Soluvia IT-Services GmbH | 24103 Kiel
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Die Sache mit den Konflikten hat ja in Schleswig-Holstein ohnehin einen eigenen Charme. In Kiel, dieser Windstadt mit ihrem rätselhaften Mix aus hanseatischer Zurückhaltung und norddeutscher Direktheit, ist das Austragen von Streit fast schon eine heimliche Kulturtechnik. Wer als Mediatorin oder Mediator durchstarten will, findet hier ein Arbeitsfeld, in dem Fingerfertigkeit im Umgang mit Menschen mehr wert ist als jeder trockene Paragraf. Doch bevor ich hier zu poetisch abhebe: Was ist dran an diesem Berufsbild? Und was bedeutet es, gerade in Kiel frisch anzufangen – oder alt zu wechseln?
Manche stellen sich den Mediator als Juristen light vor – dabei ist das Bild grundfalsch. Zwar schadet rechtliches Rüstzeug selten, aber im Kieler Alltag läuft Mediation meist abseits der Justizschiene. Familienfrieden, Erbstreitereien, Nachbarschaftsfronten – die Themen sind so verschieden wie der Kieler Wetterbericht. Auftraggeber? Überraschend oft kommunale Stellen, freie Träger, aber auch Unternehmen, die ihre Belegschaft lieber zum Einvernehmen motivieren, bevor alles vor Gericht endet. Und noch was: Wer glaubt, es gehe nur um „Weichspülerei“, kann gleich wieder einpacken. Die eigentliche Kunst besteht darin, Konflikte so auszuleuchten, dass aus lauter Wut plötzlich Gesprächsbereitschaft wächst. Klingt nach Zauberei? Ist manchmal tatsächlich so – obwohl natürlich eher harte Arbeit dahintersteckt. Viel Zuhören, noch mehr Nachfragen, und gelegentlich das berühmte „Schweigen aushalten“. Kein Wunder, dass emotionale Intelligenz hier mehr zählt als irgendein Universitätszeugnis.
Klar, Mediation ist kein geschützter Beruf – das macht es für Einsteiger zunächst unübersichtlich. In Kiel landen Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen als Mediatorinnen: Soziale Arbeit, Psychologie, Recht, sogar Lehrkräfte auf Umwegen. Die regionalen Weiterbildungsangebote sind erstaunlich vielfältig: Ob bei Trägern wie der Fachhochschule Kiel oder bei spezialisierten Vereinen, die Module zum Konfliktmanagement anbieten – die Qualifikation wird hier praktisch geerdet, selten abgehoben. In Kiel, das ist jedenfalls mein Eindruck, interessieren weniger die Titel als die Haltung: Hat jemand wirklich verstanden, dass Mediation kein Therapieversprechen und kein Schiedsgericht ist? Wer sich über Wochenendseminare zum Alleskönner ausbilden lässt, verzettelt sich. Substanz braucht Erfahrung – und die bekommt man eben nicht auf dem Lehrplan.
Jetzt aber mal realistisch: Reich wird hier niemand – zumindest nicht von Anfang an. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt, vor allem im sozialen Sektor, schwankt oft zwischen 2.700 € und 3.200 €. Wer in Wirtschaftsmediation unterwegs ist – durchaus möglich bei Kieler Arbeitgebern im maritimen Umfeld oder öffentlichen Einrichtungen – kann in höheren Segmenten zwischen 3.400 € und 4.200 € landen. Fast immer gibt es den berühmten Spagat: Viele arbeiten projektbezogen, hangeln sich zwischen Auftragslage und eigenem Zusatzengagement. Klassische Festanstellungen? Gibt’s, aber eher bei größeren Trägern, zum Beispiel in der Jugend- und Familienhilfe. Wobei der Trend eindeutig Richtung flexible Einsatzmodelle geht. Ins Blaue gesprochen: Mediation ist in Kiel eher die Kunst des Improvisierens als die komfortable Routine.
Manchmal überlege ich, ob mediativer Alltag in Kiel nicht ein bisschen Modellcharakter für ganz Deutschland haben könnte. Die Stadt zieht seit Jahren Familien mit unterschiedlichsten Hintergründen an, was Konfliktpotenzial, aber eben auch große Nachfrage für Mediation schafft. Dazu kommen neue Themen: die Veränderung der Arbeitswelt durch Digitalisierung, hybride Teamstrukturen, städtische Sanierungsprojekte, gesellschaftlicher Wandel. Kurz: Der Stoff für Arbeit wird nicht knapp. Und das kuriose Kieler Klima – Menschen, die manchmal fünf Meinungen in drei Minuten anbieten – sorgt dafür, dass einem jedenfalls nicht langweilig wird.
Ich behaupte: Wer als Berufseinsteiger Lust auf Ambivalenzen, Widersprüche und den ehrlichen Umgang mit Menschen hat, für den ist die Tätigkeit als Mediator in Kiel kein Job, sondern Berufung. Klar, Routine und Sicherheit gibt’s eher selten – aber genau das hält den Beruf lebendig. Und mal ehrlich: Wer will in einer Stadt, in der Wind und Wetter selbst gestandene Seebären überraschen, schon einen ganz geraden Karriereweg? Eben.
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