Städtische Betriebe Eutin | 23701 Eutin
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
EWE SERVICEPARTNER GmbH | 21614 Buxtehude
Städtische Betriebe Eutin | 23701 Eutin
EWE SERVICEPARTNER GmbH | 21614 Buxtehude
Eigentlich müsste ich jetzt irgendetwas von “den goldenen Händen des Handwerks” schreiben – aber mal ehrlich: Wer in Lübeck als Meister oder Meisterin der Fahrzeuginnenausstattung einsteigt, bringt mehr mit als nur geschickte Finger. Es geht hier um ein diffiziles Wechselspiel zwischen Handwerk, Technikverstand und Organisationskunst. Zwischen Nadel und Tablet, Werkbank und Kundengespräch – eine Mischung, die in der ehrwürdigen Hansestadt spürbar anders ist als im Industriebarock der süddeutschen Autozentren. Warum? Die kurzen Wege, die lokale Kundschaft, die Nähe zum maritimen Gewerbe, all das färbt auf die Branche ab. Und trotzdem: Wer glaubt, der Job bestehe nur im Austausch von Sitzpolstern und Gardinen, der hat bislang bloß durchs Schaufenster geguckt.
Fahrzeuginnenausstattung? Klingt erstmal bodenständig. Aber das Bild täuscht. Das Tagesgeschäft reicht von der klassischen Polsterung von Oldtimern (ja, die gibt es hier erstaunlich oft – ich habe selten so viele Mercedes-Pagoden auf engem Raum repariert gesehen) bis zur Entwicklung passgenauer Lösungen für Nutzfahrzeuge, Busflotten oder Sonderwünsche der Yachteigner an der Trave. Und dann dieser plötzliche Technologieschub: Wer heute nicht versteht, wie man Sitzkomfort und Sensorik verbindet, wie sich textile Oberflächen reinigbar und smart zugleich gestalten lassen, der verabschiedet sich von den spannendsten Aufträgen schon vor der ersten Materialprobe.
Ein unangenehmes Kapitel, das wohl niemand offen im Werkstattgespräch anspricht, aber hier gehört es hin. In Lübeck bewegt sich das Einstiegsgehalt für Meister und Meisterinnen der Fahrzeuginnenausstattung meist zwischen 2.800 € und 3.400 €, je nach Größe des Betriebs, Erfahrung und – nicht im Prospekt, aber entscheidend – persönlichen Nerven bei akuten Kundenreklamationen. Mit Spezialisierungen und Verantwortung sind auch 3.600 € bis 4.200 € möglich, zumindest in prosperierenden Werkstätten mit Schiffsbezug. Ich kenne aber auch das andere Ende: Betriebe, die an der Ausstattungsnostalgie festhalten und beim Lohn gefühlt 2003 stehen geblieben sind. Wer hier Ambitionen hat, muss verhandeln können – und wissen, dass Qualität und Zuverlässigkeit in Lübeck selten unbemerkt bleiben.
Was viele unterschätzen: Der Meistertitel allein wirkt nur bis zur nächsten technischen Neuerung. Spätestens wenn elektrotechnische Systeme oder digitale Bedienfelder in Fahrzeuge wandern, reicht klassisches Handwerk nicht mehr. Lokale Weiterbildungsangebote, etwa an der Handwerkskammer Lübeck oder in Kooperationen mit renommierten Zulieferern, greifen diese Trends auf. Wer bereit ist, wieder die Schulbank zu drücken, erschließt sich neue Märkte – etwa in der Wohnmobilbranche oder im Fokusbereich nachhaltiger Materialien, der gerade in Lübeck durch Umweltinitiativen und Start-ups deutlich an Fahrt gewinnt. Ganz ehrlich: Ich habe selbst mal abgewunken, als die nächste Polstertechnik-Schulung auf den Plan kam. Jetzt ärgere ich mich gelegentlich – die Aufträge, die man deshalb mitnimmt (oder eben nicht), sprechen Bände.
Lübeck ist keine Automobilstadt wie Wolfsburg, keine Produktionstristesse wie in Teilen des Ruhrgebiets, eher ein Scharnier: Küstennahe Großstadt mit historischer Substanz und überraschend innovativem Handwerk. Kundenbeziehungen sind selten flüchtig, dafür umso persönlicher – wer hier einmal eine Yacht neu ausstattet, ist schnell im lokalen Klönschnack und bleibt es oft über Jahre. Die Arbeitszeiten? Flexibel, aber selten ohne Überstunden in der Saison, das wage ich zu behaupten. Das Klima? Rau und direkt, aber fair – wenn man abliefert. Und nebenbei: Wer Freude an Abwechslung, selbstständig-unkomplizierter Problemlösung und manchmal latentem Improvisationsdrang hat, der findet in Lübeck keinen stillstehenden Beruf, sondern eine Dauerbaustelle im besten Sinne. Oder, um es norddeutsch-wortkarg zu sagen: “Läuft.”
Das könnte Sie auch interessieren