Präha Weber-Schule | 40213 Düsseldorf
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Präha Weber-Schule | 40213 Düsseldorf
Was macht ein Medienpädagoge eigentlich in Hamm? Wenn ich das heute gefragt werde, muss ich zugeben: Die Antwort fällt mir nicht leichter als vor ein paar Jahren. Die klassische Visitenkarte – „Ich bin Medienpädagogin“ – zieht oft Stirnrunzeln nach sich. In Hamm, dieser Stadt zwischen Ruhrgebiet und Münsterland, landet man schnell mitten in den großen Themen der Gegenwart: Digitalisierung an Schulen, Medienkompetenz im Stadtteil, Diversität auf Bildschirmen… und alles mit einer Prise bodenständiger, westfälischer Erwartungshaltung.
Wer einsteigt, wird sich wundern, wie eng Theorie und Alltag hier verknüpft sind. Vormittags technische Ausstattung prüfen, nachmittags mit Zehnjährigen diskutieren, ob TikTok Kunst ist oder bloß Lärm. Zwischendurch ein Elternabend mit Diskussionen über digitale Hausaufgabenplattformen, manchmal ein Workshop im Seniorenheim – tatsächlich passiert das öfter, als man denkt. Medienpädagogik in Hamm verlangt Vielseitigkeit, manchmal auch Stressresistenz, aber vor allem Neugierde.
Die gesellschaftlichen Erwartungen sind speziell: Nach dem Motto „Die jungen Leute werden doch alle digital geboren!“ wird angenommen, dass ein Zehnjähriger intuitiv besser mit Medien umgeht als seine Lehrer. Falsch. Die Aufgaben des Medienpädagogen reichen von didaktischer Beratung in Schulen über Medienprojekte in der offenen Jugendarbeit bis zur Aufklärung gegen Cybermobbing – alles unter einem Hut. In Hamm mischen sich hier kommunale Träger, Bildungsinitiativen, Jugendzentren, Sozialarbeit, und je nach Jahrgangsstufe sogar mal ein Kinoprojekt zur Medienkritik. Ich habe in solchen Projekten öfter erlebt, dass Kids bei der Frage nach der Herkunft ihrer Bilder, Videos oder Fake-Profile plötzlich sehr still wurden. Ein Thema, das trotz aller Digitalisierungsromantik bislang viel zu selten systematisch an Schulen ankommt.
Die Vielschichtigkeit des Berufsfeldes bedeutet aber auch: Wer sich hier reinhängt, kann gestalten. Mediencurricula mitentwickeln, Eltern fortbilden, neue Plattformen ausprobieren, Aufklärung leisten – und (meine persönliche Hassliebe) zahlreiche Förderanträge ausfüllen. Ganz ehrlich: Auch das ist Teil des Berufs.
Jetzt das Unbequeme: Geld und Jobsicherheit. Wer hier einen ruhigen Stuhl in Amt oder Schulverwaltung sucht, der irrt sich. Viele Stellen sind projektbasiert, befristet, manchmal sogar mit Teilzeit-Modellen ausgestattet, die eher als Lebenspuzzle denn als Karrierekatapult taugen. Das Einstiegsgehalt? In Hamm und Umgebung kreisen die Zahlen meistens zwischen 2.800 € und 3.400 € – manchmal gibt es Ausreißer nach oben, etwa bei kirchlichen Trägern oder spezialisierten Bildungseinrichtungen, aber fern ab von den großen urbanen Hotspots bleibt es oft dabei.
Für Berufseinsteiger bedeutet das: Wer Leidenschaft mitbringt und Gestaltungsdrang hat, dem fallen die Zahlen (noch) nicht auf die Füße. Aber wenig überraschend: Mit mehr Verantwortung – etwa in der Koordination oder Leitung – wächst das Gehalt, selten allerdings über die magische Grenze von 3.800 €. Je nach Träger und Tarif kann die Diskrepanz recht empfindlich ausfallen. Das klingt ernüchternd, ist in Westfalen aber keine Ausnahmeerscheinung – zumindest, wenn man den fachlichen Entwicklungsspielraum zu schätzen weiß.
Was Hamm wirklich spannend macht? Die Mischung aus urbanem Strukturwandel und ländlichem Pragmatismus. Medienpädagogische Fachkräfte sind selten, manchmal heiß begehrt, aber eben nicht massenhaft in festen Strukturen untergebracht. Während andere Städte auf glamouröse Leuchtturmprojekte setzen, entsteht in Hamm oft Innovation aus Not – etwa, weil Fördergelder überraschend da sind oder weil sich regionale Vereine zusammentun, um Medienkompetenz mal ganz anders anzugehen: mit Escape Rooms, Influencer-Projekten, Fotowettbewerben oder Bürgerfernsehen.
Nicht zu unterschätzen: Die Zusammenarbeit mit Schulen, Jugendhilfe oder sogar Betrieben vor Ort. Hamm sucht nach echten Brückenbauern zwischen den Systemen. Medienpädagogen, die tatsächlich auch mal vor Ort nachfragen, wo der Schuh drückt – und dann nicht nur ein Powerpoint abspulen.
Ein Mythos hält sich hartnäckig: „Wer einmal Medienpädagoge ist, der kennt das Digitale aus dem Effeff.“ Stimmt natürlich nicht. Wer nicht ständig nachlegt, fortbildet und den persönlichen Werkzeugkoffer erneuert – der verliert in diesem Feld schnell den Anschluss. In Hamm gibt es dazu immerhin außergewöhnlich gute Kooperationsprojekte mit Hochschulen in Münster, Dortmund oder Bielefeld. Auch landesweite Multiplikatoren-Programme oder die Zusammenarbeit über die kommunalen Grenzen hinweg sorgen für frischen Input. Aber: Mitdenken (und bereit sein zum Umdenken) wird nie aus der Mode kommen.
Medienpädagogik in Hamm ist alles, nur keine monotone Veranstaltung. Wer Wandel nicht fürchtet, Lust am Querdenken hat und Gegenwind sportlich nimmt, könnte hier glücklich werden – oder gelegentlich auch mal verzweifeln. Die Mischung aus pädagogischer Arbeit, technischer Offenheit, regionaler Mischung und viel Spielraum zur Mitgestaltung macht den Reiz aus. Und ja: Manchmal fragt man sich, warum dieses Berufsfeld nicht lauter für sich trommelt. Aber vielleicht ist genau das seine heimliche Stärke: leise, vielseitig, und – im besten Fall – nachhaltiger, als es auf den ersten Blick scheint.
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