Metallbauer Metallgestaltung Jobs und Stellenangebote in Kiel
Beruf Metallbauer Metallgestaltung in Kiel
Zwischen Funkenflug und Formgefühl – Metallgestaltung in Kiel im Praxistest
Am Morgen, wenn das Licht über der Kieler Förde silbrig ans Werk geht, beginnt für viele hier schon das Schmieden, Schweißen, Schleifen – und Nachdenken. Metallbauer*innen der Fachrichtung Metallgestaltung, das klingt einerseits solide, fast nostalgisch wie aus der Zeit, als noch jede Haustür von Hand gefertigt wurde. Andererseits: Wer sich entscheidet, in Kiel in dieses Gewerk einzusteigen, landet selten in staubigen Werkhallen von gestern. Die regionale Mischung aus maritimer Industrie, Mittelstand und ambitionierten Kunstprojekten sorgt für eine überraschend breite Spielwiese. Zugegeben: Wer Spiegelflächen oder perfektes Edelstahl auf den Millimeter fertigt, muss hier manchmal improvisieren. Denn von der Yacht-Reparatur am Nordhafen bis zur aufwändig gestalteten Balkonanlage im Gründerzeitviertel – gefragt ist vor allem eins: Vielseitigkeit.
Die Sache mit der Kreativität – ich hab’s selbst erlebt – wird gerne überschätzt und gleichzeitig unterschätzt. Die wenigsten Kunden wissen, wie viele Schleifrichter, Rundungen oder Materialentscheidungen hinter einer scheinbar schlichten Gartenpforte stehen können. Und das nervige Klischee, man würde als Metallgestalter*in nur „Kunst“ machen, hält sich hartnäckig. Tatsächlich sind es vor allem funktionale, maßgeschneiderte Lösungen, die im Kieler Alltag gebraucht werden: Zäune, Geländer, Tore, Treppen, Türmchen fürs Boot oder stilgerechte Fenstergitter in Altbauten. Wer mit frischer Ausbildung oder aus einer anderen handwerklichen Ecke kommt, merkt schnell: Standardprodukte loswerden reicht nicht. Kund*innen, oft detailverliebt, erwarten technische Beratung, Skizzen, manchmal eine spontane Design-Entscheidung – und am Ende natürlich perfekte Ausführung. Souveränität trifft Improvisation. Eine Gratwanderung – aber eine, die Spaß macht, wenn man aufmacht für echte Gestaltungsarbeit.
Was den Kieler Markt reizvoll macht? Vielleicht diese regionale Mischung: Wer Wind und Wetter trotzen kann, der hat in der Metallgestaltung schon einen Fuß in der Tür. Die Anforderungen sind hier – und das meine ich ernst – nicht dieselben wie in süddeutschen Metropolen. Korrosionsschutz ist ein Riesenthema, erst recht, wenn mal wieder eine Treppe für das Hafenvorfeld ansteht oder Edelstahlmöbel für ein neueröffnendes Café in der Stadtmitte. Dazu kommt das Kieler Selbstbewusstsein: Auftragslage und Preise schwanken zwar, aber die Bereitschaft, für Qualität zu zahlen, ist da, besonders bei Einzelstücken und Manufakturarbeit. Geld? Keine brotlose Kunst: Einstiegsgehälter bewegen sich meist um die 2.700 € bis zu 3.000 €, je nach Betrieb, Erfahrung und Spezialisierung. Mit ein paar Jahren auf dem Buckel und technischen Zusatzkenntnissen sind 3.100 € bis 3.400 € durchaus drin – je nach Projektarbeit sogar darüber.
Klar, ungelernte Quereinsteiger*innen werden sich umgucken. Noch immer herrscht in vielen Betrieben eine gewisse Skepsis gegenüber „Papierlosen“. Aber: Der Druck, gute Leute zu halten, hat auch in Kiel die Türen geöffnet – für Handwerker*innen mit ungewöhnlichen Erfahrungen, für Metallbauer*innen aus der Industrie, die mehr Gestaltung suchen, oder für Gesellen, die es nochmal wissen wollen. Und dann ist da noch dieser Mix aus digital und analog: Wer zum ersten Mal mit CNC-Laser arbeitet, macht große Augen. Manche Dinge gehen im Kopf schneller als im CAD-Programm, andere nicht. Digitale Zeichentechnik, 3D-Modelling? Wird gefragt, oft aber noch mit halbem Herzen eingesetzt – typisch norddeutscher Pragmatismus eben. Dabei reden hier viele lieber über geplatzte Schweißnähte als über Normen. Bloß keine Eitelkeit, lieber saubere Arbeit.
Ob ich empfehlen würde, den Schritt in diesen Beruf oder Standort zu wagen? Mit Vorsicht, aber ganz klar: Ja, der Job ist vielseitig, oft fordernd, selten langweilig und selten klinisch sauber. Wer ein Faible für Technik hat, sich in Details verliert, mit Kunden klar kommt (und auch gelegentlich mit Sprühregen), ist in Kiel selten fehl am Platz. Die städtische Mischung aus Tradition, Aufbruch, rauem Klima und maritimer Nähe verlangt einiges – aber schenkt Bodenständigkeit und jene stille Zufriedenheit, die nur aus handfester, sichtbarer Arbeit entsteht. Klingt pathetisch? Mag sein. Aber nach ein, zwei Jahren im Kieler Metallbau spricht die gefräste Kante in der (kalten) Hand Klartext. Und das, finde ich, kann nicht jeder Beruf von sich behaupten.