PORR GmbH & Co. KGaA | 33311 Gütersloh
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Manchmal wundere ich mich selbst, wie wenig Außenstehende unter „Maurer“ mehr sehen als einen grobmalerisch beschürzten Arbeiter, Mörtel in der Hand und das nächste Bauobjekt stets vor der Nase. Dabei steckt im restaurativen Mauerhandwerk, gerade hier in Hamm, eine Komplexität, die selten im klassischen Bild auftaucht. Wer frisch aus der Ausbildung kommt, eine Umschulung plant oder schlicht den Staub der Normbaustelle gegen die Sorgfalt der Denkmalpflege tauschen will, steht vor mehr als nur einer technischen Herausforderung. Geduld, handwerkliches Feingefühl und eine ordentliche Portion Demut vor dem Alter der Steine sind gefragt. Ob man das im Lehrbuch lernt? Schön wär’s.
Hamm – das ist für viele erst mal Mittelstadt, Westfalen, Eisenbahn und viel Grün. Für Maurer im Bereich Restaurierung aber heißt das: Schönheit liegt im Unerwarteten. Kirchen aus Bruchstein, gut versteckte Herrenhäuser hinter hohen Hecken, Fassaden am Marktplatz, die so einiges erlebt haben – und es den Handwerkern nicht immer leicht machen. Der Umgang mit jahrhundertealten Mauerwerken ist ein eigenwilliges Geschäft. Hier gibt kein Lehrplan exakt vor, wie ein Sandstein zu verfugen ist, wenn er schon zweimal ausgebessert wurde und trotzdem noch sitzen muss. Neue Sorgfalt, alte Techniken; wer im Bereich der Restaurierung mitmischen will, braucht also mehr als den typischen Werkzeugkasten. Kalkmörtel anstatt Fertigmischung, Handabnahme statt digitaler Schnellvermessung? Gern, aber auch Laborproben und Dokumentation gehören längst dazu. Und das alles zwischen Wetter, Bauleitung und den Eigenarten von Betreuern oder Eigentümern historischer Bauten.
Ich habe oft erlebt, wie aus dem Respekt vor bestehenden Gebäuden ein Misstrauen gegenüber Veränderung wird. Restaurieren bedeutet nicht, alles zu machen wie früher. Im Gegenteil – oft muss improvisiert werden, weil Originalmaterial einfach fehlt oder moderne Vorgaben im Spiel sind. Der Balanceakt: Bewahren, wo es sinnvoll ist, und ersetzen, wo es nicht anders geht. Ein typischer Tag? Angefangen mit Absprachen, einer Kontrolle vor Ort, dann das unvermeidliche Nachsinnen über passende Techniken, weil der Untergrund „irgendwie anders aussieht“ als erwartet. Und wenn das Wetter umschlägt – Halleluja. Nichts für Ungeduldige. Die Verantwortung, dabei nicht nur optisch, sondern auch substanzschonend zu arbeiten, drücken viele im Team. Es gibt Tage, da ärgert man sich – über wackelige Bauakten, nervöse Denkmalschützer oder Budgetengpässe. Aber wegschauen ist keine Option, wenn man weiß, dass das, was man heute entscheidet, das Bild der Stadt noch in Jahrzehnten prägt.
Vergessen wir die Zahlen nicht: In Hamm ist die Nachfrage nach Maurern mit Spezialisierung auf Restaurierungsarbeiten in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Das liegt nicht nur am Denkmalschutz, sondern auch an regionalen Förderprogrammen und am altbekannten Sanierungsstau bei öffentlichen Gebäuden. Die Konkurrenz zu großen Neubauprojekten ist zwar da, aber das anspruchsvolle Handwerk der Substanzerhaltung bleibt, ganz nüchtern betrachtet, ein Sektor mit Zukunft. Die Einstiegsgehälter? Je nach Erfahrung, Spezialisierung und Betrieb meistens im Bereich zwischen 2.400 € und 3.000 €. Wer sich weiterqualifiziert – und ja, das ist durchaus realistisch –, landet schnell auch bei 3.200 € bis 3.600 €. Klingt nicht nach Goldgrube? Dafür gibt’s Seltenheitswert, Jobsicherheit und einen Alltag, der selten langweilig wird. Und, seien wir ehrlich: In den Pausen zwischen Abstrahlen und Neuverfugen kommt man zu Gesprächen, die in keinem Großraumbüro der Welt stattfinden.
Maurer-Restaurierung in Hamm: Für Einsteiger, Umsteiger, und alle, die sich mehr erhoffen als das x-te Reihenhaus. Die Arbeit wandelt sich. Digitalisierung mischt sich allmählich ins Tagesgeschäft, aber die Hand an der Kelle wird noch auf Jahre das letzte Wort haben. Wer zwischen Ziegelstaub, Kalkmischung und Denkmalliste seinen eigenen Rhythmus findet, erlebt ein Handwerk mit überraschend viel Kopf – und Herz. Das ist nicht immer bequem, aber dafür selten seelenlos. Und manchmal, wenn das Licht abends auf den alten Fassaden tanzt, ahnt man: Es lohnt sich. Auch wenn’s nicht jeder versteht.
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