DIPL.-ING. H. BENDL GMBH & CO. KG BAUUNTERNEHMEN | 89312 Günzburg
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Stadtverwaltung Sinsheim | 74889 Sinsheim
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Manchmal frage ich mich, wer sich das freiwillig antut: Steine schleppen, Schmutz, Wetter, Geruch von jahrzehntealtem Mörtel. Aber dann stehe ich plötzlich zwischen Fachwerk und Sandstein und spüre, wie Geschichte durch die Finger rinnt. Wer in Stuttgart als Maurer für Restaurierungsarbeiten unterwegs ist, merkt schnell: Das ist kein monotoner Knochenjob, und schon gar kein Alltagsgewerbe, das man mechanisch wie am Fließband betreibt – eher, na ja, eine Art Mischung aus Detailversessenheit, Improvisation und einem Hauch von Künstlerstolz. Gerade jetzt, wo der Druck auf den Bau wächst, weil überall Wohnraum entsteht, rückt die Erhaltung und Sanierung historischer Bauten unerwartet in den Fokus.
Restaurierungs-Maurer sind in Stuttgart so etwas wie Grenzgänger zwischen den Zeiten. Für Einsteiger ist der Berufsalltag oft eine ruppige Landung: Eine bröckelnde Fassade wartet eben nicht darauf, dass einer nach Plan loslegt. Jedes Objekt ist anders, jeder Sandstein hat seine Eigenheiten. Pläne, falls sie existieren, taugen höchstens als grobe Skizze. Wer Perfektion im Industrie-Takt sucht, wird hier scheitern – entscheidend ist, Reparaturkunst, Materialgefühl und Sachverstand zu verbinden. Und Zeitdruck? Ständiger Begleiter, während am Neckarufer schon der nächste Altbau auf fachliche Rettung wartet.
Was viele unterschätzen: In Stuttgart sind nicht nur denkmalgeschützte Gründerzeitfassaden oder Industriebauten das Problemkind. Es ist der schwäbische Hang zum Bewahren – oft in Verbindung mit anspruchsvollen Auftraggebern, die ein waches Auge auf jedes Detail werfen. Da wird schon mal diskutiert, ob der Mörtel „wie früher“ gemischt wird, oder das Sandstein-Fenstergewände nicht geringfügig zu kantig daherkommt. Wer hier arbeitet, braucht ein dickes Fell, handwerkliche Ausdauer und einen Riecher für Kompromisse. Auf der Baustelle – und im Gespräch mit Architekten sowie skeptischen Eigentümern.
Der Alltag ist nie stumpf. Mal wird digital vermessen, dann wieder geflucht (weil die Drohne im Dachstuhl hängen bleibt), dann landet man mit Kalkputz unter den Fingernägeln beim Nachbarn zum Kaffee. Moderne Technik hält auch im Restaurierungshandwerk Einzug – Laserscanner, Spezialwerkzeuge, 3D-Modelle. Aber vieles bleibt, was schon vor hundert Jahren geholfen hat: Gefühl, Gespür, Geduld. Und, seien wir ehrlich, das ungeschriebene Gesetz, dass im Altbau immer irgendwas schiefgeht – und trotzdem alles wieder passt, wenn der letzte Stein sitzt.
Die Bezahlung? Zwischen 2.700 € und 3.400 € für Einsteiger ist in Stuttgart derzeit üblich, mit Erfahrung und Spezialkenntnis kann man bei bestimmten Projekten Richtung 3.800 € bis 4.200 € kommen. Nicht reich werden, aber satt und – mit Glück – innerlich zufrieden. Überstunden gehören dazu, aber auch das Gefühl, Teil einer fast unsichtbaren Garde zu sein, die der Stadt ein Stück Identität erhält. Weiterbildung wird nachgefragt wie selten zuvor: Sachkundenachweise zu historischen Baumaterialien, Feuchte- und Schadensdiagnostik, Sanierungsstrategien, sogar Digitales Handauflegen mittels Bauschadenssimulation. Klingt sperrig, eröffnet aber Perspektiven.
Man schwankt zwischen Stolz und Kopfschütteln. Sicher, Stuttgart investiert – mal mehr, mal mit Reibungsverlusten – in seine Altbausubstanz, auch wenn die Mieten explodieren und Investoren lieber neu bauen. Der Bedarf an handwerklich qualifizierten Leuten, die sich durch bröckelnde Decken und verzogene Fenster kämpfen, wächst spürbar. Eigenartig: Für viele ist es Beruf und Berufung zugleich – und trotzdem fehlen oft die, die sich trauen, aus der Sicherheit des Allerseltensten ins Abenteuer Beständigkeit zu springen. Vielleicht ist es gerade diese Mischung aus Unwägbarkeit und stillem Stolz, die den Beruf ausmacht. Sicher ist: Einen Hauch Unvorhersehbarkeit gibt’s inklusive. Und wer sich darauf einlässt, nimmt mehr mit als Zementstaub in den Schuhen.
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