In Düsseldorfer Spitzenhäusern beginnt das Gehalt für Einsteiger meist im Bereich von 2.800 € bis 3.100 €, je nach Größe des Betriebs, Zusatzleistungen und Anspruch der Gäste. In gut geführten Häusern mit internationalem Publikum sind Spielräume bis knapp 3.600 € drin. All das ohne Trinkgeld gerechnet – und das pendelt, Hand aufs Herz, zwischen lächerlich und legendär. Sicher, im mittleren Segment sieht es teils etwas bescheidener aus, die Unterschiede zwischen schickem Hotel und Traditionslokal sind nicht kleinzureden. Aber: Die Zeiten der monetären Selbstaufgabe sind vorbei, auch die gewerkschaftlichen Strukturen greifen besser. Viele schätzen besonders das kollegiale Miteinander, das – so meine Erfahrung – in Düsseldorf weniger von Hierarchiedenken, sondern oft von gegenseitigem Respekt geprägt ist. Ja, auch im gehobenen Haus.
Bleibt die Frage, warum man so etwas machen sollte. Für viele ist es tatsächlich Berufung statt Beruf. Manchmal aber auch der Zufall – oder das Verlangen, eben nicht jeden Tag dasselbe zu tun. Der Oberkellner-Job in Düsseldorf ist selten romantisch, aber fast immer abwechslungsreich. Wer Herausforderung sucht, Scheitern nicht fürchtet und gelegentlich von charmanter Unverschämtheit profitieren kann, wird reich beschenkt: Mit Geschichten, Kontakten, Chancen zur Weiterentwicklung (Chef de Rang? Restaurantleitung? Wer weiß…). Was viele unterschätzen: Düsseldorf ist hungrig nach Talenten, und das merkt man im Servicebereich wie nirgendwo sonst. Der Mut, Verantwortung zu übernehmen, wird belohnt – aber eben erst nach Feierabend. Wer nur Dienst nach Vorschrift macht, ist hier deplatziert, so ehrlich muss man sein. Und trotzdem: Ich kenne wenige Jobs, die so direkt zeigen, was sie wert sind.
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