Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) | 37083 Göttingen
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Häufig, wenn ich am Morgen das HoPla überquere (Holländischer Platz für Auswärtige), frage ich mich, wie viele der stillen Gesichter um mich herum dem Alltag eines Mathematikers entgegensehen. Kassel ist wahrlich keine Metropole – eher eine Stadt mit rauer Oberfläche, manchmal mit Ecken, an denen man hängen bleibt, doch genau darin steckt eine gewisse Ehrlichkeit. Und vielleicht auch ein gutes Stück Realität für Berufsanfänger, die den Schritt ins Arbeitsleben wagen, egal ob frisch nach dem Abschluss oder als Umsteiger auf der Suche nach Neuem. Aber was bedeutet es, gerade hier, Mathematiker zu sein?
Wer Mathematik studiert, bekommt nicht selten die Frage gestellt: „Und was machst du dann damit? Lehrer?“ Geduldige Erklärungen gehören fast zum Berufsbild. In Kassel ist das Tätigkeitsspektrum breiter, als Außenstehende häufig ahnen mögen. Banken, Versicherungen, das große Feld der industriellen Digitalisierung – die Nordhessen sind vielleicht nicht Frankfurt, was Finanzkraft angeht, aber in Sachen datenbasierte Produktion, Logistik oder Energie gibt es für Analytiker genug zu tun. Werkzeuge, die man sich im Studium erarbeitet hat – Stochastik, Modellierung, algorithmisches Denken –, landen selten im Schrank. Große Unternehmen wie SMA setzen auf mathematische Simulationsmodelle, kleinere Mittelständler brauchen Experten für Prognosen. Kurz: Die Mathematik findet immer wieder neue Nischen, oft überraschend bodenständig. Selten spektakulär, aber stets gebraucht.
Für Berufsanfänger: Wer glaubt, nur abstrakte Gedankenspiele zu lösen, der irrt. Die Kunst liegt darin, Komplexität zu entwirren und diese Kunst nutzbar zu machen. Dabei fällt auf – und vielleicht ist das eine regionale Note –, dass in Kassel weniger Show gefragt ist, vielmehr eine gewisse Erdung. Hier will niemand mit fremden Pfeilen auf fremden Bogen schießen. Man wird an Ergebnissen gemessen. Heißt: Wer sauber arbeitet und sein Gegenüber auch ohne zwei PowerPoint-Schlachten überzeugen kann, ist im Vorteil. Flexibilität braucht man, das steht außer Frage – die Schnittstellen zu IT, Ingenieurwesen oder klassischer Statistik sind oft fließend. Manchmal wird von Mathematikern auch verlangt, scheinbar trockene Kost in den Werkzeugkasten des Mittelstands zu übersetzen. Nicht immer ein Zuckerschlecken, aber auch kein Hexenwerk.
Reden wir nicht drum herum: Endlos hohe Gehaltskurven sucht man hier selten. Am unteren Ende der Skala bewegen sich die Einstiegsgehälter noch um 3.200 € bis 3.700 € – konservativ gerechnet. Wer mehr Erfahrung und Nischenwissen etwa in Data Science, Versicherungs- oder Energiemathematik mitbringt, kann auch 4.000 € bis 4.800 € realistisch ansetzen. Verglichen mit dem Frankfurter Glaspalast mag das bodenständig wirken, doch Lebenshaltung und Freizeitwert darf man in Kassel nicht kleinreden – und dann ist plötzlich auch ein Spaziergang durch die Karlsaue ziemlich viel wert.
Jobunsicherheit? In Kassel erstaunlich selten zu spüren, wenn man solide Grundkenntnisse und etwas Durchhaltevermögen mitbringt. Gerade im Energiesektor, in technologieaffinen Mittelständlern oder Spezialsoftwarehäusern werden immer wieder Leute gesucht, die sich in den Untiefen von Modellierung und Statistik nicht nur auskennen, sondern sie auch erklären können. Was viele unterschätzen: Berufsfelder ändern sich, aber der Mangel an Menschen, die wirklich analytisch denken, bleibt. Wer sich laufend weiterbildet – sei es Richtung Programmierung, Data Engineering oder Risikomodellierung –, schiebt seine Chancen nach vorn.
Ich habe erlebt, wie sich in Kassel ein pragmatischer Optimismus halten konnte, während anderswo Goldgräberstimmung ausbrach. Manchmal fragt man sich: Ist Kassel nun der stille Star oder einfach nur ehrlich? Vielleicht beides. Mathematiker sind hier gefragt. Nicht selten unsichtbar, aber unverzichtbar. Und das ist, Hand aufs Herz, keine schlechte Ausgangslage.
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