MTU Aero Engines AG | Langenhagen
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Wer in Braunschweig mit dem Gedanken spielt, als Mediator durchzustarten, dem sei gleich zu Beginn gesagt: Ein Routineberuf ist das nicht. Klingt erstmal seltsam, denn offiziell heißt es ja immer, wer empathisch ist, zuhören kann und Konflikte mag – oder besser: deren Lösung – für den sei Mediation wie gemacht. Aber ehrlich, unterschätzt wird dieser Bereich viel zu oft. Denn mit Feingefühl allein – sorry, damit kommt man nicht wirklich weit.
Braunschweig, manchmal charmant verschlafen, manchmal modern, bietet für Mediatorinnen und Mediatoren ein kurioses Spannungsfeld zwischen bewegter Industriegeschichte und kreativ-bunten Stadtvierteln. Von der drohenden Werkschließung bis zur nervenaufreibenden Nachbarschaftsfehde im Gründerzeitviertel: Mediation heißt hier, zwischen den Welten zu pendeln – mal mit Behörden, mal mit IT-Start-ups, dann wieder mit dem örtlichen Sozialverband am Tisch. Manchmal kommt man sich vor wie ein wandelnder Spagat – zwischen Methode und Bauchgefühl, Fakten und Frustrationstoleranz.
Das Bild vom "gütlichen Schlichter" ist schnell gezeichnet – meist zu schnell. Tatsächlich erwartet die Praxis ganz andere Dinge. Es geht um alltagspraktische Konfliktschichtung: Gewerkschaft und Geschäftsleitung, getrennte Eltern oder zerstrittene Handwerksbetriebe. Die Herausforderungen? Sie wechseln gefühlt im Stundentakt. Was viele unterschätzen: In Braunschweig trifft man immer wieder auf eigenwillig gewachsene Strukturen, Altlasten aus der Wendezeit, überraschende Milieusprünge. Hier gilt: Nach Schema F zu arbeiten, funktioniert selten. Wer als Berufseinsteiger darauf baut, mit reinem Standardrepertoire souverän durchzukommen, wird rasch auf den Boden der Tatsachen geholt – auch wenn es anfangs vielleicht irritiert.
Über Geld spricht man bekanntlich nicht – oder doch? Ein bisschen Ehrlichkeit schadet sicher nicht. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt für Mediatoren liegt in Braunschweig irgendwo zwischen 2.500 € und 3.100 €, je nach Qualifikation, Erfahrungswerten und – ja, auch das spielt eine Rolle – Verhandlungsgeschick. Angestellte in größeren Sozialeinrichtungen schaffen auch mal 3.400 €. Selbstständige? Schwierig, nach oben offen – aber eben auch risikoreich. Wer glaubt, als Alleskönner sofort hohe Tagessätze verlangen zu können, wird meistens schnell eines Besseren belehrt. In städtischen Konfliktberatungsstellen oder im öffentlichen Dienst bewegt man sich meist am unteren bis mittleren Ende der Spanne, private Auftraggeber bieten je nach Mandat und Ausgangslage mehr – oder manchmal eben gar nichts.
Erstaunlich, welche Rolle die Region spielt. Braunschweig vereint ein stabiles Mittelstandsnetzwerk, innovative Wissenschaftslandschaften und eine gewisse Offenheit für neue Konfliktlösungsmodelle. Dennoch ist Mediation hier kein Selbstläufer – zu oft werden alte Strukturen, traditionelle Hierarchien und das Braunschweiger Grundmisstrauen gegenüber „neumodischen Methoden“ spürbar. Weiterbildung ist Pflicht, nicht Kür: Recht, Psychologie, branchenspezifische Themen. Wer mit frischem Blick aus anderen Feldern wechselt (Sozialarbeit? Betriebswirtschaft? Technik?), bringt oft die spannendsten neuen Impulse – und lernt: Die wahren Hürden liegen selten im Gesetzestext, sondern im Zwischenmenschlichen. Ich sage es ungern, aber: Papier ist geduldig, Praxis nicht.
Manchmal fragt man sich, warum man sich das eigentlich antut – Gesprächstraining, emotionale Achterbahnfahrten, Sitzungen bis in den Abend. Aber dann gibt’s diese Momente: Kein Applaus, kein Feuerwerk, aber zwei Parteien, die sich wenigstens wieder in die Augen sehen. Vielleicht ist das der eigentliche Lohn – und vielleicht macht das den Beruf gerade hier, mitten in Norddeutschland, so eigen und besonders.
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