Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. | 89350 Dürrlauingen
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Manchmal frage ich mich, warum in München an jeder zweiten Ecke von „digitaler Transformation“ geredet wird, aber im gleichen Atemzug dann doch wieder ein Elternbrief als Papierkopie rausgeht. Das ist, gerade für alle, die neu in den Medienpädagogik-Kosmos eintauchen, eine Lektion fürs Arbeitsleben: Praxis, Theorie – und der Beharrungswille ganz normaler Bildungsrealitäten prallen hier kräftig aufeinander. Medienpädagog:innen in München, das klingt nach hippen Workshops mit VR-Brillen, nach TikTok-Ethikdebatten und KI-Gewissensfragen, nach Hightech in lichtdurchfluteten Labors. In Wahrheit sieht’s manchmal überraschend handfest – und ganz schön widersprüchlich – aus.
Was ein Medienpädagoge tatsächlich tut? Nun, es beginnt nicht selten mit banalen Dingen: Geräte aus dem Lager wuchten, die zwölfte HDMI-Schnittstelle suchen – und dann mit leiser Stimme erklären, was ein Browser-Tab ist. Medienkompetenz ist eben auch Geduldskompetenz. München ist da keine Ausnahme, obwohl – oder gerade weil – die Stadt bei Themen wie Digitalisierungsstrategie, Bildungsförderung und technischer Infrastruktur bundesweit eigentlich ganz vorn mitspielt. Klar, das Angebot reicht weit: von Jugendarbeit und schulischen Medienkonzepten über „Maker Spaces“ bis zu Seniorenprojekten, wo man erklären darf, warum man nicht auf jedes „iPhone-Gewinnspiel“ klickt. Theoretisch. Praktisch? Immer wieder ein Spagat zwischen Vision und Kabelsalat. Wer hier neu startet, sollte Humor und Frustresistenz mitbringen – und einen wachen Blick für Zugänge, die fernab von Schemata funktionieren.
Und wie sieht’s aus mit dem Geld? Da schwingt München seine altbekannte Doppelklinge. Auf der einen Seite das hochpreisige Stadtleben, auf der anderen Seite ein Berufsbild, das – obwohl gesellschaftlich immer lauter gefordert – finanziell selten mit den Tech-Berufen konkurrieren kann. Das Einstiegsgehalt im Medienpädagogik-Bereich rangiert meist zwischen 2.800 € und 3.300 € – und selbst mit Berufserfahrung, Weiterbildung und viel Engagement ist bei etwa 3.600 € bis 4.200 € oft Schluss. In sozialen Einrichtungen, bei öffentlichen Trägern und Stiftungen variiert das stark – sprich: tarifgebunden, aber manchmal auch undurchsichtig wie das Münchner S-Bahn-Netz bei Schneefall. Kommen private Medieneinrichtungen oder größere Projekte ins Spiel, kann es ein paar Euro mehr sein. Ob das reicht bei den Mieten von Schwabing bis Giesing? Erfahrungsgemäß: manchmal ja, manchmal ein klarer Kampf.
Worauf sollte man sich also einstellen? Berufsanfänger:innen begegnen einem Arbeitsumfeld, das selten eindeutig ist. Es geht um Medienkritik genauso wie um Digitalsicherheit, um TikTok-Challenges ebenso wie um Mobbingprävention, um Vortrag und Vertrauensarbeit, um Projektkonzeption und Improvisationstalent. Kaum ein Tag ist wie der andere – und das ist Fluch und Segen zugleich. Wer schnell Klarheit und feste Abläufe sucht, wird sich umstellen müssen. Dazu kommt das klassische „Münchner Paradox“: Die Stadt liebt Innovation, verlangt aber, dass beim ersten digitalen Fehltritt das Flipchart bereitsteht. Wirklich progressiv? Die Diskussion darüber führe ich regelmäßig, innerlich und mit Kolleg:innen.
Wer aus anderen pädagogischen oder medientechnischen Berufen wechselt, bringt eigene Prägungen mit, trifft hier aber auf ein erstaunlich vielfältiges Feld. In München gibt’s die Möglichkeit, sich fast schon inflationär weiterzubilden – von Zertifikatskursen an Hochschulen über Abendworkshops bis zu digitalen Selbstlerntools. Wer die Medienkompetenz anderer fördern will, sollte nie aufhören, an der eigenen zu schrauben. Ein bisschen Experimentierfreude schadet nie – und ein Augenzwinkern sowieso. Medienpädagogik ist immer auch eine Reise auf Sicht. Manchmal ist sie sogar ein Spaziergang im Englischen Garten – meistens aber ein Zickzackkurs zwischen Anspruch und Alltagschaos.
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