PORR GmbH & Co. KGaA | Münster
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Wer sich anschickt, in Mülheim an der Ruhr als Maurer im Bereich Restaurierung zu arbeiten – egal, ob frisch von der Schule, als erfahrener Bauhandwerker auf der Suche nach einer neuen Richtung oder schlicht, weil die Neugier siegt –, landet in einem Berufsfeld, das viel mehr verlangt als bloßes „Steinekloppen“. Der Unterschied zu Neubauten? Deutlich. Während auf der grünen Wiese Schnelligkeit und Kosteneffizienz regieren, gelten in der Restaurierung andere Gesetze: Hier braucht es Geduld, Respekt vor der Vergangenheit und mitunter einen Hang zur Detektivarbeit. Und, um ehrlich zu sein: ein gewisses Maß an handwerklichem Stolz – im Guten wie im Herausfordernden.
Mülheim ist keine Stadt, die sich von ihrer Geschichte entkoppeln lässt. Wer durch die Straßenzüge streift, sieht die Spuren: Kleinbürgerliche Gründerzeithäuser, Kopfsteinpflaster, Kirchtürme, ehemalige Industrieanlagen. All das sind potenzielle Einsatzorte – und jeder Auftrag bedeutet, sich zunächst auf Spurensuche zu begeben: Was ist erhaltenswert, was muss ergänzt oder ersetzt werden? Ein Maurer, der hier restauriert, arbeitet selten nach Schema F. Alte Ziegel zu beschaffen, Mörtel originalgetreu anzumischen oder historische Putztechniken aus der Versenkung zu holen, das erwartet niemanden im Vorbeigehen. Haben Sie einmal versucht, einen hundertjährigen Sandstein ausfindig zu machen? Ist oft skurriler und mühsamer, als man glauben möchte.
Klar, typische Fragen wiederholen sich: Wieviel davon ist noch original? Kann man das tatsächlich retten oder ist das Wunschdenken? Nach mehreren Jahren im Geschäft lernt man, dass in der Restaurierung Herzblut und Hirnschmalz eine untrennbare Allianz bilden. Wer mit der Vorstellung kommt, „ein Stein ist ein Stein“, wird schnell eines Besseren belehrt. Es sind Nuancen, die zählen: Feuchtigkeitsmessungen, kleinste Materialproben, Diskussionen mit Statikern („Wirklich, das hält noch?“), und mitunter der Diskurs mit aufmerksamen Denkmalpflegern, die jedes Abweichen riechen wie ein Spürhund. Manchmal nervig, überwiegend bereichernd.
Die allermeisten, die sich auf Restaurierungsarbeiten spezialisieren, verdienen mehr als im klassischen Maurerjob beim Rohbau. In Mülheim liegen die Gehälter oft zwischen 2.800 € und 3.500 €, mit etwas Erfahrung sind auch 3.800 € möglich. Heißt aber nicht, dass irgendwo ein Goldesel steht. Die Aufträge sind häufig anspruchsvoll, der Zeitdruck lauert im Nacken („Das Museum will in fünf Wochen aufmachen, geht das klar?“), Materialpreise schwanken wie der Ruhrpegel bei Gewitter. Aber: Wer es mag, wenn kein Tag dem anderen gleicht, findet hier seine Berufung.
Was viele unterschätzen: Restaurierungsarbeiten in Mülheim sind keine reine Nostalgie. Natürlich, es geht um Bewahren. Doch gleichzeitig halten digitale Messverfahren, Baustellendokus per Tablet und auch mal eine Schicht Luftfeuchtemanagement Einzug. Energieeffizienz? Denkmalgerecht! Das heißt: Hand und Kopf bleiben gleichermaßen gefragt. Wer bereit ist, sich fortzubilden – spezielle Seminare zu Naturstein, Lehmbau, Putzausbesserung, da gibt’s einiges –, wird zur gefragten Fachkraft, gerade weil Nachwuchs in der Branche rar ist. Manchmal raucht einem bei all den Vorschriften, Umweltauflagen und neuen Techniken der Kopf. Aber was ist die Alternative? Bloß Dachziegel stapeln? Eher nicht.
Ich habe nie erlebt, dass ein Mülheimer Turm sich beim Anblick eines Maurers spontan verbeugt – eine Portion Erdung gehört zum Berufsalltag. Aber: Wer mit Geschick und Respekt das Alte erhält, hinterlässt an so einem Ort Spuren – sichtbare und unsichtbare. Und manchmal, ganz ohne alles Pathos, fühlt sich das einfach ziemlich richtig an.
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