PORR GmbH & Co. KGaA | 33311 Gütersloh
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Wenn ich ehrlich bin: Es gibt diese stillen Orte in Bochum, die man erst wahrnimmt, wenn man sie verlieren könnte. Ein verwaschener Backsteinsockel an einer Gründerzeitvilla. Der übriggebliebene Gewölbekeller, mit Geschichte in jedem Riss. Solche Stellen ruft niemand ins Schaufenster; aber sie halten die Stadt zusammen. Wer sich hier auf den Beruf des Maurers in der Restaurierung einlässt, landet nicht selten genau dort – zwischen Staub und stillem Respekt vor dem, was war.
Manchmal fragt man sich, wer für den Job überhaupt auf die Idee kommt. Handwerk, klar – aber nicht das übliche Quadratmuster. Hier wird nicht nur gemauert. Hier wird beobachtet, gedeutet, konserviert, mitunter improvisiert, wenn die alte Fuge Brösel legt. Restaurierungsarbeiten sind nichts für Schablonenfreunde: Jeder Bau ist eine kleine Wundertüte. "Das haben wir immer so gemacht" funktioniert genauso selten wie TikTok-Tutorials. Was viele unterschätzen: Die Materialkenntnis ist immens – böhmische Ziegel, preußische Kappe, schlesischer Sandstein. Und dann die Technologien: Mörtelanalysen, Laservermessung, Feuchtigkeitsmessgeräte – ja, die Klassiker. Aber kommt mal auf so einen Dachboden, wo das Fachwerkträgerlein launisch quietscht: Da zählt Gefühl, nicht Zertifikat.
Wer öfter in Bochum unterwegs ist, merkt schnell: Die Stadt ist ein Flickenteppich zwischen Bergbaugeschichte, Nachkriegssanierung und Baustellenromantik. Für Restaurierungsmaurer heißt das: Einsätze an Kirchenfassaden in Stahlhausen, Brückenwiderlager im Ehrenfeld, Siedlungshäuser in Wattenscheid – jede Baustelle ihr eigener Kosmos. Was einem keiner sagt: Manchmal stehst du im Staub, weil nebenan noch abgebaut wird; dann wieder verhandelst du gefühlt mit dem Denkmalschutz über den Mörtelanteil. Interessant vielleicht für Einsteiger: Das Verdienstniveau liegt nach aktuellen Erfahrungen meist zwischen 2.600 € und 3.200 € monatlich, für erfahrene Kräfte auch darüber hinaus – ein Stück weit je nach Verantwortungsbereich und Betrieb. Die Krux dabei: Wer direkt auf Restaurierung spezialisiert ist, hat oft eine bessere Verhandlungsbasis als Allrounder, aber zu Lasten ständig wechselnder Baustellen und klammen Zeitplänen. Da hilft nur: robuste Nerven und ein Händchen für Spontan-Logistik.
Es gibt viele, die glauben, das Ruhrgebiet sei ein Ort für den Presslufthammer, nicht für filigrane Restaurierungen. Trugschluss. Gerade in Bochum rollt in den letzten Jahren ein Umdenken durch die Straßen: Wärmeschutzauflagen, die Neubelebung alter Industriequartiere, gezielte Förderprogramme für Denkmalschutz – schon klar, die Mittel sind nicht üppig, aber sie sind Anlass, genauer hinzusehen. Für wechselwillige Maurer oder Berufseinsteiger eröffnet das Spielräume. Kompetenzen, etwa im Umgang mit Bio-Baustoffen oder energetischer Sanierung traditioneller Bausubstanz, rücken schleichend in den Fokus. Ich habe das Gefühl, dass es oft die kleinen Büros und Inhaberbetriebe sind, die hier die Nase vorn haben. Nicht laut, aber unermüdlich.
Wer einen Job sucht, bei dem alles planbar, modern, glänzend und immer gleich ist – der sollte vielleicht in die Neubauabteilung abbiegen. In der restaurierenden Maurerzunft von Bochum hingegen wartet Arbeit, die selten Schlagzeilen macht, aber ihre Stadt leise repariert. Man versaut sich die Hände (und manchmal mehr), man lernt nie aus, und das Lob kommt oft erst Jahrzehnte später – sofern überhaupt. Aber: Es bleibt Geschichte unter den Fingernägeln, eine Portion Sturheit und eine Menge Stolz. Vielleicht nicht jedermanns Sache. Aber für manche das einzig Wahre.
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