WBS TRAINING SCHULEN gGmbH | 04103 Leipzig
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Bernd Blindow Gruppe | 04103 Leipzig
Semper Fachschulen gGmbH | 01067 Dresden
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Wer morgens am Elbufer die ersten Mails checkt – und dabei das Gefühl nicht loswird, dass „Medienkompetenz“ ein verdammt dehnbarer Begriff ist –, der hat ziemlich gute Chancen, in Dresden als Medienpädagogin oder -pädagoge unterwegs zu sein. Ich frage mich manchmal, was Außenstehende denken, was ich da eigentlich den ganzen Tag mache. YouTube-Tutorials drehen mit Grundschüler:innen? Medienrechtliche Vorträge für Erzieher:innen in Plattenbau-Kitas? Irgendwie beides – aber eben auch viel mehr (und gelegentlich weniger Glamouröses).
Dresden ist mit seiner Mischung aus digital ambitionierter Landeshauptstadt, bodenständigem Umland und einer Nachbarschaft, in der noch immer VHS-Kassetten in Kellerregalen schlummern, so eine Art Schnittstelle. Medienpädagogik hier? Heißt: Geduld aufbringen. Nicht jede Grundschule hat schnelles WLAN. Und es gibt Jugendliche, die zwar TikTok-Tricks kennen, aber sich mit Cybermobbing erst dann beschäftigen, wenn es persönlich wehtut.
Was viele unterschätzen: Nicht immer hat man das digitale Neuland, von dem Politiker:innen fabulieren. Häufiger heißt die Devise: Laptop auf, Router läuft nicht, kurzer Blick in gequälte Lehrergesichter – und dann die Frage: „Was sollen wir denn jetzt machen?“ Tja, darauf gibt’s selten eine Patentantwort.
Das Berufsbild? Ein Patchwork. Vermittlernatur, digitale Allrounderin, Streitschlichter, Erwachsenenbildner, Technikversteher – aber keinesfalls alles zur gleichen Zeit. Wer nach klaren Routinen sucht, ist hier fehl am Platz. Projekte zu Fake News in der Oberstufe am Montag, Elternabend zu Gaming-Gefahren am Mittwoch, Workshop-Reihe zu DSGVO für die Kolleginnen von der Sozialarbeit am Freitag. Abends dann ein narrativer Schluckauf, wenn man den dritten WhatsApp-Kettenbrief der Woche erklären soll. Und manchmal fragt man sich: Lässt das eigentlich irgendjemand mit sich machen, der nicht ein Mindestmaß an Selbstironie mitbringt?
Nicht zu verschweigen: Der Verdienst ist ein Thema – gelegentlich eines mit aufgerissenen Augenbrauen in WG-Küchen. Einstiegsgehälter um die 2.800 € sind in Dresden durchaus üblich; bei längerer Erfahrung, Trägerzugehörigkeit oder spezifischen Zusatzqualifikationen landet man nicht selten bei 3.200 € bis 3.700 €. Klingt solide. Ist aber, wenn man an den steigenden Bedarf denkt, kein Start-up-Gehalt. Und ja – die Anforderungen wachsen schneller als das Gehaltsniveau. Weiterbildungen? Unbedingt ein Muss (besonders mit Blick auf Algorithmus-Logiken, neue digitale Tools oder Inklusionstrends in der Medienarbeit), allerdings rennt uns der Zeitgeist dabei gerne mal davon. Kaum hat man einen neuen Ansatz verstanden, ist der schon wieder von gestern.
Warum bleibt man trotzdem? Weil dieses Arbeitsfeld – zwischen Hochkultur, alternativen Initiativen und dem ländlichen Raum um Dresden herum – mit einer Art eigensinniger Unmittelbarkeit daherkommt. Jeden Tag ein anderer Kontext: mal Sprachbarrieren, mal Begeisterung (selten, aber möglich), dann wieder Missverständnisse mit Trägern, die „digitale Bildung“ vor allem als Hardware-Projekt begreifen.
Aber, und das möchte ich nicht unterschlagen: Dresden steckt voller kreativer kleiner Vereine, Bibliotheken und Träger, in denen Engagement geschätzt wird – und die es Medienpädagogen hier ermöglichen, wirklich Spuren zu hinterlassen. Es ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang. Was, um ehrlich zu sein, meiner Meinung nach ziemlich gut zu dieser Stadt passt.
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