Baird | Frankfurt am Main
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Baird | Frankfurt am Main
Manchmal frage ich mich, ob Außenstehende begreifen, was wirklich hinter dem Begriff „Mergers & Acquisitions Specialist“ steckt – vor allem in Frankfurt, wo sich die Skyline im Bankenviertel wie ein überdimensioniertes Schaltpult der internationalen Finanzwelt ausbreitet. Hier, im Herzen des deutschen Geldmarkts, fühlt sich M&A wie eine Mischung aus Börsentheater, diplomatischem Geschick und verdammt nüchterner Fleißarbeit an. Wer behauptet, das spiele sich alles in glattgebügelten Anzügen in gläsernen Meetingräumen ab, hat nie um Mitternacht aus einer Excel-Tabelle herausragende Due-Diligence-Fragen beantworten müssen.
Die Aufgaben? Ganz sicher kein lauwarmer Kaffee aus der Filtermaschine. Wer als Berufseinsteiger oder mit ein paar Jahren Berufserfahrung in Frankfurts M&A-Landschaft seinen Platz sucht, erlebt eine eigenwillige Mischung: Zahlenprüfen wie ein Steuerberater, Strategiegespräche führen wie ein Unternehmenslenker und dabei noch das Feingefühl eines Therapeuten, wenn Kulturen, Interessen und Eitelkeiten aufeinanderprallen. Ich bin oft überrascht, wie viel Psychologie im Spiel ist, wenn eine Übernahme zur Zitterpartie zwischen Vorständen, Risikoabteilungen und nicht selten hitzigen Betriebsräten gerät – und das mitten im ansonsten so sachlichen Bankenviertel.
Wahrscheinlich wird nirgendwo in Deutschland so offen und gleichzeitig so raffiniert über Gehälter gesprochen wie in Mainhattan. Einsteiger erleben in Frankfurt durchaus eine lukrative Spanne – die Rede ist meist von 60.000 € bis 90.000 € im Jahr, wobei Boni die Bandbreite nach oben wie nach unten verschieben können. Wer bereits Zahlen um Drei-Komma-Stellen jongliert und ein paar Abschlüsse auf der Haben-Seite vorweisen kann, tastet sich an die 120.000 € oder mehr heran. Aber – und das wird oft unterschätzt: Gegenüber stehen auch Arbeitszeiten, die jeden Siebenzig-Stunden-Woche-Fetischisten in die Knie zwingen könnten. Nicht alles, was glänzt, ist also wirklich Gold – manchmal ist es nur der Schein des Projektors im dunklen Meetingraum.
Was Frankfurt so besonders macht? Da ist zunächst einmal das fast greifbare Tempo: Hier wird selten lange gefackelt, wenn ein Deal auf dem Tisch liegt. Wer den berühmten Zug verpasst, sieht ihn nicht selten erst im Rückspiegel wieder. Dazu kommt, dass die Spezialisierung zunimmt – selbst für Berufseinsteiger. Ob Regulatory, Financial Due Diligence, Cross-Border-Transaktionen oder Spezialisierungen im Bereich Tech-Deals: Wer hier Fuß fasst, muss die Bereitschaft mitbringen, sich beständig neu zu verkabeln, wie es ein alter Kollege einmal nannte. Auch Digitalisierung wirbelt mittlerweile das Feld auf: Automatisierte Analysen, KI-gestützte Bewertungsmodelle und virtuelle Datenräume – all das gehört auch zum Werkzeugkasten, nicht nur Kugelschreiber und Notizzettel.
Ja, der Druck ist hoch. Wochenenden? Solide Verhandlungsmasse. Und doch: Gerade M&A in Frankfurt bietet eine Bühne, auf der auch Berufseinsteiger oder Querwechsler wirklich gestalten, wachsen, manchmal aber auch gehörig scheitern können. Das Spannende – finde ich – bleibt die permanente Unberechenbarkeit: Ein Deal ist bis zum Schluss nie sicher, das Adrenalin schwappt mit jedem Meeting neu in die Blutbahn. Wer hier, im Schatten der Euro-Skulptur am Willy-Brandt-Platz, als M&A-Spezialist unterwegs ist, sollte Leidenschaft, Neugier und eine gesunde Portion Selbstironie mitbringen. Für die einen ist das ein Sprungbrett, für andere ein Dauerlauf. Und? Am Ende fragt man sich selbst: Einen besseren Ort als Frankfurt für dieses Spielfeld – gibt es in Deutschland vermutlich nicht.
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