ncc guttermann GmbH | 86956 Schongau
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Manchmal frage ich mich, was entsteht, wenn man Mathematik und Programmiersprache in einen gemeinsamen Topf wirft – heraus kommt dieser merkwürdige, eigensinnige Beruf, der Mathematisch-technische Softwareentwickler genannt wird. Das klingt nüchtern, beinahe ein bisschen langweilig. Wer es allerdings einmal wirklich ausprobiert hat, merkt: Es geht um viel mehr als Formeln und Code. In Augsburg, wo sich die Wirtschaft immer wieder neu sortiert und zwischen alten Industriepalästen und hippen Tech-Hubs eine seltsame Koexistenz entsteht, bekommt dieser Job eine spezielle Würze.
Das typische Bild? Tja, sitzt man als Einsteiger (oder als gestandener Quereinsteiger – nicht selten) in einem der unscheinbaren Büros irgendwo zwischen Wertach und Lech, erwartet einen kein reines Zahlenjonglieren. Die Aufgaben sind oft so hybrid wie die Branche selbst: Da wird aus einem abstrakten mathematischen Modell plötzlich ein Algorithmus, und irgendwann blinkt die dazugehörige Software auf dem Bildschirm eines Automobilzulieferers oder eines Robotik-Startups. Und spätestens dann merkt man – das, was man sich an der Uni oder Fachschule mühsam erarbeitet hat (Differenzialgleichungen, Optimierungsverfahren und dieser C++-Syntaxquark), wird in Augsburg plötzlich existenziell für die Produktentwicklung. Ohne Scherz.
Wo landet man in Augsburg nun konkret? Im Dunstkreis großer Maschinenbauer spielt die Musik – zumindest was den Arbeitsmarkt betrifft. Wer Maschinen, Anlagen oder Fertigungsprozesse zu möglichst sparsamen, sicheren und zuverlässigen Systemen machen soll, kommt um präzise mathematische Modelle und passgenaue Software gar nicht herum. Hinzu kommen Bereiche wie Medizintechnik, Logistik oder die in der Region verankerten Forschungsprojekte an der Uni. Die Aufgaben: Simulation, Datenanalyse, Embedded Software – manchmal auch alles zugleich. Klingt unübersichtlich? Ist es auch. Aber das ist ja irgendwie der Reiz.
Der Verdienst? Nun, man liest vieles – und glaubt die Hälfte nicht. Fakt ist: Einstiegsgehälter bewegen sich in Augsburg meist zwischen 3.200 € und 3.700 €. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung, vielleicht noch mit einer Vertiefung (Machine Learning, Prozessautomatisierung oder ein Exot wie Quantum Computing), können 4.200 € bis 5.000 € realistisch werden. Klar, keine Münchner Verhältnisse – aber im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten hier gar nicht so schlecht. Gerade, wenn man bedenkt, dass so manche Softwarelösung einem mittelständischen Traditionsbetrieb sprichwörtlich das wirtschaftliche Überleben sichert. Ich kenne Kollegen, die sagen: „Unsere Algorithmen sitzen praktisch mit im Aufsichtsrat.“ Eine gewisse Übertreibung – aber ein Körnchen Wahrheit ist dran.
Was viele unterschätzen: Die fortlaufende Veränderung. Nein, das ist kein Buzzword. Wenn man sich die Technologielandschaft in Augsburg anschaut – von Industrie 4.0 bis zu datengetriebener Prozessoptimierung –, wird rasch klar, dass selbst Mathe-Asse nach Jahren nochmal umlernen dürfen. AI-Toolkits, Cloudprozesse, Schnittstellen-Chaos: Wer meint, „jetzt kann ich’s“, ist meist schon abgehängt. Vielleicht nicht sofort, aber mittelfristig. Das ist herausfordernd, ja – aber auch befriedigend. Denn ehrlich: Dazulernen ist für diesen Beruf keine Option, sondern fast schon Überlebensprinzip. Und Augsburg, mit seinen Initiativen rund um Digitalisierung und angewandte Forschung, bietet überraschend viele Möglichkeiten, in Themen wie künstliche Intelligenz, Simulation oder Prozessmodellierung einzutauchen. Manchmal fragt man sich: Warum eigentlich nicht früher?
Apropos Weiterbildung: Was nach Floskel klingt, prägt hier tatsächlich den Alltag. Kurse an Fachhochschulen, Module zu Cyber-Physical Systems oder Hackathons zu Industrie-Anwendungen – oft in Kooperation mit lokalen Firmen – sind eher Regel als Ausnahme. Die Szene ist kleiner als in Berlin, doch dafür persönlicher. Man läuft sich über den Weg, tauscht sich aus, hilft sich weiter. Ich empfinde das als Vorteil, selbst wenn manchmal der frische Wind der Großstadt fehlt. Augsburg bleibt eben bodenständig, auch (oder gerade) im technischen Bereich.
Unterm Strich ergibt sich für Berufseinsteiger wie für wechselwillige Profis ein durchaus reizvoller Mix: Die traditionellen Branchen fordern solides Mathe- und IT-Handwerk, gleichzeitig ziehen neue Projekte, etwa rund um smarte Produktionsprozesse oder medizinische Diagnostik, frische Ansätze und Denkweisen. Es ist kein Job für Freunde des bloßen Abarbeitens. Wer Lust auf einen mental fordernden Alltag und regionale Praxisnähe hat, findet in Augsburg eine Nische, die alles andere als grau oder eindimensional ist. Manchmal chaotisch, manchmal verkopft, aber in Summe überraschend lebendig. Ob das die perfekte Mischung ist? Für mich jedenfalls kommt’s ziemlich nah ran.
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