THIEMT GmbH | 31162 Bad Salzdetfurth
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
THIEMT GmbH | 31162 Bad Salzdetfurth
THIEMT GmbH | 31162 Bad Salzdetfurth
THIEMT GmbH | 31162 Bad Salzdetfurth
Neubau ist, wie man so schön sagt, die sichtbare Visitenkarte des Handwerks. Hochglanzfassaden, energetische Wunderwerke und der Duft von frischem Zement. Aber wo bleibt dabei das Alte, das Widerständige, das, was Geschichten erzählt? Wer als Maurer in Kassel in den Bereich Restaurierungsarbeiten eintaucht, verzichtet auf den schnellen Ruhm des Sichtbetons – und findet, wenn ich ehrlich bin, dafür eine Welt, die soul hat. Ungezählte Altbauten, kirchliche Gemäuer, diese fachwerkbewehrten Straßenzüge, denen kein Planungsamt der Republik mehr beikommt – solche Projekte sind nicht bloß ein Broterwerb. Sie sind Detailarbeit, manchmal Geduldsprobe, immer aber auch: ein Stück Verantwortung gegenüber dem, was einmal war.
Nun muss man sich nicht vormachen, dass restauratorisches Maurerhandwerk ein Spaziergang ist. Die Aufgaben reichen oft weit über das hinaus, was der klassische Maurerlehrling an der Betonwand lernt. Feuchte Keller aus den Tiefen des 19. Jahrhunderts, Risse in Travertin, marode Sandsteine – Kassel ist, je länger man hinhört, ein Flüsterarchiv der Baustile. Wer hier arbeitet, braucht Fingerspitzengefühl und Metallgeduld. Technisch gesprochen: Hygroskopische Mörtelsysteme, historische Baustoffanalysen, manchmal sogar detektivische Recherche, wie eine bestimmte Fuge vor hundert Jahren ausgesehen haben mag.
Ich habe selbst schon erlebt, wie ein einziger Backstein Zugang zu jahrzehntealten Baufehlern verschafft – oder eben zu einer verborgenen Meisterleistung. Es ist kein Geheimnis: Der Blick fürs Detail wiegt schwerer als der schnelle Quadratmeterumsatz. Und es gibt nicht wenige, die mittendrin feststellen, dass sie handwerklich dazulernen müssen – etwa bei klassischen Putztechniken oder der Verarbeitung von Naturstein, den man im Handel so nicht mehr findet.
Der Arbeitsmarkt für Maurer im Bereich der Restaurierung? Schwer nostalgisch zu verpacken, denn: Die Nachfrage ist da, aber nicht inflationär. Kassels architektonische Geschichte und die vielen sanierungsbedürftigen Bauten – sagen wir’s offen – sorgen regelmäßig für Projekte mit hohem Anspruch. Öffentliche Ausschreibungen, kirchliche Trägerschaften oder private Denkmalbesitzer, die nach Fachkenntnis suchen: Sie brauchen echte Spezialisten, keine Allrounder mit grobem Werkzeug.
Das spiegelt sich beim Gehalt: Einsteiger bewegen sich häufig zwischen 2.600 € und 2.900 €, wobei erfahrene Kräfte mit gezieltem Restaurierungswissen durchaus auf 3.200 € bis 3.600 € kommen können. Völlig aus der Luft gegriffene Wunschgehälter sind nicht drin – aber: Für jemanden, der Lust hat, anspruchsvolle und seltene Aufgaben anzupacken, stimmt das Paket. Vielleicht kein Luxusleben, aber eben auch keine Fließbandstimmung.
Was mich an Kassel reizt, ist die Mischung: Hier wird viel experimentiert – sei es beim Einsatz digitaler Aufmaßverfahren oder in der Anwendung neuer Mörtel- und Steinsysteme, die alten Substanzen möglichst schonend ersetzen. Ich erlebe, dass die Bereitschaft zur Weiterbildung bei den Betrieben eingefordert – und gefördert – wird. Wer hier stehenbleibt, kriegt irgendwann nur noch kleine Ausbesserungen. Wer aber bereit ist, sich auf Techniken wie Steinaustausch, Oberflächenschutz oder digitale Baufeldaufnahme einzulassen, dem winken durchaus spannende Aufgaben. Und ganz ehrlich: Für mich ist das der eigentliche Reiz.
Denn zwischen der Vergangenheit und der Moderne gibt’s genau hier, im Steinstaub alter Mauern, noch Platz für eigene Ideen – und auch für Fehler, aus denen man lernen kann (muss). Kein reines Festhalten am Althergebrachten, sondern ein permanentes Austarieren zwischen Respekt, Technik und Pragmatismus. Manchmal, ich geb’s zu, wünsche ich mir weniger Baustellenbürokratie – aber dann, beim Anblick einer gelungenen Eckverzahnung, weiß ich, warum ich nicht einfach Häuser hinstelle, sondern Geschichte mitgestalte.
Das könnte Sie auch interessieren