WBS TRAINING SCHULEN gGmbH | 04103 Leipzig
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Bernd Blindow Gruppe | 04103 Leipzig
Universitätsmedizin Magdeburg | 39104 Magdeburg
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Es ist nicht ganz einfach, sich an einem Dienstagmorgen in Halle als Medienpädagoge in der Kaffeeküche wiederzufinden und dabei mit letzter Kraft den Datenprojektor ins WLAN zu nörgeln. Und trotzdem: Genau an solchen Tagen schlägt er, der Puls eines Berufs, der irgendwie zwischen allen Stühlen sitzt—und doch gerade hier, in dieser mitteldeutschen Unruhezone, unverzichtbar geworden ist. Die Rede ist nicht von einem Kuscheljob für Quereinsteiger, aber auch nicht von der letzten Bastion pädagogischer Beschaulichkeit; das Terrain ist anspruchsvoll, professionell und oft genug chaotisch. Medienpädagogik in Halle: Wer darauf einsteigt, findet ein Feld, das weit mehr verlangt als digitale Grundkenntnisse und pädagogischen Eifer.
Ich habe mich oft gefragt, wo genau die Grenzlinien verlaufen zwischen schön klingenden Schlagworten und echter Arbeit. Medienpädagogen sind in Halle weit davon entfernt, bloß Unterrichtsbegleiter oder Technik-Admins zu sein. Ihre Aufgaben sind vielschichtig: Ob in Jugendeinrichtungen, Schulen, Beratungsstellen oder der offenen Erwachsenenbildung—überall ist Vorstellungskraft gefragt. Die eine Woche diskutiert man über Cybermobbing im Klassenzimmer der Saale-Schule, die andere entwickelt man digitale Kunstprojekte mit Jugendlichen im Stadtteiltreff Silberhöhe. Es gibt keine Schablone, und das ist Fluch und Segen zugleich. Wer lediglich Programmanleitungen abspulen will, ist hier falsch; gefragt sind Menschen, die aushalten, dass Plan und Praxis selten zusammenpassen. Vielleicht ist das die eigentliche Kernkompetenz.
Halle (Saale)—ohne den dröhnenden Subtext der sachsen-anhaltinischen Besonderheit geht hier gar nichts. Im Vergleich zu den Ballungszentren im Westen fehlt bisweilen das große Geld, aber das hat auch Vorteile: Weder sind die Strukturen so undurchdringlich, dass alles im Formalismus erstickt, noch ist der Innovationsgeist abgeebbt. Vereine, Träger, kleine Initiativen—sie prägen das medienpädagogische Arbeitsumfeld und erfordern Fingerspitzengefühl. In mancher städtischen Jugendeinrichtung trifft Improvisation auf Idealismus, während anderswo die Frage bleibt, wer das technische Equipment am Ende des Tages wieder einsammelt. Aber Halle ist kein pädagogisches Niemandsland: Die Martin-Luther-Universität, das Landesinstitut oder verschiedene Kommunalprojekte schaffen Anknüpfungen und manchmal auch überraschend ambitionierte Projekte. Zugleich offenbart sich ein Spagat: Die einen kämpfen gegen Chancenungleichheit, andere zwingen sich zur Digitalisierung per Fördermittel. Und mittendrin sitzt man mit dem Laptop in der Tram und fragt sich, ob das nun schon „hybride Bildungsarbeit“ ist oder bloß ein nerviger Umstand.
Noch immer hält sich ja hartnäckig das Märchen vom schnellen Aufstieg in der Medienpädagogik—hier wie anderswo. Die Realität? Die Gehaltsspannen bewegen sich je nach Träger zwischen 2.800 € und 3.600 € zu Beginn, in leitenden Funktionen gelegentlich darüber, aber von monetärer Hochglanzsoiree trotzdem weit entfernt. Wer sich fragt, ob pure Begeisterung für Medien und Bildung allein reicht, sollte ehrlich sein: Es braucht mehr. Neben Alltagstüchtigkeit und projektbezogener Belastbarkeit zählt vor allem die Fähigkeit, auch mal Frust und Bedenkenträgertum auszublenden.
Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht: Gerade die mittelgroßen, manchmal unterschätzten Städte wie Halle sind die heimlichen Labore der Medienpädagogik. Es gibt Raum für eigene Handschrift, für Versuche und für scheiternde Ideen, die dann doch ihren Weg machen. Die digitale Entwicklung bleibt rasant, der gesellschaftliche Druck auf Bildungsakteure wächst. Und doch—zwischen TikTok-Kritik, Medienethik und Alltagsstress findet man in Halle immer wieder Menschen, die anpacken, umdenken, weiterdenken. Das verlangt Mut, Ausdauer und manchmal eine dicke Haut. Aber das ist eben auch: ziemlich viel Freiheit. Wer es wagt, kann in Halle mitgestalten, nicht nur verwalten. Manchmal, so scheint es, braucht die Stadt genau das jetzt am dringendsten—und die Medienpädagogik gleich mit.
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