PORR GmbH & Co. KGaA | 33311 Gütersloh
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Wer glaubt, mit Mörtel und Spachtel sei die Sache erledigt, irrt gewaltig. Es reicht eben nicht – jedenfalls nicht, wenn man im Bereich Maurer Restaurierungsarbeiten in Dortmund Fuß fassen will. Ich sage das nicht leichtfertig. Wer hier die alten Zechengebäude, Denkmalfassaden oder die krummen Vierkanthöfe anfassen darf, merkt schnell: Das hat eine eigene Würde. Und eigene Fallen. Wirklich. Manchmal frage ich mich, ob es einen Unterschied macht, irgendwo ein Industriegebäude aus den Sechzigern zu renovieren oder ein Biedermeierhaus in der nördlichen Innenstadt. Antwort: Macht es. Und wie.
Die Aufgaben? Einmal alles, bitte. Ausfugen, Steine wiederverwerten, historisches Mauerwerk retten, Balancierakt auf halbfertigen Gerüsten. Verschmutzte Luft, alte Farben, manchmal fragwürdige Fundamente oder Kriegsschäden, von denen heute keiner mehr spricht. Dortmund, das ist eben nicht Münster oder Krefeld. Hier trifft Industriekultur auf plötzliche Design-Ambitionen. Da kommt man ins Grübeln: Repariert man eigentlich wirklich oder setzt man nur notdürftig zusammen? Manche Altbauten sieht man ja zum ersten Mal, wenn vor lauter Spachtelmasse vom Ursprung kaum noch etwas übrig ist.
Davon ab: Nicht alles lässt sich wie im Lehrbuch machen. Oft heißt es improvisieren – habe ich am Anfang unterschätzt. Eine alte Ziegelreihe aus dem 19. Jahrhundert will mit anderen Mitteln behandelt werden als Nachkriegsware. Verwendest du modernen Mörtel falsch, wandert die Feuchtigkeit. Und dann? Verblüht das Mauerwerk in fünf Wintern. Will keiner am eigenen Bau stehen haben. Will man eigentlich überhaupt noch irgendwo stehen haben? Doch, will man, wenn man sich gewöhnt hat an die Arbeit. Für viele Berufseinsteiger kommt an diesem Punkt die Ernüchterung – aber eben auch der Stolz, spätestens, wenn ein Bauherr nach Monaten des Zweifelns sagt: "Genau so habe ich das gemeint."
Jetzt mal ehrlich: Die Baustellenlandschaft in Dortmund ist nicht gerade ein Wunschkonzert. Aber im Bereich Restaurierung hat sich ausgerechnet durch verstärkte Förderung denkmalgeschützter Bauten und das wachsende Bewusstsein für regionale Baugeschichte in den letzten Jahren eine Art Nische geöffnet. Klar, viel Laufkundschaft gibt es nicht. Wer hier arbeitet, macht es oft aus Überzeugung. Die Betriebe suchen keine Fließbandkräfte, sondern Leute, die mitdenken – und bisweilen auch mitfühlen. Man kann das romantisieren oder als Belastung sehen; der Markt ist schwankend, aber Fachwissen rund um historische Konstruktionen wird offensichtlich dringender denn je gebraucht.
Die Einkommen? Von Traumlöhnen ist Dortmund zwar meist weit entfernt, aber so schlecht, wie viele vermuten, ist es im Segment Restaurierung nicht. Im Schnitt darf man beim Einstieg mit etwa 2.800 € rechnen. Je nach Spezialisierung oder bei kniffligen Altbausanierungen bewegt sich das Gehalt schnell irgendwo zwischen 2.900 € und 3.400 €. Manche – vor allem, wer Zusatzqualifikationen für Denkmalpflege oder spezielle Handwerkstechniken mitbringt, sehen auch 3.500 € oder mehr. Reich wird keiner. Aber es reicht – mit ein bisschen Durchhaltevermögen und, ehrlich gesagt, einer gewissen Frustrationstoleranz.
Was sich wirklich verändert? Die Technik, klar. Laser-gestütztes Aufmaß, sensorgestützte Feuchtemessung oder digitale Dokumentation – wer das alles ignoriert, hat einen schweren Stand. Zugleich: Das Fingerspitzengefühl lernt keiner am Bildschirm. Das bleibt ein Widerspruch, den die Branche noch länger austragen darf. Wer clever ist, bringt beides zusammen. Und Weiterbildung bleibt das Zauberwort – diverse Kurse rund um Altbausanierung, Baustoffkunde oder Energieeffizienz stehen offen, zahlt manchmal sogar die Stadt oder regionale Stiftungen.
Und ja, manchmal ist es frustrierend, wenn man für dieselbe Arbeit in anderen Regionen mehr bekommen würde oder wenn der Subtext von „regionaltypischer Baugeschichte“ bedeutet: Es wird improvisiert, Geld ist knapp, Zeit sowieso. Aber vielleicht ist das ja der Charme an der Sache. Am Ende des Tages bleibt eines: Die Verantwortung für die Fingerabdrücke, die man an Dortmunds Fassaden hinterlässt. Nicht glitzernd. Aber ehrlich. Und auf eine eigensinnige Weise ziemlich stolz.
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