DIPL.-ING. H. BENDL GMBH & CO. KG BAUUNTERNEHMEN | 89312 Günzburg
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DIPL.-ING. H. BENDL GMBH & CO. KG BAUUNTERNEHMEN | 89312 Günzburg
Man sucht sich den Beruf nicht aus wie ein Paar neue Schuhe. Irgendwann steht man auf einer Staubwolke vor einer Fassade aus dem 17. Jahrhundert und fragt sich: Was mache ich hier eigentlich? Eine gängige Frage, besonders als Berufseinsteiger, wenn der Mörtel noch nicht fest ist und die Routine fehlt. In Augsburg, Stadt der Zunfthäuser und stillschweigenden Steine, ist die Restaurierung eine eigenwillige Disziplin. Kein Job für Automaten. Eher was für Leute mit Sinn fürs Detail, Geduld – und für das Unvermeidliche: mal schiefgelaufene Tage.
Wer mit der Kelle arbeitet, kann mehr zerstören als bewahren. Das architekturgeschichtliche Erbe Augsburgs bringt spezielle Anforderungen mit sich. Es ist ein Spagat zwischen Denkmalschutzauflagen, den Launen moderner Bauherren und technischen Finessen, die in keinem Lehrbuch stehen. Irgendsowas zwischen Archäologe und Feinmechaniker – mit rauen Händen. Und ehrlich: Gerade junge Maurer unterschätzen oft, wie viel Spürsinn es braucht, alte Bausubstanz nicht einfach „auf Modern“ zu trimmen, sondern Schicht für Schicht Geschichte zu entschlüsseln. Vielleicht fängt da der Stolz an, bevor das Gehalt rollt.
Das Bild ist nicht nur rosig, aber eindeutig: Wer restaurieren kann, ist gefragt wie nie. Augsburg stemmt zahlreiche Stadtbildprojekte, Immobilienbesitzer wollen Bestand im Wert halten, Investoren spekulieren auf das authentische Altstadtflair. Die Zahl der Baufirmen, die überhaupt qualifizierte Restaurierungsaufträge annehmen, ist überschaubar – das gibt Verhandlungsspielraum. Neu im Team? Als Einstiegsgehalt winken meist zwischen 2.600 € und 2.900 €. Mit Erfahrungsjahren, Zusatzqualifikationen oder spezieller Expertise sind 3.100 € bis 3.700 € absolut kein Wunschdenken. Kleinbetriebe zahlen mitunter weniger transparent, Familienbetriebe setzen oft auf Leistung statt Tarif. Letztlich bleibt’s ein Haifischbecken, aber zumindest eins mit klarer Wasserqualität.
Manchmal kommt der Auftrag ins Haus, und schon sitzt man knöcheltief im feuchten Kellergewölbe unter einem Barockbau. Das klingt romantischer, als es ist – starker Schimmelgeruch und Taschenlampe inklusive. Hier geht’s weniger um Speed als um Expertise. Alte Verblender, spezielle Mörtelrezepturen (mein Favorit: Sumpfkalk – teuer, aber grandios für feuchte Gemäuer) verlangen nach präziser Ausführung – und Geduld. Der Denkmalschutz schnauft einem dabei im Nacken, viele Vorgaben sind im Alltag schwer vereinbar mit dem realen Zeit- und Preisdruck. Wer einmal tagesaktuell erlebt hat, wie ein Fassadenanstrich abgelehnt wird, weil „die Farbfassung nicht stimmt“, überlegt sich beim nächsten Mal dreimal, wie viel Eigeninitiative wirklich sinnvoll ist.
Stillstand bedeutet Rückschritt – Floskel, ja, aber mit Bodenhaftung. Wer sich auf die Restaurierung einlässt, tut gut daran, sich mit Materialkunde, ökologischen Baustoffen oder bauhistorischen Dokumentationsmethoden weiterzubilden. In Augsburg gibt es dezente, aber wachsende Möglichkeiten, sich zu spezialisieren: Stucktechniken, Hanfmörtel-Workshops, Grundkurse für Reversibilität von Restaurierungseingriffen. Die Konkurrenz ist keine Masse, aber gut vernetzt. Chancen gibt es, besonders für Leute, die neben dem Handwerk auch ein wenig „forschen“ wollen – und denen es nichts ausmacht, sich die Hände regelmäßig dreckig zu machen (und nicht nur bildlich).
Bleibt die Frage: Warum tut man sich das an? Die Antwort ist meistens banal. Es ist das Gefühl, Teil einer längeren Geschichte zu sein, die eigene Arbeit im Stadtbild zu sehen – und abends zu wissen, dass man tatsächlich Substanz hinterlassen hat, mehr als nur Fugenmörtel. Nicht alle verstehen es, nicht jeder will es. Aber in Augsburg, zwischen Fugger und Fassade, herrscht Einigkeit: Wer hier restauriert, hält mehr zusammen als Wände.
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