Präha Anna Herrmann Schule | 50171 Kerpen
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Präha Weber-Schule | 40213 Düsseldorf
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Was bitte macht eigentlich ein Medienpädagoge in Mülheim an der Ruhr? Wer mit falschen Filmbildern vom „digitalen Schul-Clown“ startet – Tafel, Tablet und ein bisschen Medienkunde mit coolem Hoodie –, hat sich gründlich geschnitten. In Wahrheit gleicht der Alltag der Medienpädagogik oft einem Jonglierakt, bei dem praktische Improvisation, strukturierte Didaktik und Techniknerverei wild durcheinanderfliegen. Besonders hier im Herzen des Ruhrgebiets, wo Industriegeschichte auf Gegenwart trifft und der Wandel nie ganz stillsteht.
Ich will ehrlich sein: Manchmal, wenn ich in einer grauen Januarwoche zwischen Grundschule, Jugendzentrum und Seniorenbegegnungsstätte pendle, frage ich mich, ob Medienbildung nicht das letzte große Abenteuer unserer Zeit ist – oder einfach nur noch ein weiteres Schlagwort, das in fortbildungs-heißen Fluren ausläuft. Aber wenn ich dann sehe, wie eine Sechstklässlerin in einem Mülheimer Klassenzimmer beim Podcast-Projekt zum ersten Mal ihre Stimme hört – frech, unsicher, dann neugierig – weiß ich wieder, warum das alles Sinn ergibt. Medienpädagogik bedeutet hier nicht nur "digital fit für Instagram machen". Es geht um Teilhabe – egal, ob im Stadtteil Styrum, in Broich, auf dem Dümptener Bolzplatz oder im polierten Begegnungsraum der VHS. Medienkompetenz ist keine Kür, sondern hartes Brot im Alltag – für junge, für alte, für alle dazwischen.
Mülheimer Realität? Sagen wir es, wie es ist: Der Etat für Technik friert gelegentlich ein – und zwar nicht nur metaphysisch. Medienpädagogen in der Stadt kennen den Moment, wenn ein Laptop mehr als zwei Jahre auf dem Buckel hat, das WLAN schwächelt und trotzdem ein Workshop zum Thema "Fake News" laufen soll. Willkommen zwischen Improvisation und Innovation. Wer frisch einsteigt, sollte sich auf weniger Hochglanz und mehr Pragmatismus gefasst machen. Ich habe mir schon öfter aus der Not auf den letzten Drücker Apps zusammengebastelt oder mit Trick 17 analoge Medien in den „digitalen Dialog“ gezwungen. Man entwickelt einen feinen Sinn für das Machbare – und lernt, dass „medienoffen“ manchmal einfach „noch nicht fertig“ bedeutet.
Bleibt die Gretchenfrage: Was kommt bei all dem Engagement am Monatsende eigentlich rum? Ehrlich, die Zahlen sind wenig glamourös, dafür erstaunlich solide: Im öffentlichen oder gemeinnützigen Bereich kann man in Mülheim zum Einstieg auf 2.800 € bis durchaus 3.400 € hoffen, abhängig von Abschluss, Träger und Verantwortungsbereich. Das klingt erst mal okay – aber mit Blick auf steigende Anforderungen, ständige Weiterbildungen und das allgegenwärtige „Noch-ein-bisschen-mehr-Engagement“ kommt gelegentlich der Gedanke auf, ob die Wertschätzung-stiftenden Schwärmereien im Kollegium nicht lieber in bar ausgezahlt werden sollten. Zugegeben: Wer es schafft, maßgeschneiderte Projekte clever zu fördern, landet mitunter auch mal im Bereich von 3.600 €. Aber, und den Realitätscheck gibt es gratis: Workshops für 15-Jährige zum Thema Datenschutz zahlen selten den neuen 75-Zoll-Screen – manchmal nicht mal die eigene Miete, wenn man rein freiberuflich unterwegs ist.
Und doch – oder gerade deshalb – hat sich das Berufsfeld gewandelt: Wer auf Technik und Bildungslust steht, ist hier im Ruhrgebiet goldrichtig. Die Nachfrage nach medienpädagogischen Fachleuten hat spürbar zugenommen. Schulen, soziale Träger, Kultureinrichtungen und die lokale Wirtschaft suchen Menschen, die Digitalisierung nicht nur erklären, sondern in den Alltag bringen. Manchmal denke ich: Mülheim ist wie ein Testlabor. Altindustrie, neue Ideen und ein Schuss Pioniergeist. Wer bereit ist, Grenzen auszutesten – technisch, sozial, bildungspolitisch –, findet sich schnell im Gespräch mit Menschen, die von Digitalisierung entweder nichts hören wollen oder unbedingt alles sofort. Kostprobe gefällig? In der einen Sekunde erklärt man einer Seniorengruppe, wie Sprachnachrichten funktionieren. Drei Türen weiter diskutiert man mit Jugendlichen über gesellschaftliche Verantwortung bei TikTok.
Medienpädagogin oder Medienpädagoge in Mülheim zu sein, ist kein Job für Schema-F-Liebhaber – und schon gar nicht für die, die auf geregelte Arbeitstage hoffen. Es ist eine Aufgabe, die sich ständig neu erfindet, in einer Stadt, die sich nicht gern normieren lässt. Mal genervt, mal euphorisch, manchmal beides zugleich – so erlebe ich diesen Beruf. Wer wissen will, wie Gesellschaft sich verändert, sollte auf das achten, was im medienpädagogischen Alltag so alles zwischen Tür, Tablet und Tadel passiert. Dort, wo die kleinen Fragen den großen Unterschied machen. Und die wirklich schwierigen Antworten meistens erst nach Feierabend kommen. Ob das nun erfüllend oder anstrengend ist? Wahrscheinlich beides. Aber ganz sicher: alles andere als langweilig.
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