UKSH - Universitätsklinikum Schleswig Holstein - Akademie gGmbH | 23539 Lübeck
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Manchmal frage ich mich, warum die große Mehrheit der Leute nicht einmal weiß, was genau eine*e MTA für Funktionsdiagnostik tut. Liegt’s am sperrigen Begriff, an der, sagen wir mal, unaufgeregten Sichtbarkeit dieses Berufs? Vielleicht – dabei arbeiten hier Menschen, die Tag für Tag im Grenzbereich zwischen Technik und Medizin unterwegs sind. Ein Drahtseilakt: Einerseits hohe Verantwortung, andererseits überraschend wenig Pathos.
Im Großen und Ganzen – und das weiß ich aus etlichen Gesprächen, die ich mit Kolleginnen und Kollegen in den Fluren zwischen Herzzentrum und Lungenambulanz geführt habe – besteht der Arbeitsalltag daraus, biomedizinische Messungen durchzuführen, die die Ärztinnen und Ärzte dringend brauchen, um zu einer Diagnose zu kommen. EEG, EKG, Lungenfunktion, Audiometrie und jener ganze Methodenzirkus, der auf den ersten Blick nach Standard, auf den zweiten jedoch nach höchster Präzision verlangt. Das Interessante: Die Geräte entwickeln sich ständig weiter. Vor fünf Jahren war digitale Echokardiografie das Maß der Dinge, heute sind es mobile Diagnostiklösungen, die drahtlos Daten an die Patientendokumentation funken. Da muss man am Ball bleiben, was Fortbildung angeht – ohnehin so eine Untertreibung, auf die in Rostock eigentlich niemand hereinfällt.
Dass die Hansestadt Rostock eine eigene Dynamik hat, merkt man, sobald man länger in einer der größeren Kliniken oder Praxen unterwegs ist. Die Altersstruktur in MV – über die wird gern gelächelt oder gezuckt – schlägt auch in der Funktionsdiagnostik durch: Mehr Patientinnen und Patienten im fortgeschrittenen Alter bedeuten eine enorme Bedeutung von kardiologischen und pulmonalen Messverfahren. Klar, Routine ist das eine; die feinen Unterschiede bei älteren Menschen zu erkennen, deren Herz ein anderes Tempo vorgibt als das 35-jährige Standard-EKG-Muster, ist das andere. Deshalb, kleine Randnotiz aus der Praxis: Genauigkeit und Geduld sind die halbe Miete in diesem Beruf. Wer glaubt, nach Schema F ein Kabel anlegen zu können – irrt gewaltig. Menschenarbeit eben, keine Serienproduktion.
Ein Thema, das nicht nur Einsteiger:innen umtreibt: das Gehalt. Sagen wir es, wie es ist – mit Zahlen wird nicht gern geworfen, aber die Wahrheit ist: In Rostock bewegen sich Einstiegsgehälter derzeit meist zwischen 2.750 € und 2.950 €. Klingt, je nach Blickwinkel, nach solider Basis oder nach: „Kann da bitte noch etwas kommen?“ Doch mit wachsender Erfahrung und – fast noch wichtiger – mit Zusatzqualifikationen, etwa für spezielle Ableitungsverfahren oder technische Wartung, sind 3.100 € bis 3.400 € mehr als nur eine Fantasie. Wobei das eigentliche Zünglein an der Waage oft im Detail liegt: Ein Haus, das Fortbildungen bezahlt? Eine Praxis, in der Teamkultur wirklich gelebt wird, statt nur im Leitbild zu plätschern? Nicht in jedem Setting gleich zu haben, aber in Rostock aus meiner Beobachtung keineswegs Utopie.
Was viele unterschätzen: Die Weiterbildungsmöglichkeiten in der Funktionsdiagnostik sind nicht so starr, wie manche befürchten. Neuere Entwicklungen – z. B. im Bereich Herzrhythmusanalyse oder Schlafmedizin – haben dafür gesorgt, dass spezialisierte Seminare wie Pilze aus dem Boden schießen. Wer etwas mehr von der Welt sehen will, also über den Tellerrand der Herzschrittmacher hinaus, findet in Rostock einige Institute, die interdisziplinäre Lernansätze fördern. Gern vergessen: Gesundheitstechnologie ist kein statischer Sektor, erst recht nicht hier. Gerade, wer wechselbereit ist, kann mit dem richtigen Riecher für die kommenden Trends (Digitalisierung, KI-gestützte Auswertung, Telemedizin) seinen Marktwert deutlich steigern. Oder besser gesagt: Es wäre fahrlässig, sich nicht weiterzubilden, wenn man sich dieser Tage für diesen Job entscheidet.
Das vielleicht einzig Unbequeme: Im echten Arbeitsalltag hat man selten die Zeit, die man laut Lehrplan für jeden Patienten haben sollte. Der Spagat zwischen Sorgfalt und Effizienz ist dauerpräsent. Dennoch habe ich nicht selten erlebt, dass gerade jene, die nicht bloß „abmessen“, sondern aufmerksam zuhören, technische Routine mit Einfühlung verbinden – am Ende zufriedener sind. Vielleicht hat’s ja damit zu tun, wie tief dieser Beruf im Rostocker Klinikalltag verwurzelt ist: Still, zuverlässig, ein bisschen trockener Humor im Team – und trotzdem jedes Signal im Blick. Es liegt nicht jedem. Muss es auch nicht. Für die, die es können (und wollen), bleibt die Funktionsdiagnostik eine der unterschätzten Königsdisziplinen im Medizinbetrieb.
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