toom Baumarkt GmbH (Ein Unternehmen der REWE Group) | 50667 Köln
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„War das jetzt die richtige Entscheidung?“ – Diese Frage stellt man sich, wenn man als frischgebackene Merchandiserin am frühen Morgen durch die Filialgänge eines großen Supermarkts in Mülheim an der Ruhr schlendert, die Regale prüft, Displays nachjustiert, während draußen schon wieder ein Lieferwagen vom Großhändler rollt. Der Alltag ist selten monochrom: Mal fährt man ganz ordentlich die klassische Playlist ab – Bestände kontrollieren, Preise checken, Außendarstellung aufpolieren. Und manchmal schleicht sich der Zweifel ein, ob es tatsächlich reicht, einfach nur die Ware hübsch in Szene zu setzen. Oder wird hier viel mehr verlangt?
Wer beim Wort „Merchandising“ nur an Deko und Produktstapel denkt, unterschätzt die Tiefe dieses Jobs gewaltig. In Mülheim, zwischen altehrwürdigen Industriegebäuden und neuen Einkaufszentren, sind Merchandiser heute Logistiker, Datenkenner, Markenbotschafter und Verkäufer in einem. Ihr Revier: Der Point of Sale, egal ob Discounter oder Feinkosttempel am Rathausmarkt. Statt Schaufenster-Routine heißt es oft: Flexibilität pur. Morgens das FMCG-Regal, mittags den Aktionsstand fürs neue Energy-Getränk, am Nachmittag dann schnell noch die Abverkaufsdaten abgleichen.
Hinzu kommt: Alles wird digitaler. Die Regaletiketten blinken plötzlich per E-Ink. Verkaufszahlen fliegen in Echtzeit ins Tablet. Wer hier den Sprung ins kalte Wasser scheut – schlechte Karten. Zwischen analogem Handgriff und digitalem Dashboard: Genau da liegt die Würze, aber auch der Hemmschuh, besonders für Einsteigerinnen und Einsteiger, denen Excel erstmal spanisch vorkommt.
Sicher, das ist kein Beruf, bei dem einem das Fixgehalt automatisch die Sektkorken knallen lässt. In Mülheim bewegt sich das Monatsgehalt in der Regel zwischen 2.300 € und 2.900 €, abhängig von Branche, Tarif und oft auch der eigenen Hartnäckigkeit beim Verhandeln. Einstiegsgehälter tendieren zur unteren Grenze – spätestens, wenn das Unternehmen auf Kettenstruktur setzt oder der Einzelhandel im Spiel ist. Chemie, Lebensmittelindustrie oder die großen Markenartikler können aber nach oben überraschen, wenn Erfahrung, Datenkompetenz oder Fremdsprachen mit ins Spiel kommen.
Das Entscheidende steht aber ohnehin im Kleingedruckten, und das meine ich beinahe wörtlich: Die Flexibilitätsklauseln, sich ständig verändernde Schichtmodelle, Wochenenddienste oder die berühmte „digitale Reichweitenverlängerung“, sprich: spontane WhatsApp-Nachfragen am Feierabend. Hat das Vorteile? Ja, sofern man Bewegung mehr mag als trübe Büropausen. Aber: Wer festen Halt sucht, wird im Merchandising oft wie ein Surfer auf wechselhaftem Ruhrwasser unterwegs sein.
Für Branchenneulinge und Quereinsteiger ist Mülheim ein kleiner Mikrokosmos: Von der Metro-Zentrale bis zum Tante-Emma-Laden an der Aktienstraße – die Spannbreite der Formate ist ungewöhnlich groß. Händler lieben Testballons. Was andernorts sparsam eingeführt wird, rollt hier schon mal im Pilottest – kein Wunder bei dem Innovationsdruck in der Region. Manchmal kommt’s mir so vor, als wäre das Ruhrgebiet ein einziges Praxislabor für Handelskonzepte, bei dem sich neue Produkte und Werbeformen live beweisen müssen.
Was viele unterschätzen: Gerade kleinere Ketten setzen auf Merchandiser, die nicht nur Standard abarbeiten, sondern mitdenken. „Können Sie spontan reagieren, wenn die Aktionsfläche gekapert wird?“ – Solche Fragen sind Standard. Wer flexibel bleibt, einen Sinn für regionale Vorlieben entwickelt („Warum kaufen die hier so viel Grillsenf?“), ist klar im Vorteil.
Natürlich, der Weg führt für viele irgendwann weg vom reinen Handelstheater. Handelsfachwirt, Spezialisierungen im Bereich Category Management, Digital Merchandising – so lauten die gängigen Weiterbildungen. Die lokale Wirtschaftsförderung in Mülheim ist beim Thema Digitalisierung zumindest nicht auf Tauchstation, Förderprogramme für Qualifizierungen stehen bereit. Trotzdem: Die Latte legt nicht das Papier, sondern die Praxis. Wer den Wandel mitgeht, die Datenseite nicht scheut und den Mut zur Improvisation mitbringt, hat im Merchandising mehr Chancen als je zuvor.
Und ja – ein bisschen Ruhrpottmentalität schadet nicht. Direkt, pragmatisch, manchmal ein wenig ruppig. Aber genau das brauchen die Händler, die Kundinnen… und letztlich auch die eigene Motivation, wenn mal wieder ein Display umfällt und der Tag trotzdem nicht verloren ist.
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