WBS TRAINING SCHULEN gGmbH | 08523 Plauen
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Dr. Becker Burg-Klinik | Dermbach
GOBI Private Medizinische Berufsfachschule Gotha | 99867 Gotha
WBS TRAINING SCHULEN gGmbH | 08523 Plauen
Dr. Becker Burg-Klinik | Dermbach
GOBI Private Medizinische Berufsfachschule Gotha | 99867 Gotha
Manchmal frage ich mich, wie viele Menschen eigentlich eine echte Vorstellung davon haben, was ein medizinischer Masseur den ganzen Tag tut – vor allem hier in Erfurt. Hand aufs Herz: Die meisten denken doch an wohltuende Rückenmassagen im Spa, an duftende Öle und Entspannung pur. Die nüchterne Wahrheit? Sie liegt irgendwo zwischen Rehabilitationsmedizin, schweißtreibenden Grifftechniken und den Tiefen menschlicher Begegnung. Und ja, gelegentlich duftet es nach Franzbranntwein statt Lavendel. Die romantische Vorstellung ist da schnell entzaubert.
Was unterschätzt wird: Medizinische Masseure operieren nicht im Wellnessambiente. Ihr Arbeitsplatz ist häufig eine physiotherapeutische Gemeinschaftspraxis, eine ambulante Reha oder gleich das Klinikum – in Erfurt meist mit solide gemischter Patientenklientel. Die Aufgaben reichen von klassischer Massagetherapie über Lymphdrainage bis zu speziellen Anwendungen wie Reflexzonenmasse oder – das vergisst fast jeder: Elektrotherapie. Klingt nach Handwerk – ist es auch, aber eben gewürzt mit medizinischem Know-how. Wer hier einsteigt, sollte Fingerspitzengefühl besitzen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Ein Muskel sagt mehr als tausend Worte, aber nur, wenn man die Sprache des Körpers versteht.
Gehalt – ein leidiges Kapitel. In Erfurt landet der Berufseinsteiger meist zwischen 2.300 € und 2.700 €. Wer Erfahrung mitbringt oder gar zusätzliche Qualifikationen (Manuelle Lymphdrainage, Fußreflexzonentherapie) vorweisen kann, kratzt schon mal an den 3.000 €. Klingt bescheiden? Klar, verglichen mit anderen Gesundheitsberufen bleibt Luft nach oben. Aber: Der Bedarf in Thüringen ist spürbar gestiegen, seit der demographische Wandel auch hier Vollgas gibt. Kuriose Nebenwirkung: Manche Patienten kennen die Masseure besser als ihren Hausarzt. Das spricht für die Systemrelevanz, macht aber auch ziemlich deutlich, wie weit man in solchen Jobs von jeder „9-to-5-Normalität“ entfernt ist. Wer Planbarkeit sucht, sollte sich exponentielle Geduld antrainieren.
Was sich verändert hat? Je nach Jahrgang. Ältere Kollegen schwärmen von analogen Zeiten – heute werden Therapieverläufe auf dem Tablet dokumentiert, und jedes Rezept ist ein Mini-IT-Projekt. Nicht mein Lieblingsteil des Jobs, ehrlich gesagt. Aber: Digitale Akten erleichtern die Abstimmung mit Ärzten, sparen Wege, schaffen Zeitfenster für das, was eigentlich zählt – der unmittelbare Kontakt zum Menschen. Gerade in Erfurt, wo die Gesundheitsstruktur feinmaschig ist, aber Personal oft fehlt, hat dieser Wandel das Berufsbild verändert. Mehr Eigenverantwortung, mehr Kooperation, manchmal auch mehr Improvisation. Man muss bereit sein, mit dem Patientensystem Schritt zu halten, sonst bleibt man zurück – oder besser: auf der Massageliege sitzen, während die Musik längst vorbei ist.
Warum jemand trotzdem medizinischer Masseur wird? Vielleicht, weil man am Ende des Tages tatsächlich etwas bewirkt, auch wenn es selten spürbar spektakulär ist. Jeder Erfolg – weniger Schmerzen, etwas mehr Beweglichkeit, dieses unaufdringliche „Danke“ nach einer Sitzung – das wiegt auf seine eigene Art schwer. Stress? Ja, und zwar nicht zu knapp. Prozesse dauern, Rezepte wechseln, alles unter Kostendruck. Aber ich habe selten eine Branche erlebt, in der sich Berufsstolz und bodenständiger Pragmatismus so die Waage halten. In Erfurt begegnet man Kollegen, die nach Jahrzehnten immer noch neugierig sind. Und Patienten, die einem zeigen, dass es manchmal das Unscheinbare ist, was bleibt. Mag sein, dass andere Berufe mehr Glamour haben – dafür hat dieser hier jede Menge Substanz. Und das ist, zumindest für mich, die ehrlichere Währung.
Das könnte Sie auch interessieren