Präha Anna Herrmann Schule | 50171 Kerpen
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Präha Weber-Schule | 40213 Düsseldorf
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Es war irgendwann zwischen einem Medienprojekt in einer Gesamtschule am Ostersbaum und einem digital-literarischen Workshop für Migrant:innen in Barmen, als mir klar wurde: Medienpädagogik in Wuppertal – das ist keine bloße Anwendung von Digitaltricks oder Methoden aus dem Baukasten. Es ist ein Kraftakt. Eine Schnittstelle zwischen Erwartungsdruck, soziokultureller Zweckoptimierung und, na ja, manchmal etwas Aufbruchseuphorie, die im Aprilregen ganz schnell wieder verpuffen kann. Aber: Es reizt. Manchmal sogar mehr als mir lieb ist.
Medienpädagogen sind in Wuppertal längst keine Exoten mehr – das hört man jedenfalls, wenn man durch lokale Einrichtungen streift. Ob beim Jugendamt, in Stadtteilzentren wie dem Café ADA, an Berufskollegs oder in Offenen Ganztagsschulen: Irgendwo sitzt immer ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen, der erklären muss, wie Fake News erkannt oder TikTok-Videos sinnvoll genutzt werden. Wunder darf man dabei nicht erwarten. Die Aufgaben haben mehr Gesichter als die Talachse Tunnel. Mal geht‘s um Aufklärung über Cybermobbing, mal um das Herunterbrechen von Datenschutz auf Viertklässler-Niveau – oder um die mühsame Versöhnung zwischen analoger Sorgenpädagogik und digitaler Lösungsorientierung. Vieles ist trial and error. Und überraschend oft grenzt die Arbeit an Improvisation, weniger an Utopie.
Manchmal hat man den Eindruck, der Anspruch liegt irgendwo zwischen fliegender IT-Fortbildung, Sozialarbeit und kulturellem Animateur. Theoretisch steht in jeder Stellenausschreibung: pädagogische Ausbildung, Medienkompetenz, Empathie. Praktisch ist es ein halber Spagat. Sehr gefragt: Nervenstärke, ein gewisser Pragmatismus und Zähigkeit, wenn mal wieder die Technik im Tal versagt oder der Schulserver im Bermuda-Dreieck zwischen WLAN und Gerüchteküche verschwindet. Es hilft, wenn man ein Grundverständnis für gesellschaftliche Schieflagen mitbringt – Wuppertal ist eben nicht Bielefeld und schon gar nicht Berlin. Das soziale Gefälle, das ist hier in manchen Vierteln spürbar wie der Hang an der Nordbahntrasse. Wer das ausblendeti, hat im Medienpädagogik-Job schon verloren, bevor das Whiteboard das erste Mal zickt.
Und jetzt mal ehrlich: Die Gehaltsfrage. Sie wird gern verdrängt, selten offen gestellt – aber bewegen wir uns mal raus aus dem Expertenlabyrinth. Im Mittel liegt das Einstiegsgehalt in Wuppertal häufig bei etwa 2.800 € bis 3.300 €. Mit wachsender Erfahrung – und einem Quäntchen Glück bei der Einrichtung – sind auch 3.400 € bis 3.800 € drin. Allerdings: Wer versucht, mit Medienpädagogik im Tal reich zu werden, sollte seinen Fokus überdenken. Es ist ein solides, aber nicht üppiges Gehalt – und viele arbeiten in Teilzeit oder auf Projektbasis. Eigenverantwortung und thematische Eigeninitiative werden überall gern gesehen; bezahlt werden sie leider nicht immer im selben Maß.
Was Wuppertal speziell macht? Nun, das berüchtigte Nebeneinander von beachtlichem Engagement und finanziell-resignationstauglicher Realität. Hier treffen gut ausgestattete Modellprojekte auf Freizeitkeller mit Windows XP – alles schon erlebt. Doch eines fällt mir immer wieder auf: Die Offenheit, mit der digitale Medien als Werkzeug für Bildung und Teilhabe erprobt werden. „Du bist Medienpädagoge in Wuppertal?“ – Diese Frage wird längst nicht mehr nur milde belächelt. Sondern mit Ideen, Diskussionen und manchmal auch mit echtem Respekt beantwortet.
Natürlich ist es kein Spaziergang. Aber es gibt Räume – offene, manchmal improvisierte, aber echte Spielräume zwischen den Bausteinen kommunaler Bildung, Sozialarbeit und digitaler Kultur. Wer ein bisschen Mut, eine Prise Selbstironie und die Fähigkeit zu lernen (und zu lachen!) mitbringt, für den ist Medienpädagogik in Wuppertal alles – nur kein statisches Jobprofil. Vielleicht ist das ja der eigentliche Reiz: Dass niemand wirklich sagen kann, was als Nächstes kommt. Und dass genau darin die beste aller Kompetenzen steckt, die man als Medienpädagog:in mitbringen kann: beweglich zu bleiben – im Kopf und im Tal.
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