THIEMT GmbH | 31162 Bad Salzdetfurth
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Wer Braunschweig nicht kennt, kennt seine Fassaden nicht. Erst die stillen Zeugen aus Backstein, Sandstein, hart geprüft von Jahrhunderten und einer Prise norddeutscher Nüchternheit. Dazwischen: Wir Maurer, Restaurierungsmenschen wider jede Planierwalze, die das Alte plattmachen will. Es ist ein Handwerk mit Charakter, sagen die einen. Ein Beruf fürs Leben, sagen die anderen. Ich sage: Beides – mit Tücken, Ecken und manchmal mehr Dreck an der Hose als Sinn in der Tagespolitik.
Eigentlich betritt man bei vielen Baustellen ganz Braunschweigs Geschichte. Vom Magniviertel bis zu den Gründerzeitvillen am westlichen Ring, oft sind es Mauern, die kaum noch jemand versteht. Restaurierende Maurer müssen da mehr rausholen als Mörtel & Stein. Es geht ums genaue Arbeiten, klar – aber eben auch ums Improvisieren. Alte Fliesen rekonstruieren, Fugen nach Originalrezeptur anrühren, mitunter den Mörtel zweimal probieren, weil keiner mehr weiß, ob es nun Kalk- oder Zementbasis war. Und dann: Denkmalschutz. Ein Wort, das nach Papier riecht, manchmal nach Unsinn. Aber meistens nach Verantwortung. Wer meint, Maurer in der Restaurierung sei „wie Neubau, nur kleiner“ – der kann auch Suppe mit Gabel essen.
Viele, die neu einsteigen (frisch aus der Ausbildung oder vom klassischen Hochbau kommend), spüren schnell: Hier zählt nicht nur Muskelkraft. Man brauche Geduld – und einen Hang zur Pedanterie. Mal ehrlich: Einen Eckstein zu versetzen mit Sicht auf den halben Stadtkern, da will keiner was verbocken. Schon gar nicht, wenn ein neugieriger Passant fragt: “Wird das wieder hübsch?” Selbst nach Jahren frage ich mich, wie oft ich „wir versuchen unser Bestes“ schon gemurmelt habe. Was viele unterschätzen: Im Team gibt es erstaunlich viele Generationen. Der Ältere mit Gold in den Händen (und Patina am Hemd), der Jüngere, der erst rauskriegt, was eine Kelle ist. Und – auch das wird mehr – Quereinsteiger, vielleicht aus einem anderen Handwerk, die plötzlich Lust auf kulturelles Erbe bekommen. Warum auch nicht? Die Wege ins Handwerk sind selten gerade. Wohl dem, der einen Mentor findet, der erzählen kann, wie man Sandstein mit der bloßen Stimme abklopft.
Reden wir kurz über das, was man nicht riechen, aber täglich braucht: den Lohn. Zum Einstieg liegen die Gehälter oft um die 2.800 €, wobei in Braunschweig, je nach Betrieb und Qualifikation, auch mal 2.500 € bis 3.300 € drin sind. Wechselt man aus einem anderen Gewerk, folgt nicht automatisch das große Gehaltswunder – aber: Spezialisierung zahlt sich mittelfristig aus. Gerade die besten Restaurierer, die die Patina von einer echten Fehlstelle unterscheiden, können später auch 3.500 € und mehr aufrufen. Klar – oft heißt es: “Handwerk hat goldenen Boden.” Dieser Spruch verblasst, wenn der Feierabend sich mit Bandscheibenschmerzen anfreundet. Trotzdem: Wen verwandelt der Blick auf eine perfekt restaurierte Fassade nicht? Das lässt sich mit Geld kaum messen, aber es gibt kaum etwas Befriedigenderes.
Braunschweig ist eine Stadt, in der sich Wandel nicht verstecken muss. Zwischen dem Drang, Altes zu erhalten und Neuem Raum zu geben, entstehen Baustellen, für die es keine Schablone gibt. Der Markt liebt Spezialisten, das stimmt. Doch zugleich sind flexible Allrounder gefragt, die Mauerwerk, Putztechnik und – ja, auch schon mal feuchte Keller – in den Griff bekommen. Regionale Betriebe setzen gern auf Weiterbildung: Wer die Chance hat, ein Seminar zu historischen Mörteln oder Feuchtesanierung zu besuchen – machen! Nicht alles lernt man am ersten Tag. Manchmal auch nicht im ersten Jahr. Auch die Digitalisierung hält Einzug: Bauwerksdiagnostik per Software, Dokumentation am Tablet – aber wehe, man vergisst den Bleistift. Papier verschwindet eben nie ganz, weder im Denkmalschutzamt noch in unseren Hosen.
Vielleicht ist das der wahre Grund, warum viele diesen Weg überhaupt einschlagen – oder nach Jahren zurückfinden: Man schafft Bleibendes, tauglich für Generationen. Nicht Großprojekt mit Zeitdruck und Massenware, sondern Einzelstücke mit Geschichte, für deren Erhalt man (oft wortwörtlich) die Ärmel hochkrempelt. Das ist kein Spaziergang – zugegeben. Aber man geht selten allein und fast nie ohne Geschichten im Werkzeugkasten heim. Was bleibt: Wer einmal gesehen hat, wie aus Ruinen Schmuckstücke werden, fängt an, Stein und Mörtel anders zu betrachten. Oder?
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