WBS TRAINING SCHULEN gGmbH | 04103 Leipzig
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Bernd Blindow Gruppe | 04103 Leipzig
Semper Fachschulen gGmbH | 01067 Dresden
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Chemnitz, Sachsen. Früher trug die Stadt das Label Industriekultur wie einen kratzigen Pullover – heute reibt man sich mit neuen Herausforderungen: Digitalisierung, Teilhabe, soziales Gefüge im Wandel. Und mittendrin: Medienpädagogen. Wer als Berufseinsteiger oder mit wechselwilligem Blick auf diesen Sektor schaut, wird überrascht sein, wie vielschichtig das Berufsfeld inzwischen geworden ist. Ich sage bewusst: „inzwischen“, denn lange stand die Medienpädagogik hierzulande etwas schüchtern im Schatten von Informatik und klassischen Sozialberufen. Doch die Zeiten? Sie ändern sich.
Medienpädagogik ist in Chemnitz selten Glitzer und Glamour. Vielmehr ist sie oft ein knirschendes Zusammenspiel aus Medienbildung, Prävention und kultureller Naharbeit an Schulen, in Jugendclubs und immer öfter auch im Seniorenbereich. Ein Medienpädagoge jongliert hier mit mehr als nur Tablets und Projektoren – es geht ums Vermitteln, Erklären und nicht selten ums stille Verhandeln zwischen Generationen oder Milieus. Wobei Milieus in Chemnitz nicht nur ein soziologischer Begriff aus Studien bleibt, sondern, tja, gelebte Realität.
Manchmal fragt man sich, warum sich selbst die unkompliziertesten technischen Hilfsmittel (zum Beispiel einfache Bildungs-Apps) in mancher Schule fester einbetoniert anfühlen als das Marx-Monument vor dem Rathaus. Vielleicht ein bisschen sächsische Beharrlichkeit? Oder doch Unsicherheit vor Neuem? Wer hier in die Praxis einsteigt, muss jedenfalls beides: dickes Fell und leichten Fuß. Denn nicht immer rennt man offene Türen ein; gelegentlich ist man eher Türöffner wider Willen. Das kann anstrengend sein – aber, und das erlebt man hier oft: Es lohnt sich, wenn aus Skepsis am Ende ein Aha-Moment wird.
Was viele unterschätzen: Der Arbeitsmarkt für Medienpädagogen in Chemnitz ist stabiler, als Klischees über Ostdeutschland suggerieren. Die Zahl der Projekte, Träger und öffentlichen Initiativen rund um Bildung, Integration und Prävention nimmt zu. Allerdings reden wir hier nicht von einem Arbeitsfeld, das mit Platin-Schecks lockt, sondern von realistisch einzuschätzenden Gehältern. Einstiegsverdienste rangieren meist zwischen 2.600 € und 2.900 €, erprobte Fachkräfte bewegen sich – je nach Träger, Verantwortlichkeit und Zusatzqualifikationen – zwischen 3.000 € und 3.600 €. Überflieger-Gagen? Sieht man selten, aber die Wertschätzung wächst. Nicht unbedeutend: Weiterbildungen werden von vielen Arbeitgebern mittlerweile gefördert, weil auch hier niemand wirklich stillstehen kann oder will.
Chemnitz ist im digitalen Umbruch – manchmal einen Tick langsamer, manchmal avantgardistischer, als man denken würde. Das wirkt sich auf die medienpädagogische Arbeit unmittelbar aus: Weder sind die Schulen flächendeckend mit High-End-Technik ausgestattet, noch begegnet man überall digitalaffinen Erwachsenen. Paradoxerweise entstehen gerade dadurch viele spannende Projekte – oft in Stadtteilen, die sonst medial eher am Rand vorkommen. Hier zeigt sich: Medienpädagogik in Chemnitz ist immer auch Sozialarbeit, Kulturvermittlung und, ja, manchmal Reparaturbetrieb in Sachen Chancengleichheit. Das fordert Durchhaltevermögen, aber öffnet auch Spielräume, eigene Handschrift zu zeigen – sofern man sich traut, alte Pfade zu verlassen.
Wer als Nachwuchskraft oder erfahrener Quereinsteiger in Chemnitz medienpädagogisch arbeitet, tritt nicht in ein gemachtes Nest, sondern in einen sensiblen Resonanzraum. Der Lohn? Sicher nicht nur finanziell zu messen; oft sind es die unscheinbaren Veränderungen, für die sich der steinige Weg lohnt – ein Stück Medienkompetenz, das in einem Kind, Jugendlichen oder auch einem skeptischen Senior aufblüht. Und ganz ehrlich: Manche Erfolgsmomente spürt man hier intensiver, weil sie erkämpft wurden. Oder eben trotzdem.
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