Städtische Betriebe Eutin | 23701 Eutin
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EWE SERVICEPARTNER GmbH | 21614 Buxtehude
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Es gibt Berufe, die tauchen selten in Hochglanzbroschüren auf. Meister im Bereich Fahrzeuginnenausstattung – speziell hier in Kiel – gehört definitiv dazu. Und trotzdem: Wer einmal in einer Werkstatt stand, mit ölverschmierter Latzhose, Lederduft in der Nase, feinen Werkzeugen in der Hand und dem ersten Kunden, der einen unsicher mustert, weiß davon zu berichten. Es ist ein Handwerk, das irgendwo zwischen Fingerspitzengefühl, Tüftlerstolz und betrieblichem Spagat oszilliert. Was übrigens meine persönliche Meinung spiegelt: Hier geht es um mehr als reine Technik.
Kiel – maritim, windig, ein bisschen störrisch, wie der Norden eben ist. Hier brummt die Automobilbranche nicht so laut wie in süddeutschen Metropolen. Aber: Der Markt für Fahrzeuginnenausstattung schläft auch an der Förde nicht. Zumal Yachtbau und Sonderfahrzeugtechnik den Standard-Autositzen immer wieder neue Herausforderungen bescheren. Gerade als Meister nehmen Sie oft die Rolle des Übersetzers ein – zwischen Tradition, die nach „So haben wir das immer gemacht“ klingt, und modernen Materialien samt sensorbestückten Sitzen. Wer meint, es reicht, ein bisschen Leder zu vernähen und Schaumstoff zu zuschneiden, der irrt. Echtes Handwerk, digitale Fertigungstechnologien, Materialkunde und Tipps, wie man einen Kunden beruhigt, dessen Oldtimer-Innenraum aussieht wie nach einer Sprengung – alles auf einmal gefragt.
Vorneweg: Ein typischer Tag gibt es hier nicht. Heute ein Wohnmobilausbau, morgen ein Bussitz mit Massagefunktion, übermorgen die klassische Lederrestauration. Manchmal stehen Aufgaben auf der Liste, da fragt man sich ehrlich: „Will ich das oder muss ich das jetzt können?“ Ja, man muss. Die Erwartungshaltung an einen Meister – und der Name verpflichtet nun mal – ist mehr als knifflig. Man vergisst gern, dass neben dem fachlichen Know-how auch Organisation, Führungserfahrung und eine Geduld fürs Bürokratische dazugehören. Da ist auch immer dieses kleine Quäntchen Improvisation im Spiel: Ersatzteile fehlen, Termine stehen, der Azubi fragt Löcher in den Bauch.
Wenn ich ehrlich bin: Wer auf schnellen Reichtum aus ist, sollte vielleicht einen anderen Beruf ins Auge fassen. In Kiel kann man als Meister für Fahrzeuginnenausstattung mit einem Einstiegsgehalt zwischen 2.800 € und 3.200 € rechnen. Mit etwas Berufserfahrung, Spezialwissen und Motivation liegt man durchaus bei 3.300 € bis 3.600 €. Atemberaubend? Nicht unbedingt. Aber solide, und mit der Spezialisierung auf hochwertige Innenausstattung (Stichwort: Yacht, Camper, Oldtimer) sind regionale Ausreißer nach oben möglich. Großbetriebe zahlen tendenziell besser, doch die familiäre Werkstatt punktet oft mit Menschlichkeit und weniger Rausschmissdruck.
Was viele unterschätzen: Der Binnenmarkt in der Region Kiel verändert sich. Yachtbauer, spezialisierte Umrüster für Elektromobilität, Caravanfirmen und klassische Betriebe konkurrieren um kompetente Meister. Gleichzeitig drängen digitale Fertigungsverfahren, neue Materialien wie Recycling-Textilien und die Sehnsucht vieler Kund:innen nach Individualisierung auf die Agenda. Alte Gewissheiten lösen sich manchmal schneller auf, als man sagt „Ich brauch mal eben ein Angebot.“ Klar, das macht Druck. Doch ehrlicherweise liegt hier auch die Chance: Wer sich laufend weiterbildet und Kooperationen nicht scheut, bleibt gefragt. Zuletzt tauchen immer mehr Nebenprojekte auf – Reparaturwerkstätten machen plötzlich Design, Sattlereien werden zu Innovationslaboren. Klingt erst verwirrend, aber: Wer bereit ist, über den Tellerrand zu schauen, wird im Kieler Handwerk selten arbeitslos dastehen.
„Karriere“ heißt in diesem Beruf selten: Chefetage mit Maßanzug. Eher: Werkstattstaub, anspruchsvolle Projekte, ein gelegentlicher Ärger mit der Materiallieferung – und Überraschungen, auf die man sich nicht vorbereiten kann. Wer das sucht (und verkraftet), wer Hand und Kopf gleichermaßen einsetzen will, findet als Meister für Fahrzeuginnenausstattung in Kiel einen Beruf mit Ecken, Kanten und immer mal wieder diesen kleinen Momenten von echtem Stolz. Manchmal reicht das – für einen guten Arbeitstag und das Gefühl, einen echten Beruf auszuüben. Ich würde jedenfalls nicht tauschen wollen.
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