Präha Anna Herrmann Schule | 50171 Kerpen
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Präha Weber-Schule | 40213 Düsseldorf
Präha Anna Herrmann Schule | 50171 Kerpen
Präha Weber-Schule | 40213 Düsseldorf
Wer, wie ich, das erste Mal in ein Aachener Jugendzentrum hineinstolpert und sich der Aufgabe „Medienbildung heute“ stellt, spürt schnell: Hier läuft vieles anders als im Lehrbuch. Medienpädagogik – ob im Museum, der VHS oder eben mitten im urbanen Aachen – ist selten eine Nummer kleiner Wahnsinn. Mal ehrlich: Die Mischung aus knisterndem Technik-Spirit, lokalpolitischen Windungen und pädagogischen Ansprüchen verlangt nach mehr als nur guten Nerven. Es braucht eine Prise Humor und diesen Willen, die eigene Ahnungslosigkeit nicht als Makel, sondern als Sprungbrett für echte Neugier anzunehmen. Klingt abenteuerlich? Willkommen im Club.
Medienpädagog:innen zwischen Rathaus, Schule und Jugendeinrichtung? In Aachen nichts Neues. Aber erst der Praxisalltag öffnet die Augen: An einem Tag bist du Animateur für App-Projekte in einem Grundschulkeller, am nächsten erklärst du verschlissenen VHS-Dozent:innen den Unterschied zwischen Podcast und Padlet. Sich als Medienpädagog:in mit halber Kraft durch den Tag zu mogeln, ist illusorisch. Gerade in Aachen – mit dieser seltsamen Melange aus Hightech-Ansprüchen (RWTH lässt grüßen!) und überraschend sturer Struktur: alte Fördertöpfe, eine Prise Eifel-Verwaltung, fünf Meinungen für drei Euro fünfzig.
Jetzt mal Butter bei die Fische: Die Nachfrage nach Medienkompetenz ist hoch. Digitale Transformation, das unermüdlich vor sich hin klackernde Klischee von „überforderten Lehrkräften“, und nicht zuletzt pandemiebedingt neue Konzepte – im Prinzip will jede Institution jemanden, der digitale Bildung „mal eben“ mit anschiebt. Aber: Die Zahl der echten, gut bezahlten Stellen wächst nicht im gleichen Tempo. Im gemeinnützigen Bereich oder an Schulen liegt das Gehalt oft zwischen 2.800 € und 3.400 €. Wer wissenschaftlich arbeitet, an Hochschulen zum Beispiel, kann mit 3.400 € bis 4.100 € auskommen – so zumindest mein letzter Stand, Abweichungen garantiert. Ein Gedanke, der sich aufdrängt: Kein Job für Leute, die auf schnelles Geld oder goldene Aufstiegsmöglichkeiten hoffen. Wer hier bleibt, lebt von breiter Motivation und dem Stolz, an den Schnittstellen der Bildungslandschaft mitzumischen.
Wer von Aachen nur Dom, Printen und Hightech im Kopf hat, unterschätzt die Baustellen vor Ort. Teilweise fehlt es an nachhaltigen Strukturen – junges Personal kommt, geht, und bleibt oft nicht lange. Gerade Berufseinsteiger:innen stolpern in eine widersprüchliche Gemengelage: Viel Eigenverantwortung, wenig Routine. Gleichzeitig gibt es Initiativen, die motivieren: Projekte wie „Digitale Klassenzimmer“ der Stadt oder neue Programme an der Volkshochschule sind kein leeres Gerede. Manchmal fühlt es sich an, als erfinde man den Job täglich neu. Belastend? Klar, aber auch befreiend. Wer Lust auf Innovation hat, findet Raum. Wer straffe Hierarchien liebt, bekommt eher graue Haare.
Ein alter Aachener Grundsatz: „Wat de Bauer net kennt, dat frisst er nit.“ Übertragen aufs Digitale: Unsicherheit gehört dazu. Es macht gar nichts, technische oder medienpädagogische Lücken zu haben – wichtiger ist, sie zu erkennen und sich dafür nicht zu schämen. Fortbildungen gibt es in der Städteregion reichlich: Von VHS-Angeboten über agile Seminare der RWTH bis zu informellen Barcamps in Coworking-Spaces. Ehrlicherweise: Weiterbildung ist Teil des Berufs, keine lästige Kür. Wer Gruppen souverän durch digitale Welten führt, muss selbst bereit sein, Dinge zu hinterfragen. Manchmal nervt’s, meist bereichert es.
Es gibt Tage – besonders beim dritten „Erklär-mir-das-Internet“-Workshop der Woche – da frage ich mich, ob Aachen wirklich ein Medienpädagogik-El Dorado werden kann. Gleichzeitig spüre ich: Es geht voran, und zwar nicht trotz, sondern wegen der Umbrüche. Für Berufseinsteiger:innen eröffnen sich Chancen – nicht immer komfortabel, aber selten langweilig. Was viele unterschätzen: Der Weg lohnt sich. Es braucht nur die Bereitschaft, Fehler als Treibstoff für neue Lösungen zu nutzen und den unperfekten Alltag als Einladung zum Mitgestalten zu akzeptieren. Und: Zeiten ändern sich. In Aachen sowieso. Morgen vielleicht schon wieder ein bisschen mehr.
Das könnte Sie auch interessieren