Präha Anna Herrmann Schule | 50171 Kerpen
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Präha Weber-Schule | 40213 Düsseldorf
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Wer sich heute als Medienpädagoge in Bonn auf den Weg macht, taucht zwangsläufig in ein Gewirr aus Technik, Mensch und gesellschaftlichen Erwartungen ein. Hier, in der ehemaligen Bundeshauptstadt mit ihrer universitären Tradition und unauffälligen Internationalität, ist die Medienpädagogik nicht bloß ein Jobprofil für feingeistige Seminarleiter. Sie ist – und das vielleicht überraschend – eine Art gesellschaftliche Scharnierfunktion. Ausbildung und Alltag, Technik und Haltung, Theorie und ziemlich viel Improvisation. Ich muss gestehen: Wer nach klaren Strukturen sucht, ist hier manchmal falsch gewickelt. Aber vielleicht ist genau das der Reiz.
Praktisch gesprochen ist die Bonner Medienpädagogik ein Chamäleon. Mal geht es um Instagram-Workshops an Gymnasien, dann um datenschutzkritische Elternabende in der Vorstadt, gelegentlich um politische Bildungsprojekte, die irgendwo zwischen Staatstheater und Stadtbüro stattfinden. In mancher Woche steht man als „Medien-Vertrauensperson“ in einer Offenen Jugendeinrichtung, in der nächsten schon wieder im Stiftungsprojekt vor einer Schar pensionierter Digital-Einsteiger. Ob Grundschule, Kulturverein oder Teilhabe-Initiative – die Einsatzfelder in Bonn sind so vielfältig wie die Gesichter auf der Neustraße um vier Uhr nachmittags.
Was viele unterschätzen: Hinter dem lockeren Auftreten verlangt der Beruf Sapere aude! Kein Tag ohne die Bereitschaft, die eigenen Annahmen neu zu sortieren. Mal als Aufklärer, mal als Seelsorger, dann wieder als Technikberater – und ziemlich oft alles in Personalunion. Und nein, das digitale Know-how alleine reicht nicht. Es braucht einen langen pädagogischen Atem, eine gewisse Resistenz gegenüber Hypes (Stichwort: Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer) und die Fähigkeit, selbst in halbsicheren Wissenszonen Orientierung zu bieten.
Ein abgeschlossenes Studium? Ja, wird meist erwartet, irgendwo im medienpädagogischen Universum. Aber wer meint, damit auf der sicheren Seite zu sein, unterschätzt die Realität: In Bonn wuchert die Projektlandschaft, gefördert von Stiftungen, Kommunen, manchmal sogar von Unternehmen mit eigennützigen Motivationen. Authentizität ist gefragt, Haltung – und die Bereitschaft, sich ständig auf neue Zielgruppen und digitale Trends einzulassen, auch wenn einem TikTok innerlich zuwider ist. Nicht selten entscheidet weniger der glänzende Abschluss als die Fähigkeit, unterschiedlichste soziale Milieus zu verstehen. Medium als Spiegel der Wirklichkeit, nicht als Selbstzweck.
Gehaltlich? Nun, skeptische Fragezeichen bleiben angebracht. Die Spannbreite ist enorm: Wer im öffentlichen Dienst der Stadt arbeitet, darf je nach Erfahrungsstufe mit 2.800 € bis 3.600 € rechnen, größere Träger oder Universitäten bieten oft etwas mehr – falls der Arbeitsvertrag nicht auf Befristung oder Teilzeit hinausläuft. Freie Träger, kulturelle Projekte oder Bildungsinitiativen? Da kann es auch mal weniger werden, etwa im Bereich zwischen 2.400 € und 3.000 €. Ungefähr so ordentlich, wie die Medienpädagogik im elften Stock des Stadthauses aussieht: Nüchtern, pragmatisch, selten auf Rosen gebettet.
Was Bonn besonders macht? Vielleicht diese Mischung aus großstädtischer Diversität und rheinischer Gelassenheit. Es gibt viel Internationalität – die UN, die vielen Hochschulen, dazu eine bunte Jugendszene zwischen Altstadt und Bad Godesberg. Medienpädagogik gleicht hier manchmal einem Sprach- und Kulturpuzzle. Denn: Nicht jeder Jugendliche hat glasfaserartige Wohnbedingungen, Eltern ticken zwischen Expats und urbonner Familien auch sehr unterschiedlich. Digitale Ungleichheit ist greifbar. Und wenn dann ein Bildungsprojekt mit Geflüchteten, Inklusionskindern und bildungsnahen Gymnasiasten gleichzeitig geplant werden soll – dann zeigt sich, wie belastbar die eigene pädagogische Fantasie wirklich ist.
Und dennoch, oder gerade deswegen: Die Nachfrage nach fachlich klugen, empathischen Medienpädagoginnen und -pädagogen wächst. Im Windschatten von Digitalisierung und Medienkompetenz-Initiativen ist niemand mehr so ganz entbehrlich, der vermitteln, moderieren, erklären – und manchmal schlichtweg Ruhe bewahren kann.
Persönlich habe ich den Eindruck gewonnen: Wer hier als Berufseinsteiger mit frischem Elan beginnt oder als erfahrener Pädagoge den Wechsel wagt, sollte eines mitbringen – Lust zu lernen, im doppelten Wortsinn. Fortbildungen werden vielfältig angeboten, etwa von der Bundeszentrale oder lokalen Trägern, oft niedrigschwellig und trotzdem nicht trivial. Themen wie Medienethik, Datenschutz, inklusive Medienarbeit oder digitale Kreativtools stehen regelmäßig auf den regionalen Fortbildungskalendern. Klar, manches davon hat Google in fünf Minuten erklärt. Aber im echten Arbeitsalltag zählt das Fingerspitzengefühl: Wie bringe ich einer Gruppe Zwölfjähriger bei, dass die Welt nicht mit dem neusten Filter beginnt? Wie begleite ich einen Elternabend, der zwischen Technikangst und Social-Media-Panik pendelt?
Es ist kein Beruf für Perfektionisten. Aber für alle, die Lust auf Entwicklung, Menschen – und eine Prise kreatives Chaos haben, ist Bonn als Medienpädagogin oder -pädagoge ein ziemlich spannender Ort. Manchmal frage ich mich: Wie lange geht das gut, mit dieser digitalen Dauerbaustelle? Mein Eindruck: Die nächsten Jahre auf jeden Fall. Danach? Wer weiß das schon.
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